Jugendhockey

 

Mülheimer B-Jugend im Stile des FC Bayern München

Die Einschätzungen der DHB-Beobachter von den Deutschen Jugendmeisterschaften

 

03.03.2014 - Siegerwimpel gab es für SC Charlottenburg (Jugend A), HTC Uhlenhorst Mülheim (Jugend B) und Berliner HC (Knaben A) bei den Deutschen Hallenmeisterschaften 2014 im männlichen Nachwuchsbereich. Die Einschätzungen der offiziellen sportlichen Beobachter und der Schiedsrichter-Koordinatoren reichen wir als DM-Nachlese zu den Turnieren in Berlin, Bad Kreuznach und Hanau nach.


Deutscher Meister vor eigenem Publikum zu werden ist nicht vielen vergönnt. Die Männliche Jugend A des SC Charlottenburg kam in den Genuss dieses Glücksgefühls. In der Sporthalle Charlottenburg triumphierten die Berliner Gastgeber mit einem 4:1-Finalsieg über Titelverteidiger Rot-Weiss Köln. „Charlottenburg ist ein sehr verdienter Meister. Sie haben sich im Verlauf des Turniers gesteigert und kontrollierten das Finale von Anfang bis Ende sehr deutlich“, würdigte U21-Bundestrainer Valentin Altenburg den SCC.
Nach Einschätzung des offiziellen DHB-Beobachters hatte es Charlottenburg von allen acht Endrundenteams am leichtesten, ins Halbfinale einzuziehen. „Der SCC spielte es gut und locker runter“, so Altenburg über den souveränen Sieger der Gruppe A. Alle anderen Entscheidungen am ersten Tag seien dagegen spannend gewesen. So der Kampf um Platz zwei hinter dem SCC (zugunsten des UHC Hamburg) und vor allem das Rennen in der ausgeglicheneren Gruppe B. „Da ging es in jedem Spiel sehr eng zu und brachte viel Qualität zum Vorschein“, beobachtete Altenburg. Auch wenn letztlich der Berliner HC und Dürkheimer HC gegenüber Köln und TSV Mannheim den Kürzeren zogen, attestierte ihnen der DHB-Coach „hervorragende Leistungen“.
Insgesamt wären die Partien „sehr taktisch und diszipliniert geführt“ worden. Für Altenburg ein Beleg dafür, dass die meisten DM-Akteure bereits regelmäßig in der 1. oder 2. Bundesliga zum Einsatz kommen. Allerdings: „Die meisten Mannschaften haben sehr wenig gewechselt, was sich am Ende des Turniers dann doch bemerkbar machte, weil manche einfach zu wenig Ruhepausen bekommen haben“, sah Valentin Altenburg Substanzverluste.
Auf einen traf das bestimmt nicht zu: Ferdinand Weinke. Der Charlottenburger Abwehrchef war in Augen des Bundestrainers „der mit Abstand beste Mann der Meisterschaft“ und habe „in jedem Spiel den Unterschied ausgemacht“. Natürlich wurde Weinke ins Allstar-Team der DM berufen, ebenso wie Torwart Jonathan Klages (Berliner HC), Verteidiger Kevin Christann (SCC) und die Offensivspieler Philip Schmid (UHC Hamburg), Paul Kaufmann und Kei Käppeler (beide TSV Mannheim). Für Klages hatte der gute DM-Auftritt genauso wie für die Feldspieler Luca Wild (BHC) und Moritz Möker (Mannheim) den schönen Nebeneffekt, dass sie sich noch einen Platz im diesen Mittwoch beginnenden Zentrallehrgang des U18-Kaders erspielen konnten.
Der sportliche Siegeszug der Heimmannschaft prägte die Veranstaltung. „Die SCC-Fans waren extrem gut drauf und haben ihr Team richtig gepuscht“, erklärte sich Altenburg die zeitweise „unglaubliche Lautstärke in der Halle“. DM-Ausrichter SC Charlottenburg schuf jedoch auch für alle anderen Teams „perfekte Bedinungen“ und eine „tolle Atmosphäre“, so der Bundestrainer. Hierher komme man sicherlich „gerne wieder“.
Mit einem einzigen Wort beschrieb Valentin Altenburg die DM-Leistungen der Schiedsrichter: „Super“. Hans-Werner Sartory, der vor Ort zusammen mit René Pleißner die SR-Koordination in den Händen hatte, sprach von einer „guten, runden Sache“. Die acht eingesetzten Unparteiischen hätten übers ganze Wochenende eine „wirklich gute Leistung gezeigt, viel kommuniziert und modernes Hockey zugelassen“. Im Finale wurden Tim Meissner und Alexander Gerl eingesetzt. Auch aus dem Schirilager gab es höchstes Lob für eine, so Sartory, „überragende Ausrichtung“.

Das Allstarteam der Männlichen Jugend A in Berlin. Von links: Jonathan Klages, Kei Käppeler, Philip Schmid, Paul Kaufmann, Kevin Christann, Bundestrainer Valentin Altenburg und Ferdinand Weinke.


