UHC-Damen wollen trotz Verletzten-Misere ins Finale einziehen
Trainer Lars Reinecke: „Wir können jetzt schon richtig stolz sein“
20.05.2010 - Mit dem aserbaidschanischen Meister Ata Sport hat das junge Team von UHC-Damentrainer Lars Reinecke den vermeintlich leichtesten Gegner im Turnier der besten vier Damen-Vereinsteams Europas bekommen. Die niederländischen Konkurrenten HC Den Bosch und Gastgeber AH&BC Amsterdam, die die europäischen Landesmeister- und Pokal-Wettbewerbe seit zwei Jahrzehnten nahezu nach Belieben dominiert haben, treffen im zweiten Halbfinale am frühen Abend direkt aufeinander.
Doch Ata Sport, von einem Öl-Konzern des osteuropäischen Landes mit allen nur möglichen Kräften gefördert, ist nahezu komplett deckungsgleich mit der aserbaidschanischen Damen-Nationalmannschaft, die seit Jahren zu den Top Acht in Europa gehört und das olympische Turnier 2008 nur knapp im Finale des Qualifikationsturniers von Baku gegen WM-Vierten Spanien verpasste. Ein knappes halbes Dutzend ehemaliger koreanischer Jugend-Nationalspielerinnen gehören seit 2007 zu diesem Team – in einer Blitzaktion vor der Europameisterschaft in Manchester alle eingebürgert.
Das Team aus der östlichsten Ecke Europas steht durch die ehrgeizigen Pläne der dortigen Sport-Verantwortlichen mächtig unter Druck und hat sich unter absoluten Profi-Bedingungen längst zu einem mehr als ernsthaften Gegner im Hockeysport entwickelt. Das unterstreicht nicht zu letzt das Auftreten bei den ersten Europapokal-Runden Ostern in Berlin, als Ata Sport in der Vorrunde 0:4 gegen Serien-Europapokal-Champion Den Bosch unterlag, während der bislang ungeschlagene Bundesliga-Spitzenreiter Berliner HC im Viertelfinale 0:6 gegen die Holländerinnen unter die Räder kam.
UHC-Trainer Lars Reinecke will sich mit seinem Team erst einmal nur auf den Halbfinal-Gegner aus Aserbaidschan konzentrieren. „Wenn wir das schaffen, wäre das schon super. Wir können aber auch jetzt bereits sehr stolz auf das Erreichte sein.“ Für ihn ist es der letzte internationale Auftritt mit seiner Mannschaft, denn Reinecke hatte seinen berufsbedingten Rücktritt zum Saisonende schon zu Jahresbeginn verkündet.
Dass seine Mannschaft nicht mit überzogenen Erwartungen in die Final Fours gehen kann, ergibt sich schon aus der immer noch sehr angespannten Personalsituation. Allein der Ausfall von Spielmacherin Jana Teschke (Kreuzbandriss) trifft die UHCer extrem hart. Dass dann auch noch Junioren-Nationalspielerin Pia Oldhafer (Mittelfußbruch), Federica Banse (Kreuzbandriss) und die erfahrene Gloria Efsing (international nicht spielberechtigt) in Amsterdam fehlen, rückt die Kräfteverhältnisse vor dem Vergleich mit Europas Top-Teams in ein anderes Licht.
Immerhin können Kristina Hillmann nach ihrem Bänderriss und Lisa Hahn, deren Hüft-Probleme nicht mehr so stark sind, wieder mitwirken. „Man merkt beiden noch an, dass sie jetzt eine längere Pause hatten“, so Reinecke. „Ich werde sie bei zwei Spielen an dem Wochenende gezielt einsetzen, damit es nicht gleich wieder zu Problemen kommt.“ Reinecke hat die Aserbaidschnerinnen per Video studiert, bescheinigt ihnen alles, was ein Top-Team braucht – Griffigkeit, Cleverness, Schnelligkeit und eine gute Defensivarbeit. „Wir müssen körperlich präsent und bereit dazu sein, auch mal dahin zu gehen, wo es vielleicht weh tun könnte!“
Am heutigen Donnerstag reist das Team mit Kleinbussen nach Amsterdam an, hat am Abend sein Abschlusstraining auf dem Platz im Wagener Stadion. Natürlich profitieren auch die UHC-Damen von der Doppel-Ansetzung der Europa-Turniere, denn damit können die UHC-Fans beide Teams vor Ort unterstützen. Die Ansetzung sieht allerdings eine deutlich Benachteiligung der Damen-Wettbewerbe an. Während die EHL am Samstag und Sonntag zur „prime time“ spielt, ist das UHC-Halbfinale der Damen am Freitag, einem Werktag in Holland, um 16.30 Uhr angesetzt. Das Finale des Damen-Europapokals wäre Pfingstsonntag um 10.30 Uhr in der Frühe – sicherlich keine „prime time“ für ein europäisches Endspiel!
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