Mittwoch, den 26.03.2003


Ich bin kein Typ, der auf den Tisch steigt, sich auszieht und Krawall macht


Von Torhütern und Linksaußen heißt es, sie seien ein wenig anders. Insbesondere bei den auf sich gestellten Typen zwischen den Pfosten stellt man immer wieder Eigenarten fest, besser Eigentümlichkeiten.

Davon scheint der Torhüter Nr. 2 auf dieser Reise, die bisherige Nr. 1 der Junioren, weit entfernt. Die pure Sachlichkeit, die konsequente Zielstrebigkeit, die aufgeschlossene Gelassenheit (nicht zu verwechseln mit destruktiver coolness). Von Uli Bubolz, vom oberster Verbal(l)horner Peters einstmals und dauerhaft Bubi Scholz getauft, ist die Rede.
Als er 1997/98 für ein Jahr den üblichen USA-Aufenthalt im ländlichen Maine absolvierte, entdeckte er die Möglichkeit, aus dem dort erworbenen High-School-Abschluß mehr zu machen. Ein Jahr College anhängen, einen Test bestehen, der die Fähigkeit des wissenschaftlichen Arbeiten attestierte, und schon konnte man die (auch deutsche) Hochschulreife erwerben. Das tat er mit einem anschließenden zweisemestrigen Studium Französisch an einer kanadischen Uni im französisch-sprachigen Lennox Ville. Zwischendurch mal kurze Stippvisite in Deutschland, wieder mal ein paar Länderspiele in der Ü 18 und "back to america". Nach der 12. Klasse hatte er so ohne deutsches Abi die Hochschulreife.. Sportfördergruppe und ab an die Technische Universität Berlin, wo er inzwischen bereits im 6. Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiert und kurz vor Beendigung des Grundstudiums (in vierzehn Tagen ist Prüfung) steht. Eigentlich stünde zu Beginn des Hauptstudiums noch einmal ein Auslandsaufenthalt an, aber da ist Olympia vor. "Und halbe Sachen sind nicht mein Ding." Athen 2004 ist das derzeitige sportliche Ziel des sehr sachlichen, sehr ausgeglichenen, sehr zuverlässigen, höflichen jungen Mannes. Und viele seiner Ziele hat er bisher konsequent verwirklicht.

Im Hockey fing das mit 5 Jahren an. Seine Eltern im Berliner Stadtteil Lichterfelde lasen eine Anzeige des Berliner HC, der Kinder suchte und so kam Uli, der bis dahin geturnt und im Berliner Kinderchor gesungen hatte, dorthin, Axel Ziegler war sein erster Trainer. Ein Jahr später wurde er der Mini-Gruppe von Carsten Keller zugeteilt, der suchte einen Torhüter und fragte, wer gut Fußball spiele. Uli meldete sich, zusammen mit einem zweiten Jungen, der beim nächsten Training fehlte. So zog Uli die Schienen an - und seitdem nicht mehr aus. Eine beispiellose Jugendhockeykarriere in einer Mannschaft begann, von deren Spielern man damals noch nicht ahnte, welche Karriere den Einzelnen bevorstand. Tibor Weißenborn, Florian Keller, Niko Sonnenschein, später noch Max Jesse. 8 x gewann diese Mannschaft deutsche Meisterschaften, 6 x war Uli Bubolz dabei (zweimal fehlte er wegen seines Amerika-Aufenthalts). Dabei gab es immer heftige Konkurrenz zwischen den Torhütern im BHC, zunächst mit Sebastian Bahner, ebenfalls Jugendnationalspieler, dann bei den Herren mit dem ehemaligen Junioren-Nationaltorhüter Stefan Kermas, in der vergangenen Saison sein Trainer und in der neuen wiederum sein Konkurrent. Dazu kommt in nun auch noch Jugendnationalspieler André Bienfait. Aber dem Uli wird nicht bange. "Konkurrenz kann nur gut sein, das bringt uns alle voran. Die Mannschaft steht im Vordergrund, aber Richtung Olympia habe ich natürlich auch persönliche Ziele."

Irgendwie wollte ich ihm noch etwas Verrücktes entlocken. Fehlanzeige. Auch Mannschaftskamerad und Zimmergenosse Tibor konnte nichts aufbieten. Keine Macke, keine besonderen Vorkommnisse. Auch Hupe fiel nur ein, dass auf der Schlägerseite das Tor bei ihm vernagelt sei. "Ich bin eben kein Typ, der auf den Tisch steigt, sich auszieht und Krawall macht."

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann

 

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Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sportliches und Außersportliches.


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ULRICH BUBOLZ

hier während der Junioren-EM in Luzern 2002 mal ausnahmsweise auf der Auswechselbank, sonst aber meist die Nummer 1 in der U21.
(Foto: Dieter Reinhardt)



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