Den Vergleich mit dem FC Bayern zog DHB-Beobachter André Henning in seinem sportlichen Fazit der Deutschen Hallenmeisterschaft der Männlichen Jugend B in Bad Kreuznach heran. DM-Sieger HTC Uhlenhorst Mülheim wäre in seiner Altersklasse gerade ähnlich überlegen wie die Münchner Kicker in der Fußball-Bundesliga. „Immer wenn Mülheim angezogen hat, wurden die Gegner wie von einer Walze überfahren“, sah Henning eine frappierende spielerische Überlegenheit der Uhlenhorster. Der Mix aus überragenden Einzelspielern und flüssigem Zusammenspiel habe den neuen Meister „phasenweise zaubern“ lassen. Insgesamt sei es ein „Start- und Zielsieg“ von Mülheim gewesen, so der U18-Bundestrainer.
Um im Henning-Vergleich zu bleiben käme den Zehlendorfer Wespen die Rolle von Borussia Dortmund zu. Jene Mannschaft also, die immer noch deutlich besser ist als der Rest der Liga und den Bayern an guten Tagen auch mal richtig Paroli bieten kann. Die Zehlendorfer schafften das im Endspiel eine Halbzeit lang. „Da haben sie es vor allem in der Defensive hervorragend gemacht“, lobte André Henning die Wespen. Nach dem 1:1-Pausenstand zog Mülheim dann aber noch deutlich zum 7:3-Endstand davon. Ein 1:1 zur Halbzeit hatte im Halbfinale auch noch BW Berlin gegen Uhlenhorst gehalten, ehe auch hier der zweite Durchgang klare Verhältnisse brachte (5:2). Noch deutlicher war der Abstand zwischen den Wespen und Alster Hamburg im anderen Halbfinale (8:1). Für André Henning der deutliche Beweis, dass die beiden Finalisten der Konkurrenz doch ein gutes Stück voraus waren. Auch die weitere Reihenfolge im Klassement sah der Beobachter als korrektes Abbild der Leistungsfähigkeit, wobei die auf den vier hinteren Positionen stehenden Teams (darunter alle drei Süd-Vertreter) „nicht auffällig schwächer gewesen“ wären und zumindest Düsseldorf, Kreuznach und Münchner SC bis zu ihrem letzten Gruppenspiel noch immer die Halbfinal-Qualifikation in eigenen Händen hatten.
Das sportliche Gesamtniveau bewertete André Henning als „maximal durchschnittlich“, es habe „schon bessere Meisterschaften gegeben“. Auffallend für André Henning, dass die Partien „oft sehr von einzelnen herausragenden Spielern geprägt war“. Die Spielanlage vieler Teams sei stark auf dieses Stars fokussiert, darunter leide die mannschaftliche Geschlossenheit, vor allem im Defensivverhalten. „Erfreulich war aber, dass alle Mannschaften offensiv eingestellt waren“, meinte der U18-Nationalcoach, der bei allen Abstrichen „trotzdem sehenswerte Spiele“ sah, weil es „ständig rauf und runter ging“.
Ins Allstar-Team der DM berief André Henning bewusst keinen Torhüter („deren Leistungen waren durchweg ziemlich schwankend“), dafür sechs Feldspieler: Paul Dösch (BW Berlin), Tobias Terber (Mülheim), Johannes Große (Wespen), Jesper Kamlade (Alster), Moritz Rothländer (Kreuznach) und Timm Herzbruch. Der Uhlenhorst-Kapitän war in Hennings Augen „der beste Spieler hier“. Diverse andere hätten sich eine Nominierung ebenfalls verdient gehabt (namentlich erwähnte Henning die Mülheimer Max Werner und Jan Schiffer), einige rutschten mit einem guten DM-Auftritt noch in den anstehenden Zentrallehrgang (Paul Dösch, Tobias Reithmayer, Simon Mundorf) oder in den erweiterten Kader. So beispielsweise Adrian Lehmann-Richter. „Der hat richtig frech gespielt und seine Chance genutzt“, lobte Henning den jungen BWB-Spieler aus dem Jahrgang 1998.
Der Kreuznacher HC habe mit all seiner Erfahrung als Ausrichter eine „sehr herzliche, routinierte Veranstaltung mit unfassbar vielen freundlichen Helfern auf die Beine gestellt“, so André Henning. Nicht zuletzt durch die Teilnahme der eigenen Mannschaft habe eine „tolle Atmosphäre mit tollen Fans“ in der Kreuznacher Halle geherrscht.
Bei der Beurteilung der Schiedsrichterleistungen ging die Meinung zwischen dem Bundestrainer und den Jugend-SRA-Zuständigen etwas auseinander. So sah Henning am ersten Tag eine „erstaunlich hohe Fehlerquote“ und war bei mehreren Strafecken- oder Siebenmeter-Entscheidungen „komplett anderer Meinung“ als die Schiedsrichter. Patrick Ipsen räumte zwar „einige kritische, aber zum Glück nie spielentscheidende Entscheidungen“ ein, fand aber die Kritik des Bundestrainers überzogen. Als Beleg dafür zog Ipsen die Reaktionen der beteiligten Trainer heran („da gab es keine bösen Worte“). „Insgesamt waren wir sehr zufrieden. Wir hatten eine homogene Truppe, die eine gleiche Linie gepfiffen und sich im Lauf des Turniers auch gesteigert hat“, so Ipsen. Das Endspiel leiteten Nicolas Heisig und Paul Asmuss. Letzterer bekam wiederum von André Henning ein Sonderlob ob seiner „erstklassigen Kommunikation“.

