22.10.2008 - Die Herren des Düsseldorfer HC stehen vor dem größten Einsatz der Clubgeschichte. Im Juli hatten sich die Schützlinge von Trainer Volker Fried als Aufsteiger mit dem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften die Qualifikation für die Euro Hockey League verdient. In Amsterdam geht es nun am Samstag und Sonntag gegen HC Bra (ITA) und Paris St. Germain (FRA) um den Einzug in die zweite Runde. Dass die Laune bei den Westdeutschen trotzdem nicht unbedingt himmelhoch jauchzend ist, liegt vor allem an der bis dato eher schwachen Saisonleistung.
Herr Fried, wie schätzen Sie die Situation denn direkt vor dem EHL-Start ein?
Volker Fried: „Von der Ansetzung her haben wir eine günstige Position, weil wir uns am Freitag beide Gegner noch einmal anschauen und die Erkenntnisse in unsere Taktik einfließen lassen können. Vielleicht reicht es dann ja sogar schon, sich am Samstag mit einem Sieg gegen den HC Bra die zweite Runde zu sichern. Aber wir dürfen nicht Gefahr laufen – und da war uns Krefeld in der letzten Saison warnendes Beispiel genug – zu leichtfertig oder gar überheblich an die Situation heranzugehen. Schließlich haben wir selbst es diese Saison auch noch nicht geschafft, an die Form der letzten Saison anzuknüpfen. Im Gegenteil: Die Leistungskurve hatte zuletzt eine zarte Welle nach unten.“
Aber der Anspruch muss doch sein, die zweite Runde zu erreichen?
Fried: „Selbstverständlich gehen wir mit aller Entschlossenheit daran, diese gute Gelegenheit auch zu ergreifen. Schließlich ist diese Teilnahme bislang auch einmalig für unseren Club. Auch für mich als Trainer ist das etwas Besonderes. Zwar habe ich als Aktiver selbst ein paar Mal Europacup gespielt, aber das hatte damals nicht annähernd die Wertigkeit der EHL heute.“
Wie sieht denn die Personal-Situation vor dem Wochenende aus?
Fried: „Bei Oliver Korn hält das Innenband fünf Wochen nach der Verletzung gegen den UHC wohl noch nicht wieder. Sechs bis acht Wochen dauert das im Regelfall. Da müsste schon ein Wunder passieren, wenn er das bis zum Wochenende packen sollte. Dazu fehlt uns Rüdiger Würfel aus Studiengründen. Er hat mit dem letzten Ligaspiel die Saison abgeschlossen, weil er in wenigen Wochen wichtige Prüfungen hat. Das trifft uns schon sehr, weil Rüdiger zuletzt ausgesprochen stark im Mittelfeld gespielt hat.“
Gibt es eine Chance auf einen Einsatz von Christoph Eimer?
Fried: „Nein, weil er sich zurzeit ganz klar auf seine Arbeit konzentriert. Im Moment ist er ohnehin bei einem internationalen Forschungsprojekt in Kairo, also nicht einmal in Deutschland. Allerdings wird er uns im Frühjahr wieder zur Verfügung stehen. Wäre also besonders schön, wenn wir mit ihm die zweite EHL-Runde bestreiten könnten.“
Wir haben bei hockey.de schon über die neuen Regeln berichtet. Wie haben Sie die trainiert?
Fried: „Nur in dieser Woche mal im Training. Da haben Alster und der UHC schon gewisse Vorteile, weil sie das im Match gegeneinander testen konnten. Gegen wen hätten wir das tun sollen? Dinge wie den Video-Beweis, die zwei Minuten Zeitstrafe für Grüne Karten oder die Verschärfung der Strafen für zu frühe Ecken-Herausläufer kann man ohnehin nicht im Training einbauen. Da geht es nur um den so genannten ‚Feld-Pass’, also dass man sich einen Freischlag selbst ausführen darf. Ich denke, bis die Spieler das verinnerlicht haben und daraus Vorteile ziehen können, wird die erste EHL-Runde ohnehin schon vorbei sein.“
Wann reist der DHC nach Amsterdam? Und wie viele Fans werden mitkommen?
Fried: „Da ab Donnerstag die Kosten übernommen werden, brauchten wir da zum Glück nicht mit spitzem Bleistift zu kalkulieren. Wir reisen also am Donnerstag an, können dann schon mal trainieren und uns am Freitag in Ruhe das Spiel der Konkurrenz anschauen. Leider – oder zum Glück, je wie man es sieht – gibt es am Wochenende noch Meisterschaftseinsätze unserer A-Jugend zeitgleich, so dass nicht jeder, der mit gewollt hätte, auch mitkommen kann. Ich rechne dennoch mit einer schlagkräftigen, hörbaren Fangruppe in Amsterdam, ohne jetzt sagen zu können, ob das 50 oder 100 Leute sind.“
Schauen wir zuletzt mal auf die Gegner. Ist Bra der Kontrahent, den man schlagen muss, um in Runde zwei einzuziehen?
Fried: „Das mag sicher das international unbekannte Team sein – was auf uns ja aber auch zutrifft. Aber die dominieren die italienische Liga sehr stark und sind mit den Tschechen und Indern, die dort zurzeit spielen, sicher nicht zu unterschätzen. Es ist einfach nicht mehr so, dass das alles Freizeitspieler sind, die da spielen. Deshalb halte ich auch nichts davon, mich auf Archiv-Videomaterial zu verlassen. Ich will die vor Ort selbst sehen.“
Und St. Germain ist nach dem letztjährigen Vorrunden-Erfolg gegen Krefeld der Gruppenfavorit?
Fried: „Es ist die bekanntere Mannschaft. Und es wurden in Frankreich zuletzt ja auch nahezu alle Nationalspieler dorthin zusammen gezogen. Dennoch halte ich es durchaus nicht für abwegig, auch St. Germain zu schlagen, wenn wir einen guten Tag erwischen. Wir haben die Mannschaft – mit allen Abstrichen einer solchen Veranstaltung – beim Saison-Vorbereitungsturnier in Krefeld bereits gesehen, allerdings nicht gegen sie gespielt.“
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