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Dabei Sein oder nicht dabei Sein

Kolumne aus Auckland - 1. Februar 2008

190 Tage, ein gutes halbes Jahr ist es noch hin, bis in Peking die Olympischen Spiele 2008 eröffnet werden, neben der Fußball-WM und der Tour de France wohl eines der größten und prestigeträchtigsten Sportereignisse der Welt. Daran eimal im Leben teilzunehmen, ist für die meisten Sportler Quell ihres Ehrgeizes, bringt eine olympische Medaille um den Hals doch Ruhm, Ehre, Bekanntheit und monetäre Vorzüge mit sich, und ganz nebenbei vertritt man auch noch das eigene Vaterland. Im Gegensatz zu Weltmeisterschaften, die zudem meist mehr Teilnehmer zulassen und daher weniger exklusiv sind, ist es vor allem der olympische Geist von Friede, Fairness und Völkerverständigung quer durch die Sportarten, der Olympia zu etwas Besonderem werden lässt und sich in dem allseits bekannten Motto manifestiert: „Dabei sein ist alles!“.
 So tröstlich dieses Credo für jene Mannschaften oder Sportler ist, die wie der Jamaika-Bob chancenlos im Wettkampf ihr Bestes geben oder auf dem undankbaren vierten Platz stehend ohne Medaille nach Hause fahren, so bitterböse klingt es doch in den Ohren solcher, die sich erst gar nicht für die Spiele qualifizieren können! Die eigentliche Herausforderung stellt daher wohl eher die Qualifikation dar, für die sich die internationale Hockeyvereinigung FIH etwas Neues hat einfallen lassen: Statt eines einzigen Turniers, bei dem zwölf Mannschaften um die verbliebenen Olympiatickets kämpfen, bekommen nun 18 Teams verteilt auf drei Turniere noch die Möglichkeit, sich für die Spiele von 2008 zu qualifizieren. Natürlich ist es sehr großzügig, mehr Nationen an den Turnieren teilnehmen zu lassen, aber umso grausamer ist es auch, dass sich pro Turnier jeweils nur der Sieger nach Peking aufmachen darf. Der muss sich nicht nur in der Gruppenphase, sondern dann auch im Finale beweisen, also sowohl Konstanz während der ersten fünf Spieltage, als auch Tagesform an Tag sechs beweisen. Und da kann es selbst haushohen Favoriten wie den Weltranglisten-Ersten aus Deutschland passieren, am Schluss die Fahrkarte in den Händen eines anderen Teams zu sehen.
 Für die drei Qualifikationsturniere der Hockeyherren, die von Februar bis April in Neuseeland, Chile und Japan stattfinden, gibt es der Weltrangliste nach sehr klare Favoriten für die jeweiligen Finalspiele: Deutschland und Japan, England und Indien sowie Neuseeland und Argentinien werden aller Wahrscheinlichkeit nach den Turniersieg unter sich ausmachen, handelt es sich bei ihnen allesamt um Mannschaften, die unter den Top zwölf Hockeynationen der Welt sind. Beim ersten der drei Qualifikationsturniere, das morgen im Crowns Relocations Stadium in der Nähe der neuseeländischen Stadt Auckland beginnt, sind zudem auch die anderen Platzierungsspiele recht vorhersagbar: Frankreich (Weltranglistenplatz 16) und Irland (19) werden wohl um Platz drei, die Außenseiter Trinidad & Tobago (24) und USA (27) um Platz fünf spielen. Es könnte also gut sein, dass letztlich ein neuntägiges Turnier, für das Mannschaften aus allen Ecken der Welt angereist und sich monatelang vorbereitet haben (ein Aufwand, der sich jedoch mit der Möglichkeit rechtfertigen lässt, im Austragungsland den Hockeysport populärer zu machen) auf ein einziges wichtiges 70-minütiges Spiel ganz am Schluss hinausläuft. Und bar jedes olympischen Geistes gewinnt dessen Sieger dann alles, während alle anderen komplett leer ausgehen. Die größte Tageszeitung des Gastgeberlandes The New Zealand Herald betitelte seine zweiseitige Sonderankündigung des Qualifikationsturniers heute auch dementsprechend schnörkellos mit „Winner takes all“.

Charlotte Geiger

 
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