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22.07.2011 - Hockey-Talente sollen gefördert werden, aber dabei die Schule nicht vernachlässigen. Der Bayerische Hockey-Verband (BHV) kooperiert seit einem Jahr mit der Bertolt-Brecht Schule Nürnberg als „Partnerschule des Leistungssports“. Etwas Vergleichbares gibt es bislang in Hockey-Deutschland nicht. Die Nürnberger Gesamtschule mit Hauptschule, Realschule und Gymnasium hat bereits seit elf Jahren Erfahrung mit Leistungssportklassen: aktuell neben Hockey auch in Badminton, Basketball, Fußball, Handball, Judo, Ringen, Schwimmen und Taekwondo. Schulleiter Dr. Harald Schmidt: „Wir freuen uns, seit diesem Jahr auch Hockey anbieten zu kommen. Hockey ist eine sehr attraktive und olympisch erfolgreiche Sportart."
Der Start ist geglückt. Klaus Sender (München) ist zufrieden. Als Vizepräsident des Bayerischen Hockey-Verbandes ist er für dieses Projekt verantwortlich. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit den Beteiligten: dem bayerischen Kultusministerium, der Regierung von Mittelfranken, der Stadt Nürnberg, dem Olympiastützpunkt Bayern (OSP), der Schulleitung, dem ehemaligen Sportdirektor des Deutscher Hockey-Bundes (DHB) Rainer Nittel, dem DHB-Bundestrainer Uli Forstner und dem Nürnberger HTC, auf dessen Clubanlage das Hockeytraining stattfindet.
Auch BHV-Verbandstrainer Hermann Ellenbeck ist angetan von der Konzeption: „Ziel des Projektes ist es, talentierten Hockeyspielerinnen und -spieler mit klaren Perspektiven in einer Auswahlmannschaft eine Möglichkeit zu bieten, das Trainingspensum zu erhöhen und zu professionalisieren und trotzdem einen passenden Weg durch die Schullaufbahn zu finden.“
Aktuell zwölf Hockeyspieler aus Vereinen des Großraums Nürnberg nutzen diese Chance. Während andere die Schulbank drücken, gehen sie drei Mal die Woche morgens erst einmal zum Hockeytraining, das der Nürnberger Diplom-Trainer Sven Lindemann hält. Max Müller, Nürnberger Spielführer der Herren-Nationalmannschaft, ist im Frühtraining für die individuelle Technikausbildung verantwortlich und Klaus Ludwig als DHB-Stützpunkttrainer Athletik für die körperliche Weiterentwicklung der Schüler. Lindemann: „In der kleinen Gruppe kann man natürlich auch auf individuelle Schwächen sehr gut eingehen.“ Ein eigener Bus bringt die Hockeyspieler nach dem Training zum Schulunterricht.
Felix Mathes, Leistungssportschüler Hockey an der Bertold-Brecht-Schule, ist zufrieden: „Mir gefällt das Projekt sehr gut, weil es mich im Hockey stark fördert. Ich lerne in jedem Frühtraining dazu.“
Auch zu den Fachverbands-Lehrgängen stellt die Schule ihre Leistungssportler natürlich frei. Leiden die Noten unter den Fehlzeiten, bemüht sich die Schule nach Kräften, das wieder auszugleichen. Kleine Klassen, Hausaufgabenbetreuung, Nachführunterricht bis hin zu Einzelunterricht helfen dabei.
Olympiasieger Max Müller sagt dazu: „Für mich wäre dieses Angebot damals ideal gewesen. Normale Schulen haben verständlicherweise immer ein Problem, Auswahlspielern ein passendes Umfeld zu bieten. Durch die erforderlichen Kompromisse habe ich sowohl sportlich wie schulisch einiges Potenzial verschenkt.“
Und was ist zur Aufnahme in das Leistungssportfach Hockey an der Bertold-Brecht-Schule Nürnberg zu bedenken? Der früheste Einstieg in das Projekt ist im Hockey derzeit noch erst ab der siebten Klasse möglich. Zur Aufnahme ist mindestens der D-Kader-Status erforderlich, der auch bis ein Jahr verspätet nachgereicht werden kann.
Mehr Informationen auf der Homepage der Bertolt-Brecht-Schule: www.bbgs.de
Robert Menschick

Bei Schlenzübungen: (von links) Stefan Mathes, Leon Krieg, U21-Nationaltorwart Felix Reuß, Techniktrainer Max Müller, Felix Kohlmann. Foto: Greg Wesley

Beim Frühtraining: (von links) Leon Krieg, Felix Kohlmann, Joshua Kastner, Franziska Sölch, Sina Eckhardt, Daniel Neumann, David Wacker, Felix Egerer, Stefan Mathes, Techniktrainer Max Müller, U21-Nationaltorwart Felix Reuß. Foto: Greg Wesley
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