Samstag, 19. Juli - Sonntag, 3. August

Moskau 1980

Erster Damenhockeyauftritt litt unter Olympia-Boykott

Logo der Olympischen Sommerspiele 1980 Moskau © IOC

Hohe Politik bestimmte im Vorfeld der Olympischen Spiele 1980 die Szenerie. Auf den militärischen Einmarsch der Sowjet-Truppen 1979 in Afghanistan reagierte die USA mit dem Beschluss eines Olympia-Boykotts der Moskauer Spiele. In Zeiten des Kalten Krieges zwischen Ost und West schlossen sich aus Solidarität viele westliche Staaten dem US-Boykott an. Dazu zählte auch die Bundesrepublik. Bei der Abstimmung in der NOK-Vollversammlung (59:40 Stimmen) votierte auch der Deutsche Hockey-Bund für ein Fernbleiben von den Moskauer Spielen, nachdem das DHB-Präsidium sogar eine Abfrage unter allen deutschen Hockeyvereinen durchgeführt hatte. Doch einheitlich war das Stimmungsbild sicherlich nicht. Vor allem die betroffenen Sportler reagierten überwiegend enttäuscht. So schickte der empörte Nationalmannschaftskapitän Michael Peter per Post seine Goldmedaille von der Hallen-EM 1980 ins Bundeskanzleramt. Regierungschef Helmut Schmidt ließen solche Proteste unbeeindruckt.

Das Fehlen vieler Topstars minderte die Qualität der Moskauer Wettbewerbe, und Hockey hatte unter dem Boykott gleich doppelt zu leiden. Denn erstmals stand auch ein olympisches Damenhockeyturnier auf dem Programm. Die vor allem von der Würzburger DHB-Damenwartin Barbara Kolbenschlag vorangebrachten Bemühungen, auch das weibliche Hockey olympisch werden zu lassen, hatten nach vielen Jahren endlich zum Ziel geführt. Doch die olympische Premiere drohte zu einem Debakel zu werden. Von den sechs vorgesehenen Damenteams – Niederlande (Weltmeister), Deutschland (Vizeweltmeister), Großbritannien, Neuseeland, USA und UdSSR – waren plötzlich nur noch die gastgebenden Russinnen übrig geblieben. In aller Hektik wurden fünf Ersatzmannschaften aus der zweiten oder gar dritten Leistungsstufe zusammengetrommelt, um das Turnier überhaupt spielen zu können. Überraschender erster Olympiasieger der Hockeydamen wurde schließlich Zimbabwe. Die weißhäutigen Spielerinnen des südafrikanischen Staates spielten davor und auch danach so gut wie keine Rolle mehr im Welthockeygeschehen.

Auch in dem auf sechs Teams geschrumpften Herrenfeld fehlte ein Großteil der damaligen Weltspitze. Indien gewann das Notformat mit einem 4:3-Endspielsieg über Spanien. Der achte und vorerst letzte indische Hockey-Olympiasieg hat deshalb einen gewissen Makel. Aber Gold bleibt Gold.

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