Jugendhockey

Erfolg der Uhlenhorst-Familie

Nachlese zu den DM-Endrunden der Jugend / Fazit der sechs DHB-Beobachter

24.10.2011 - 14 Vereine hatten Mannschaften in den Endrunden um die Deutschen Feldmeisterschaften 2011 der Jugend dabei, doch am Ende waren die sechs DM-Titel unter lediglich drei Clubs aufgeteilt. Der HTC Uhlenhorst Mülheim räumte im männlichen Bereich gewaltig ab, holte drei Mal Platz 1. Auf weiblicher Seite war der Mannheimer HC mit Siegen bei Weiblicher Jugend A und Mädchen A die stärkste Kraft. Ein blauer Wimpel (bei der Weiblichen Jugend B) blieb schließlich für den UHC Hamburg. Die Redaktion von hockey.de hat die DHB-Spielbeobachter nach ihrem Fazit von den sechs DM-Endrunden befragt.

Bei der Weiblichen Jugend A in Hamburg war Bundestrainer Markku Slawyk vom Finale zwischen Mannheim und Gastgeber UHC sehr angetan. „Das Spiel hatte wirklich gutes Niveau“, so Slawyk, der bei den anderen drei Endrundenpartien „Wechselhaftes“ sah. Starke Phasen wurden von schwachen abgelöst und umgekehrt. Das Torwartspiel sei insgesamt nicht immer glücklich gewesen. Slawyk: „Mehreren Toren gingen Fehler der Torhüterinnen voraus.“ Die Halbfinalverlierer DHC Hannover und Nürnberger HTC seien nicht so weit von den beiden Finalisten weg gewesen, was insbesondere für die Niedersächsinnen galt: „Der DHC hatte im Spiel gegen Mannheim lange Zeit mehr vom Spiel gehabt, aber seine Möglichkeiten nicht genutzt“, meinte Slawyk. Nürnberg als einziger Endrundenvertreter, dessen Damenmannschaft nicht der Bundesliga angehört, sei eine Option für die Zukunft. Als jüngste Mannschaft, ohne eine einzige Spielerin des älteren WJA-Jahrgangs 1993 in seinem Aufgebot, hätte der NHTC auch körperlich schon ordentlich mitgehalten. Obwohl im Finale der UHC gut eingestellt auf Mannheim ins Spiel ging und mit seinen schnellen Kontern immer wieder aufhorchen ließ, reichten selbst drei Führungen nicht zum Sieg. Sehr schnell mussten die Hamburgerinnen ein ums andere mal den Ausgleich hinnehmen, ehe es in der Verlängerung aus einer aus Hamburger Sicht „sehr unglücklichen Situation“ (Slawyk) heraus zum Golden Goal für den MHC kam. „Mannheim war die favorisierte Mannschaft der Endrunde. Das größte Plus des MHC war sein auch bei Rückständen ungebrochener Siegeswille und die mentale Stärke, Ergebnisse wieder drehen zu können.“ Ins Allstar-Team wählte der U16-Nationalcoach Torhüterin Lisa Schneider (MHC) und die Feldspielerinnen Katharina Köhler (NHTC), Julia Dudorov (UHC) und Cecile Pieper (MHC). Von den Nicht-Kaderspielerinnen gefiel Slawyk die UHC-Verteidigerin Hannah Seifert am besten.

