Samstag, den 29.03.2003


Der Sultan ließ uns im Regen stehen


Nein, nein, kein unfreundlicher Akt, ganz im Gegenteil. Aber Wortspiel muss sein. Aber der Reihe nach.

Es ist eine Menge passiert in den letzten 24 Stunden. Und Sie waren bisher ungewohnter Weise nicht im Bilde. Zu viele gesellschaftliche Verpflichtungen, Sie verstehen. Aber zunächst war mal Hockey.
Das Spiel gegen Neuseeland. Der Spielbericht der dha hat Sie ja gleich ins Bild gesetzt. Gleich danach ging es in den Royal Ipoh Club, einem alten Clubhaus britischen Stils, dunkel holzgetäfelt, very british, sehr vornehm und gediegen. Hier waren wir von Dirk Te Heesen, einem seit zehn Jahren in Malaysia ansässigen Freund Bernhard Peters (noch immer Mitglied bei Uhlenhorst Mülheim und dem CHTC Krefeld, seinen früheren Vereinen, wo er auch Spieler der ersten Mannschaft und Jugendwart war) zum Essen eingeladen. Endlich einmal wieder "Steak hinter die Kiemen", wie es sich die Junx gewünscht hatten. Dabei ist das abwechslungsreiche Essen hier in unserem Hotel wirklich vorzüglich.
Heute Nachmittag dann ein informelles Treffen mit Botschafter Staks und seiner Frau. Er hat uns und Hockey seit dem Azlan-Shap-Cup 2001 und vor allem der WM ins Herz geschlossen, war auch bei der Champions Trophy 2002 in Köln zu Gast und ließ es sich nicht nehmen, trotz der vielen Arbeit insbesondere wegen des im Mai anstehenden Kanzler-Besuchs (das erste Mal in der Geschichte Malaysias) nach hier zu kommen, um heute Abend bei Shah Azlan zu Gast und morgen Zuschauer unseres Endspiels zu sein. Und da lag ihm daran, uns zu treffen. Es war eine richtig nette Stunde. Er stellte ein wenig die hier doch sehr im Verborgenen bleibende weltpolitische Lage dar, das Verhältnis Malaysias zur USA (wirtschaftlich sehr abhängig) und zur Bundesrepublik (die Deutschen hier traditionell und jetzt erst recht sehr beliebt). Auf Nachfragen von Hupe und einiger anderer gab er dann noch einen interessanten Überblick über die politische und gesellschaftliche Entwicklung Malaysias, seine Befürchtung einer zunehmenden Muslemisierung und den daraus sich aus seiner Sicht erwachsenden Gefahren. Er hätte noch stundenlang weiter machen können, er trug das so aufschlussreich und von detaillierter Kenntnis vor, die Junx waren sehr interessiert.
Aber die Abreise nach Kuala Kangsar stand an, dem Sitz des Sultans (wie wir heute feststellten, wohnt er aber wie wir in Ipoh in der Stadtresidenz. Ökologisch unsere Reise über "malayisch gefühlte" 40 km, tatsächlich wohl eher 80 km in die Berge daher eher zweifelhaft). Leider war es schon dunkel, als wir gegen 20.00 Uhr das malerische Schloß erreichten. Wie das Taj Mahal ganz weiß, von Scheinwerfern angestrahlt, mit vielen Zinnen und dicken Zwiebeltürmen, wie wir sie von Moscheen kennen (wer weiß unter den gebildeten InTeames-Lesern den Fachausdruck hierfür? Hier sagt man wohl "Dom" ). Alles in einem wunderschönen, von alten Bäumen umstandenen Park, alle Bäume und Sträucher erleuchtet. Leider regnete es in Strömen, aber wir durften trotzdem nicht in den Palast. Der Sultan hatte vor seinem Palast ein Riesenzelt aufbauen lassen, mit vielen kleinen Zelten drumherum, in denen allerlei Köstliches angeboten wurde. Ich will hier Ihre Magensäfte nicht unnötig in Wallung bringen, aber den Junx hat es geschmeckt.
Hier trafen wir auch Botschafter Staks wieder, den Siemens-Chef Malaysia, Herrn Rainer Althoff, der uns während der WM den Zugang zur Spitze der Petronas-Twin-Towers verschafft hatte (der aufmerksame InTeames-Leser weiß, Ex-Hockeyspieler von Gold-Weiß Wuppertal) und Frank Steinleitner (Stuttgarter Kickers), den Mercedes-Mann in KL, der so viel für das Gelingen der WM für uns getan hat und heute morgen aus Deutschland zurückgekehrt war. Am letzten Wochenende noch der große Gewinner mit dem McLaren-Mercedes-Team. Er behauptete, noch immer stinksauer auf uns zu sein, weil wir seine Einladung zum Formel-1-Qualifying und -Rennen am Sonnabend und Sonntag ausgeschlagen hätten. Eigentlich sollten wir dort Spiele haben. "Ich habe doch extra die Inder fernbleiben lassen, damit Ihr spielfrei seid." Nichts ist unmöglich, auch bei Mercedes kann man sich das vorstellen, bei Frank Steinleitner erst recht. Nachdem die Reden gehalten, wie immer bei Foto: Mannschaftsfotoalbum


Warum ich seit heute Horst heiße, sehen Sie hier. Alle Team-Manager wurden mit extra für sie angepassten und genähten Batik-Hemden ausgestattet, aus reiner Seide, sehr schön bei der Hitze zu tragen. Nur leider in den hiesigen Sultanats-Farben, viel gelb, wenig weiß und schwarz. Nur Kanarienvögel sind noch gelber.


lauter Musik das Buffet geräumt und die Geschenke ausgetauscht waren (ich habe dem Sultan die Symphonien Beethovens, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan geschenkt und bekam eine goldene Uhr in einem mächtigen Plexiglasrahmen eingelassen mit den Insignien dieses Turniers), gab der Sultan das Zeichen (Sie kennen das von Miss Sophie "I think I should retire, James") des Insbett-Gehens, verzog sich in seinen Palast und ließ uns im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Aber so ist das hier, schlagartig (ich habe es ja schon von der Players Nite zu Turnierbeginn berichtet) leert sich die Begegnungsstätte, ab in die Busse und allesamt wieder eine Stunde lang downtown. Unterwegs überholte uns dann die Eskorte des RollsRoyce des Sultans (auch wir natürlich, alle sieben Busse, von zahlreichen Polizeifahrzeugen und -motorradfahrern über die gesamte Strecke eskortiert). Demnächst wird der Sultan, Frank Steinleitners Besuch hat sich gelohnt, Maybach fahren. Um mit den Worten von Thilo Koch, dem ehemaligen ARD-Korrespondenten in New York zu schließen: "Guten Abend drüben in Deutschland". Hier ist jetzt Mitternacht und Bettruhe angesagt.

HockeyHerzlichst
Ab heute Horst Schuermann

 

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Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sportliches und Außersportliches.


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