Spielerportrait: Christian Wein

Vorteil Wein

Hockeydeutscher und Lebensspanier

Text: Doreen Mechsner


Der Vorteil läge eindeutig auf seiner Seite, hatte Christian Wein vor den Berliner Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien erklärt. Schließlich kenne er sechs seiner Gegner aus dem effeff, die hingegen nur einen: ihn - Christian Wein.

Christian Wein fühlt sich als Spanier. Zumindest, wenn er in Spanien weilt. Und das tut er den größten Teil seines Lebens. Manchmal jedoch ist er auch in Deutschland, auf deutschen Hockeyplätzen unterwegs. Als Spieler der deutschen Hockey-Nationalmannschaft. Dem aber auch das spanische Trikot gut anstehen würde. Und das er vermutlich auch tragen würde, wenn nicht Bernhard Peters gewesen wäre.

1995 war der damalige Junioren-Coach während eines Nachwuchsturniers in Santander zufällig auf das Talent in spanischen Diensten aufmerksam geworden wäre. Peters wußte, dass dieser vorgebliche Spanier dem Pass nach noch ein deutscher war, wohl bald aber ein Spanier sein würde, um auch im Männerbereich für die iberische Auswahl spielberechtigt zu sein. Dem kam Bernhard Peters mit seiner Anfrage gerade noch rechtzeitig zuvor.
Seit fünf Jahren spielt "Vino" für das Team des Deutschen Hockey-Bundes. Damit setzt er eine Familientradition fort. 40 Länderspiele bestritt sein Vater Horst Wein für die deutschen Hockeyherren, bevor er als Bundestrainer an die Außenlinie wechselte. Um unter anderen seinen Bruder zu coachen. 1973 nahm der Hockeyweltenbürger Horst Wein ein Engagement als spanischer Nationaltrainer an. Von 1985 bis 1988 verschlug es die Familie nach Italien. Hockey bedingt natürlich. Über vier Jahre verdiente Horst Wein sein Geld als Angestellter des italienischen Hockeyverbandes. In diese Zeit fällt Christians erste Trainingseinheit. Vom Italienaufenthalt profitiert der "Vino" heute noch. Neben Spanisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Katalanisch, spricht der 22-Jährige auch fließend Italienisch. Die Heimat jedoch blieb für die Weins Spanien. Und bleibt es für Christian auch weiterhin. Das Wetter sei es, sagt Bundestrainer Peters, was den Hockeydeutschen und Lebensspanier auf der iberischen Halbinsel halte. Genauer in Barcelona. Dort ist der spanisch aussehende Lockenkopf zu Hause, mit der Tochter eines Vorsitzenden des FC Barcelona liiert und Jurastudent. Ein sehr zielstrebiger. Wenn er nicht gerade Hockey spielt. Gemeinsam mit den spanischen Weltklassestürmern Xavier Arnau und Pol Amat, beim Drittplatzierten der spanischen Meisterschaft, dem Real Club de Polo Barcelona.
Noch lieber als mit Arnau und Amat, verrät der 22-Jährige, spiele er gegen sie und seine anderen vier Vereinskollegen im spanischen Team. Das sei, sagt er, eine Herausforderung, die ihm Spaß mache. "Ich weiß, wie die spielen, und die wissen wie ich spiele." Das weiß auch Bernhard Peters, der den Mittelfeldakteur fest in seiner Planung für die im Februar in Malaysia stattfindende Weltmeisterschaft hat. Trotz mehrmaligen Verletzungspech in diesem Jahr und eines unverschuldeten Autounfalls, der ihn zuletzt drei Wochen ans Bett fesselte.
Deshalb, meint Peters, hinke "Horst", wie Christian in Anlehnung an seinen berühmten Hockeyvater auch genannt wird, dem Rest der deutschen Truppe athletisch noch hinterher. Ein zweifelhafter Beweis dieser Aussage ist sein dritter Rang beim Berliner Sprinttest , als er über 30 Meter beachtliche 3,90 Sekunden lief.
Arnau und Amat, von deren Qualitäten das spanische Spiel lebt, dürften noch schneller sein. Dennoch lag der Vorteil während des Ländervergleichs eindeutig auf Christians Seite. 7:0 und 4:3 gewannen die Deutschen gegen die Spanier. Ausgeglichen dagegen endete das Duell zwischen "Vino" und seinem Vereinskumpel Pol Amat. Beide trafen einmal.

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