30. Mai 1976:
Deutschland erstmals Weltmeister
8000 Zuschauer auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld der prächtig hergerichteten Anlage von Zehlendorf 88 in Berlin bilden den würdigen Rahmen des Endspiels um die 2. Damen-Weltmeisterschaft der FIH. Gastgeber Deutschland und etwas überraschend Argentinien (Sieger nach Siebenmeterschießen im Halbfinale gegen die favorisierten Holländerinnen) stehen sich gegenüber. Nach fünf Vorrundensiegen, darunter auch ein 3:1 im Auftaktspiel gegen Argentinien, und dem mit 3:1 gewonnenen Halbfinale gegen Belgien lassen sich die deutschen Damen unter ihrem Trainer Ernst Willig auch bei ihrem siebten Turnierspiel nicht die Butter vom Brot nehmen. Für die Entscheidung beim 2:0-Sieg sorgt eine „fliegende Hausfrau“, wie Gudrun Scholz von den Medien in diesen Tagen umschrieben wird. Die 36-jährige Stürmerin war nach elfjähriger Pause 1974 ins Nationalteam zurückgekehrt. Auch im schon etwas fortgeschrittenen Leistungssportalter profitiert die Braunschweigerin von ihrer früheren Leichtathletikkarriere (1959 sprang sie mit 6,22 m deutschen Weitsprungrekord) und nutzt ihre überragende Schnelligkeit zu ihren zwei Toren jeweils zum Ende jeder Halbzeit. Vier Jahre nach dem Münchner Olympiasieg der Herren ist der WM-Titel der Damen für den DHB der zweite große Erfolg auf Weltebene.

Das deutsche Weltmeisterteam am 30. Mai 1976. Hinten, von links: Trainer Ernst Willig, Gudrun Scholz, Gaby Appel, Damenwartin Bärbel Kolbenschlag (verdeckt), Heia Klimpel, Margit Müller, Evi Eckert, Uschi Keimer, Brigitte Welzel, Ingrid Bruckert; vorne: Elisabeth von Ladiges, Christl Behr, Steffi Drescher, Gudrun Neumann, Birgit Hahn, Birgit Hagen, Christel Lau.
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