Richtig wohl fühlte sich Nina Lemmen als DHB-Beobachterin bei der Weiblichen Jugend B in München. „Der TuS Obermenzing als Neuling im Endrundengeschehen hat das wirklich toll und liebevoll ausgerichtet“, lobte Lemmen den Gastgeber. Auch für die sportliche Darbietung Obermenzings fand die U21-Teammanagerin trotz des letzten Platzes nur positive Worte: „TuS hat sich bei seiner ersten Endrunde ganz hervorragend verkauft. Da das Team fast ausschließlich Spielerinnen des jüngeren WJB-Jahrgangs aufgeboten hatte, wird es 2012 interessant zu sehen, wie weit es diese Mannschaft dann bringen kann. Mit Nicole Weideneder und ihrer bombigen Schlenz- und Schlagqualität hat TuS eine echte Waffe.“ Der am Ende drittplatzierte Rüsselsheimer RK hätte in den Augen von Nina Lemmen deutlich mehr verdient gehabt: „Von der Spielanlage war der RRK von allen vier Teams am variabelsten.“ Im Gegensatz zum gepflegten Spielvortrag der Rüsselsheimerinnen sei gerade das Endspiel zwischen Düsseldorf und Hamburg (1:2) sehr unruhig, fast schon systemlos gewesen. Lemmen: „Da war viel Stückwerk. Düsseldorf hat sich im Finale etwas unter Wert geschlagen. Der DHC hat es nicht geschafft, dem Gegner sein Spiel aufzwingen zu können und zudem seine Chancen liegen lassen.“ Dem neuen Meister UHC attestierte sie, die „gefährlichste Konterabteilung“ gehabt zu haben. Lemmen: „Vivien Tahal und Malin Ebert machen da vorne richtig Alarm, dahinter ist Kira Horn ein treibender Motor.“ Ins Allstar-Team berief Nina Lemmen Torhüterin Viktoria Kammerinke (DHC), Verteidigerin Nicole Weideneder (TuS), Mittelfeldspielerin Kira Horn (UHC) und Stürmerin Celina Hocks (RRK). Alle Kaderspielerinnen hätten sich nach Ansicht der Beobachterin bei der Endrunde ordentlich präsentiert.

Die Mannheimer Mitspielerinnen stürmen auf Torhüterin Selina Müller nach dem gewonnenen Siebenmeterschießen im Finale der Mädchen A gegen Raffelberg ein.   Foto: MHC

 

Zufrieden verließ Bundestrainer Marc Herbert am Sonntagnachmittag die Anlage des Mannheimer HC. Der Chefbundestrainer des Weiblichen Nachwuchses hatte eine „sehr gute Endrunde“ der Mädchen A gesehen. „Alle vier Spiele liefen auf gutem Niveau ab. Das war von viel Leidenschaft bei allen Mannschaften geprägt“, so Herbert, der sich von einer guten Leistungsbreite beim Jahrgang 97 überzeugen konnte. „Aber auch die 98er und sogar bereits einige 99er-Mädchen haben ihr Talent aufblitzen lassen“, kommentierte der DHB-Coach. Im Finale sah Marc Herbert kleine Vorteile für Raffelberg. „Der CR hatte einen Tick mehr vom Spiel und auch mehr Chancen. Doch Mannheim konnte dem standhalten, auch durch eine sehr gute Torwartleistung, und durfte am Ende zurecht jubeln.“ Dass nach 1:1-Endstand nach 60 Minuten im fälligen Siebenmeterschießen neun von zehn Schützinnen verwandeln konnten, sei eine bei solchen Anlässen ungewöhnlich gute Quote gewesen. Ins Allstar-Team berief der U21-Bundestrainer Torhüterin Selina Müller (MHC), die Verteidigerin Maja Heiden (UHC) und die Offensivkräfte Selin Oruz (CR) und Nike Lorenz (MHC).

Als „korrekte Reihenfolge“ stufte Jamilon Mülders die Platzierungen bei der DM-Endrunde der Männlichen Jugend A ein: Gastgeber Uhlenhorst vor Berlin, Essen und Hamburg. Der BHC sei am Halbfinaltag die stabilste der vier Endrundenmannschaften gewesen. Auch im Finale gegen Mülheim war Berlin in Augen des Bundestrainers über drei Viertel der Distanz ein guter Konkurrent gewesen, der bei 2:0- und 3:1-Führung den Titel vor Augen hatte. Aber Uhlenhorst krempelte die Ärmel noch einmal richtig hoch und drehte die Partie zum 4:3-Endstand. „Mülheims Sieg geht in Ordnung. Dass der BHC im Finale zwölf Ecken zulassen musste, zeugt einerseits vom eher mäßígen Berliner Verteidigungsverhalten, aber auch vom Uhlenhorster Druck“, so Jamilon Mülders, der beim Sieger eine Steigerung gegenüber dem Vortag sah. „Im Halbfinale war es eine Zwei-Mann-Show von Rühr und Nitschke, am Sonntag war Mülheim wieder breiter aufgestellt.“ Ins Allstar-Team berief der U21-Bundestrainer als Torwart Gils Müller-Ruhland (BHC) sowie die Feldspieler Christopher Rühr (UM), Jonas Gomoll, Patrick Schultz (beide BHC) und Max van Laak (Etuf). Mülders: „Auch Jan Nitschke, Fabian Jost-Brinkmann und Tino Teschke waren auf diesem Niveau.“ Wie überhaupt alle Kaderspieler bei der Endrunde überzeugt hätten, auch einige andere konnten auf sich aufmerksam machen. „Das Feldspielerniveau fand ich gut, das Torwartspiel war mit Ausnahmen nicht so toll“, so der Eindruck von Jamilon Mülders. Den Mülheimer Dreifach-Titeltriumph (Wiederholung aus der Feldmeisterschaft 1988) stufte der Chefbundestrainer des männlichen Nachwuchses als „total erarbeiteten Erfolg der Uhlenhorst-Familie“ ein und ergänzte: „Die Erfolge haben ganz klar Namen: André Henning und Arndt Herzbruch, aber auch die Herren Imdahl, Rabente und Fleckhaus leisten hier tolle Arbeit. Die männliche Jugend in allen Altersklassen und gleichzeitig auch die Herren an die nationale Spitze zu bringen, das ist einmalig.“

