01.08.2014 - 18 junge Hockeyspielerinnen und -spieler im Alter zwischen 15 und 18 Jahren reisen im August zu den Olympischen Jugendspielen nach Nanjing/China. Bei der zweiten Auflage der Jugendspiele (16. bis 28. 8.) treffen sie Leistungssportler aus der ganzen Welt. Wibke Weisel, Vorstand Jugend und Jugendsekretärin des Deutschen Hockey-Bundes, blickt im Interview mit hockey.de auf den Wettbewerb, die olympische Atmosphäre und das breite Rahmenprogramm.
In guten zwei Wochen finden im chinesischen Nanjing die zweiten Olympischen Jugendspiele statt. Zum ersten Mal sind dann Hockeyspielerinnen und Hockeyspieler Mitglieder der deutschen Delegation. Welche Erwartungen hast Du und der Verband an die Jugendspiele?
Weisel: Ich wünsche unseren beiden Teams, dass die Teilnahme ein unvergessliches Erlebnis in ihrem Sportlerleben wird. Ich erwarte einen Hockeywettbewerb, der uns hoffentlich positiv überraschen wird, denn momentan hat noch niemand wirklich eine Idee, wie Hockey5 in einem solchen Turnier aussieht.
Die Olympischen Jugendspiele wurden ins Leben gerufen, um die Jugendlichen auf die große Olympische Bühne vorzubereiten. Junge Leistungssportlerinnen und Leistungssportler kommen dazu aus der ganzen Welt zusammen. Welche Beitrag können die Olympischen Jugendspiele für die Persönlichkeitsentwicklung leisten?
Weisel: Ich hoffe, dass die Jugendspiele dazu einen großen Beitrag leisten. Ein solches Gemeinschaftserlebnis mit Sportler/innen aus aller Welt wird bei vielen Teilnehmer/innen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich wünsche Ihnen viele Kontakte innerhalb der deutschen Delegation, aber auch zu anderen Nationen; das Leben im olympischen Dorf sollte hierzu genug Möglichkeiten bieten.
Umrahmt werden die sportlichen Wettkämpfe von einem Kultur- und Bildungsprogramm. Sportliche und gesellschaftliche Themen werden dabei angesprochen. Aber auch das Erlernen landestypischer Bräuche, Tänze und Riten steht auf dem Plan. Welche Rolle kann ein solches Kultur- und Bildungsprogramm im Rahmen der Olympischen Jugendspiele übernehmen? Wie wichtig ist die Verbindung von Sport und Bildung in diesem Altersbereich?
Weisel: Ich halte die Verbindung von Sport und Bildung für sehr wichtig. In der Schule andere Kulturen besprechen und Weltoffenheit üben, ist etwas komplett anderes, als tatsächlich in anderen Ländern auf fremde Kulturen zu stoßen. Der Sport ist ein hervorragender „Türöffner“ für solche Erfahrungen.
Jeweils neun männliche und neun weibliche Hockeyspieler aus zwölf verschiedenen Vereinen vertreten die deutschen Farben in Nanjing. Bei den Jugendspielen wird in der „Hockey5“-Variante gespielt. Welche Besonderheiten warten auf die Jugendlichen? Mit welchen sportlichen Erwartungshaltungen reisen die Teams nach China?
Weisel: Nach unseren Erfahrungen und Gesprächen im Vorfeld wird es ein sehr anstrengendes Turnier. Hockey5 mit einer Bande, die durch seine Maße auch leicht hoch gespielte, oder vom Torwart abgefälschte Bälle immer wieder im Spiel hält, wird eine sehr intensive Geschichte. Der Torwart wird wahrscheinlich noch stärker ins Abwehrspiel eingebunden. Wir haben versucht, das alles im Training mit einen Hallenbande zu simulieren, denn in ganz Europa gibt es meinem Wissen nach noch keine Bande, die den offiziellen Vorgaben für Hockey5 entspricht.
Sportlich erwarten wir von unseren Teams, dass sie ihr Bestes geben und uns würdig vertreten. Das möchte ich aber nicht an einer Platzierung festmachen, sondern vielmehr am Einsatzwillen und einer tollen mannschaftlichen Geschlossenheit. Der gerade veröffentlichte Spielplan inklusive Gruppeneinteilung lässt vermuten, dass wir in einem guten Mittelfeld landen können.
Neben den sportlichen Wettkämpfen werden sicherlich auch die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie das gemeinsame Wohnen im Olympischen Dorf für eine besondere Atmosphäre sorgen. Welche Erlebnisse wünscht Du den deutschen Startern?
Weisel: Viele „Gänsehautmomente“, die man sich nicht nur noch nach Jahren immer wieder vor Augen rufen kann, sondern die sie auch zurück in ihre Vereine und Verbände tragen. Die olympische Idee dreht sich ja nicht nur um Leistungssport, sondern vor allem auch um die Vermittlung von Werten, und das halte ich in unserer heutigen Welt für sehr wichtig, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.
Als ehemalige Nationalmannschaftsspielerin weißt Du, dass Großveranstaltungen ganz besonders sind und ihre eigenen Gesetze haben. Welchen Rat würdest Du den 18 deutschen Hockeyspielern mit auf den Weg nach Nanjing geben?
Weisel: Schwierige Frage... Ich war schon fast am Ende meiner sportlichen Laufbahn, als ich bei der WM 1998 für Deutschland auflaufen durfte. Die vielen Nebenschauplätze wie die Eröffnungsfeier, das olympisches Dorf und viele andere, die es bei den Olympischen Jugendspielen geben wird, standen damals gar nicht zur Wahl. Der Fokus war einzig und ausschließlich auf den Sport gerichtet. Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass die Möglichkeiten zu und die Förderung von internationalen Kontakten und das gemeinsame Erlebnis einen größeren Spielraum gehabt hätten, aber das hat mich damals nicht gestört.
Unseren Teams wünsche ich eine tolle Zeit, und ich würde mich freuen, wenn sich ein gelungener sportlicher Auftritt mit der Teilnahme an anderen Angeboten kombinieren ließe. In anderen Worten: Genießt jeden Moment!
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