Gegen Holland immer ein Stück Extra-Motivation
Niklas Meinert und Moritz Fürste über das Verhältnis zum Erzrivalen
„Das ewige Duell“, „Spiel gegen den Erzrivalen“ – die Partien zwischen Deutschland und den Niederlanden werden stets besonders betitelt. Hockey.de wollte vor dem „kleinen Finale“ in Potchefstroom gegen die Holländer von Moritz Fürste und Niklas Meinert wissen, ob die Begegnungen mit den „Oranjes“ tatsächlich eine andere Dynamik haben, als die mit anderen Teams der Weltspitze. „Ja, das ist immer etwas Besonderes“, sagt Weltmeister Meinert. „Die Konkurrenzsituation ist einfach eine ganz andere. Man gönnt sich gegenseitig nichts. Es ist immer ein Stück Extra-Motivation, die unbedingt schlagen zu wollen. Das liegt vielleicht auch an der unterschiedlichen Mentalität und der unterschiedlichen Spielweise. Bei denen stehen die individuellen Fähigkeiten mehr im Mittelpunkt, bei uns mehr der Teamgedanke.“
Große Berührungspunkte außerhalb des Platzes gibt es nicht – sieht man mal von der Kölner Fraktion um Tibor Weißenborn und den Zeller-Brüdern ab, die mit ihren ehemaligen Bloemendaaler Kollegen ein freundschaftliches Verhältnis pflegen. „Zumeist ziehen sich die Holländer aber auch etwas heraus, machen ihr eigenes Ding. Die wohnen oft nicht da, wo die anderen Teams wohnen und bleiben auch dem Drumherum eines Turniers, wie etwa der Abschlussfete, gerne fern. In Manchester bei der EM habe ich sie zum ersten Mal bewusst bei einer Turnier-Abschlussfete erlebt“, sagt Meinert. Deshalb sei es auch schwer einzuschätzen, was für Typen die niederländischen Nationalspieler privat seien. Sie kämen im Verhalten auf dem Platz sehr selbstbewusst, fast etwas arrogant rüber – „aber ich glaube, dass das von uns auf der anderen Seite vielleicht auch so empfunden wird.“
Auch Moritz Fürste bestätigt das Verhältnis zur benachbarten Hockey-Nation als ein besonderes: „Das ist einerseits sicher auch durch Erfahrungen in vielen anderen Sportarten und durch die Medien geprägt. Aber ich sehe die Rivalität eher darin begründet, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt. Die spielen auch ein sehr kontrolliertes Hockey. Sie sind offensiv stark und nicht ganz so toll in der Defensive. Deshalb gehen diese Spiele richtig ab. Anders als etwa gegen die Spanier, wo du im Mittelfeld bei Ballbesitz sofort drei Gegenspieler auf dem Hals hast, geht es in diesen Spielen rauf und runter. Das macht richtig Spaß, denn da ist immer Feuer drin und die Ergebnisse sind in der Regel ganz eng.“
Besonders sei die Situation auch, weil beide Mannschaften auf dem Feld auch alle Ansagen der Gegner verstehen. Nein, Niederländisch spreche er nicht, sagt Fürste, aber die Hockeybegriffe seien alle bekannt. Der Hamburger hat seine eigene These, warum das deutsche Team so etwas wie ein Angstgegner für die Niederländer sei. „Die nennen Spiele ein ‚typical German game’, wenn wir in den letzten Minuten oder Sekunden noch das Siegtor der den Ausgleich machen. Das ist in der Vergangenheit schon so oft passiert. Und im Vorrundenspiel gestern war es auch so.“
Eine persönliche Antipathie gäbe es aber auf keinen Fall. Fürste hat sogar einen im holländischen Team ausgemacht, den er extrem sympathisch findet: „Der Ronald Brouwer ist ein klasse Typ. Der sitzt hier jeden Abend am Internet-Telefon und singt seinen zwei kleinen Kindern am Videoschirm Gute-Nacht-Lieder vor.“ Zwar weiß Fürste auch, dass in seiner Heimatstadt viele Hockeyspieler von Weltstar Teun de Nooijer schwärmen, der Ende der 90er Jahre mit dem HTHC deutscher Meister wurde, aber das hätte er damals nicht so wahrgenommen. „Trotzdem war ich im ersten Spiel, bei dem ich auf ihn getroffen bin, immer schon stolz, wenn ich einen Ball gestoppt hatte, sobald Teun in zehn Meter Abstand auftauchte, denn er besitzt schon so einen Legenden-Status. Aber inzwischen ist das Routine – so oft, wie wir gegeneinander spielen.“
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