 

Ins Allstar-Team der MJA-Endrunde berufen: Christopher Rühr, Max van Laak, Patrick Schultz (von links).   Foto: HTCU

 

Bei der Männlichen Jugend B in Mönchengladbach fand Uli Weise, dass mit Mülheim „die richtige Mannschaft Meister geworden ist.“ Uhlenhorst hätte die „am besten strukturierte Mannschaft im Turnier“ gehabt, derweil bei den drei Mitbewerbern (Gladbacher HTC, Dürkheimer HC, Zehlendorfer Wespen) „viel Freestyle“ zu sehen gewesen sei. Beide Halbfinalspiele fand der U18-Bundestrainer „nicht so toll. Da hätte ich mehr erwartet“. Mülheim schien gegen Außenseiter Zehlendorf „fast mit angezogener Handbremse“ zu spielen und hatte gegen frecher werdende Berliner Glück, sich spät (1:0 nach 57 Minuten) noch zum 4:0 absetzen zu können. Das Halbfinale zwischen Dürkheim und Gastgeber GHTC bezeichnete Weise als „Schlenzwettbewerb“ zwischen den Protagonisten Tom Grambusch (GHTC) und Nils Grünenwald (DHC). Das Finale empfand Weise als bestes Turnierspiel. Auch wenn es vom Ergebnis recht eng zuging, sei der Mülheimer 4:3-Erfolg absolut verdient gewesen. Ins Allstar-Team berief der U18-Nationalcoach Torwart Constantin Deichmann (UM), Verteidiger Tom Grambusch (GHTC), Mittelfeldmann Fabio Bernhardt (DHC) und Stürmer Henning Hüttermann (UM).

Auch in Nürnberg bei der Endrunde der Knaben A gab es keinen Zweifel an der Verdientheit des Mülheimer Erfolges. „Der Titel für Uhlenhorst ist absolut korrekt. Mülheim ist in der Breite der Mannschaft einfach noch stärker aufgestellt als die Konkurrenten“, sagte Bundestrainer Marc Haller. Auch wenn es Finalgegner Zehlendorf geschafft habe, das Resultat (1:2) eng zu halten, so empfand wohl nicht nur der U16-Nationalcoach, dass es einen „eindeutigen Sieger“ gegeben hat. Dass der NHTC in beiden Spielen zehn Gegentore kassierte und hinter dem Düsseldorfer HC Turnierletzter wurde, hielt Marc Haller nicht davon ab, auch dem Gastgeberteam Endrundentauglichkeit zuzugestehen. Haller: „Es war ein relativ ausgeglichenes Feld mit korrektem Platzierungseinlauf. Der Jahrgang 97 hat sich mit vielen starken, technisch und taktisch sehr gut ausgebildeten Spielern gezeigt.“ Ins Allstar-Team berief der Bundestrainer Torwart Daniel Neumann (NHTC), die Mittelfeldspieler Timm Herzbruch (UM) und Johannes Große (Wespen) sowie Stürmer Niklas Hertl (Düsseldorf).

Die Allstars bei den Knaben A in Nürnberg: Von links Niklas Hertl, Timm Herzbruch, Daniel Neumann und Johannes Große.   Foto: NHTC

 
27. September 2024
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