Deutsche Hockey Zeitung:


WM 2006 Prognose

WM Prognose 11 - 30. März 2006

Peter Penders

„Halbfinale in der Athen-Besetzung“

Foto © Reinhardt

Fotos: Peter Penders als Journalist bei den Olympischen Winterspielen 2006 (mit Rosi Mittermaier) und als Spieler (vorne Zweiter von rechts) des Deutschen Feldhockeymeisters von 1989, SC Frankfurt 1880. (© Reinhardt, privat)

 

Meister erst als Spieler, dann als Hockey-Journalist – Peter Penders. Seit 1990 und erster Dienstfahrt zur Hockey-Weltmeisterschaft in Lahore/Pakistan gehört Penders der mehrfach ausgezeichneten Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an. Bei der FAZ ist der Deutsche Meister von 1989 (mit dem SC Frankfurt 1880) für die Ressorts Hockey, Ski alpin und Tennis zuständig, außerdem beim Fußball und Handball tätig. Seine aktive Hockey-Laufbahn beendete der Defensivspezialist 1994, als Trainer führte er die 80er-Herren ins Feld-DM-Finale 1997.

 

Frage 1

Werden Sie selbst (und wie oft bzw. an welchen Tagen) bei der WM in Mönchengladbach sein?

Als hockeyfreundliche Redaktion berichten wir natürlich über die komplette WM. Und Titelkämpfe im eigenen Land kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen und ziehe deshalb Hockey den US Open im Tennis vor. Ich bin die ganze Zeit in Mönchengladbach.

 

Frage 2

Was erwarten Sie von der Turnierveranstaltung?

Ich hoffe auf tolle Spiele vor einem hoffentlich ausverkauften Haus mit dementsprechender Stimmung. Die Latte hängt allerdings ziemlich hoch: Die atmosphärisch sehr dichte, gemischte WM ‘98 in Utrecht war für mich das bemerkenswerteste Sportereignis, das ich als Sportjournalist begleiten durfte.

 

Frage 3

Wer ist Ihr Favorit auf den Hockey-Weltmeistertitel 2006?

Seit dem Olympia-Halbfinale 2004 in Athen gegen Spanien (6:3) ganz eindeutig Australien. Ein faszinierenderes Hockeyspiel habe ich noch nie gesehen. Und gleichzeitig bleibt die Befürchtung, dass sich dies auch nicht mehr ändert.

 

Frage 4

Wie hoch ist die Chance, dass die deutsche Mannschaft ihren 2002 gewonnenen Titel erfolgreich verteidigen kann? Und auf welchem Platz wird sie die WM 2006 abschließen?

Wenn unsere Fußballspieler darauf bauen, dass mit entsprechender Unterstützung von den Rängen einiges möglich sein müsste, dann dürfen unsere deutlich höher einzuschätzenden Hockeyspieler darauf erst recht hoffen. Leider gilt das wohl auch für die Niederlande, die im Grunde auch Heimspiele haben. Im Halbfinale sollte es wie bei Olympia 2004 sein: Australien, die Niederlande, Spanien und Deutschland, und nach den Vorrundenleistungen hätte man in Athen auch nicht zwingend auf Australien gesetzt. Bernhard wird sich für die WM schon etwas einfallen lassen, und wenn es ein besonderes Abschiedsgeschenk ist...

 

Frage 5

Wie kann die Hockey-WM 2006 für die Popularisierung unserer Sportart in Deutschland genutzt werden?

Das ist eine ganz schwere Frage, und deshalb ist ja noch niemandem in der Vergangenheit eine durchschlagende Antwort eingefallen. In jedem Fall sind Veranstaltungen in Deutschland wichtig, weil der Aufmerksamkeitsgrad einfach höher ist. Ansonsten – und machen wir uns da nichts vor – bieten nur die Olympischen Spiele die ganz große Bühne, aber wenn der Vorhang fällt, ist das bundesweite Interesse wie bei vielen anderen Sportarten auch ganz schnell wieder weg. Ich glaube, dass die größte Trumpfkarte bleibt, Hockey als Familiensportart mit gehobenem Niveau zu vermarkten und eine gar nicht so kleine Nische zu besetzen, statt auf den ganz großen Durchbruch zu hoffen. Denn eins fasziniert mich neben dem Spiel an sich am meisten: Aus vielen Mit- und Gegenspielern sind doch tatsächlich Freunde oder zumindest Bekannte geworden, die man auch Jahre nach der Karriere immer noch gerne trifft.

Aber Hockey und populär – das scheint sich generell immer noch zu beißen. Ein Hockeyspiel im Fernsehen abseits der Großveranstaltungen ansprechend im gewohnten Niveau anderer Sportarten zu präsentieren, bleibt ein ungelöstes Problem, weil der technische Aufwand extrem hoch ist. Als Medienvertreter sehe ich außerdem nicht, dass die einteilige Liga beim Thema Popularität zu einer extremen Verbesserung der Situation geführt hat. Zudem bin ich nach wie vor ein Gegner von Endrunden auf dem Feld, weil das zweitwichtigste Spiel des Jahres – das Halbfinale – medial durch den Rost fällt und ein Endspiel ohne vorherige Berichterstattung plötzlich vom Himmel fällt. Ich mag mich täuschen, aber ich glaube, dass jedes einzelne Endspiel unserer Dreier-Finalserie gegen Mülheim (1987–89) immer noch mehr Zuschauer hatte als alles, was national danach kam. Das kann auch daran gelegen haben (und ich bin davon überzeugt), dass damals zwischen Halbfinale und Finale eine Woche Zeit für eine Vorberichterstattung war, die mittlerweile entfällt.

Und wenn Hockey tatsächlich mehr Zuschauer in der Bundesliga haben will, müsste der DHB dringend einen Weg finden, die Spieltermine der ersten Ligen zu schützen, damit auch die zusehen können, die zusehen wollen – statt selber spielen zu müssen. Aber vermutlich wäre angesichts des Spielplans die Quadratur des Kreises einfacher.

 
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Hinweis

Das Jahr 2006 mit dem deutschen WM-Heimspiel in Mönchengladbach hat begonnen. Bis zur Weltmeisterschaft im September wird sich jede Woche ein anderer Hockeyexperte mit seiner Prognose in der DHZ zu Wort melden.

Die Fragen werden immer die gleichen fünf sein, die Antworten fallen sebstverständlich unterschiedlich aus. Aber darin liegt ja gerade der Reiz.

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