Das Allstar-Team bei der Männlichen Jugend B in Bad Kreuznach: Von links Paul Dösch, Johannes Große, Jesper Kamlade, Timm Herzbruch, Moritz Rothländer und Tobias Terber, flankiert von Bundestrainer André Henning.


Einen knappen, aber verdienten Sieg feierte der Berliner HC bei der Deutschen Meisterschaft der Knaben A in Hanau. Die Jungs aus der Hauptstadt gingen als lediglich Dritter der Nord-Ost-Qualifikation nicht unbedingt als Favorit ins Rennen und begannen die Endrunde auch mit einer 0:2-Niederlage gegen Titelverteidiger UHC Hamburg. „Aber der BHC hat sich toll gesteigert und war mental von allen am stabilsten“, urteilte U16-Bundestrainer Matthias Becher. Denn während alle anderen irgendwann noch ihre Hänger hatten, zeigte die Leistungskurve der Berliner kontinuierlich nach oben. Zwei klare Erfolge führten den BHC noch zum Gruppensieg, Glück war dann im Halbfinale beim Erfolg im Siebenmeterschießen über Ortsrivale TC Blau-Weiss nötig, ehe es im Endspiel einen 1:0-Sieg beim zweiten Aufeinandertreffen mit dem UHC gab.
Der UHC habe, so Becher, „tolles Hockey, vor allem im Halbfinale“ gezeigt, konnte die gleiche Leistung dann aber im Endspiel nicht mehr abrufen. Gleiches galt für die am Samstag noch „sehr starken“ Mülheimer, die im Halbfinale von Hamburg gestoppt wurden. Neben der mentalen Stärke konnte sich Meister BHC auch als von der Reife und der Körperlichkeit am weitesten entwickelte Mannschaft durchsetzen. „Die BHC-Jungs wussten, was sie können und haben es auch gezeigt“, so der sportliche DM-Beobachter.
Neben den vier Halbfinalisten zählte Becher auch seine eigene Mannschaft zur oberen Leistungsgruppe. Der Mannheimer HC hatte das Pech, dass zwei Siege in der Gruppe nicht zum Sprung ins Halbfinale reichten. Beim 1:6 gegen den BHC machte sich der Südmeister MHC sein Torverhältnis entscheidend kaputt. Insgesamt habe er „überwiegend gute Spiele gesehen“, meinte der neue U16-Nationalcoach. Positiv fand er die offensive Spielweise aller Teams, die auch der „Trainer-Denke“ entspreche.
Zusammen mit allen beteiligten Trainern und im Besonderen mit U16-Co-Trainer Michael Mechtold sowie dem hessischen Landestrainer Sven Schäfer bestückte Matthias Becher das Allstar-Team der Meisterschaft. Dem gehören Frederick Lambrecht (UHC) als Torwart sowie die Feldspieler Yannick Epple, Tino Volkert (beide BHC), Fedor Bock (TC BW), Henry Nonn (Mülheim) und Ole Kosiankowski (UHC) an. „Da waren auch knappe Entscheidungen dabei, denn es gab viele Spieler, die mit außergewöhnlichem Entscheidungsverhalten positiv aufgefallen sind“, meinte Becher.
Auch wenn vom Ausrichter Hanauer THC kein eigenes Team sportlich an der DM mitwirkte, sei die neue Halle „schön voll gewesen“, so Matthias Becher, der von der „nett gemachten, herzlichen Ausrichtung“ angetan war. Ebenso voll des Lobes war der Trainer wie auch alle seine Kollegen über die Darbietung der Schiedsrichter. „Die sind ohne eine einzige gelbe oder rote Karte durchs Wochenende gekommen und haben hitzige Situationen sehr gut gehandelt. Das geht in die richtige Richtung“, sprach Becher von einem „sehr entspannten Umgang mit den Schiedsrichtern“. Eine Einschätzung, der sich SR-Beobachter Andreas Knechten nur anschließen konnte: „Die Schiedsrichter haben sich dem hohen Niveau der Veranstaltung gut angepasst.“ Das Leistungsniveau der „harmonischen Truppe“ sei so dicht beieinander gelegen, „dass wir die Qual der Wahl bei der Besetzung der Entscheidungsspiele hatten“, so Knechten. Letztlich durften dann Martin Fernkorn und Ole Ingwersen das Finale leiten.

Das Allstar-Team bei den Knaben A in Hanau: Von links Frederick Lambrecht, Yannick Epple, Fedor Bock, Tino Volkert, Henry Nonn und Ole Kosiankowski. 

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17. April 2025
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