Von Dr. Pieks, Mr. Video und einem rastlosen Bundestrainer

Max Müller beschreibt den „Bunker“, die Menschen hinter dem Nationalteam

Die Menschen hinter der Mannschaft bilden fast schon wieder selbst eine Mannschaft, so groß ist die Gruppe. Neun Personen begleiten das deutsche Herren-Nationalteam derzeit beim Südafrika-Lehrgang in Potchefstroom und sind auch bei den allermeisten anderen Maßnahmen des männlichen A-Kaders dabei. Verteidiger Max Müller (20) stellt den hockey.de-Leser den „Bunker“, wie die Begleitergarde etwas rustikal genannt wird, vor.

Natürlich steht der sportliche Chef an erster Stelle. Bundestrainer Markus Weise (45) macht auf Max Müller in diesen Tagen hat einen rastlosen Eindruck. „Der Markus ist quasi den ganzen Tag auf Achse. Wenn er sich nicht gerade mit uns auf dem Platz beim Training oder auf der Bank beim Spiel befindet, dann kämpft er gegen den gelegentlichen Stromausfall und die Tücken der Technik, vor allem beim Schneiden der Videos. Markus hat sich Windows Vista zugelegt, aber das klappt offenbar noch nicht immer so, wie er es gerne hätte.“

Jochen Heimpel ist für das Team „der Mann im Hintergrund“, wie Müller über den Teammanager sagt. Wenn der 42-jährige Erlanger Einkaufen geht, die Freizeitaktivitäten der Gruppe organisiert oder beispielsweise sich – wie in Südafrika nicht immer ganz konfliktfrei – um die Reservierung von Trainingsplätzen und -zeiten kümmert, dann sind das Tätigkeiten, „von denen die Mannschaft oft gar nichts mitbekommt“. Was Max Müller (und wahrscheinlich auch sehr viele Spielerkollegen) jedoch sehr wohl mitbekommt, ist Heimpels strikte Kontrolle von Leckereien wie Cola oder Süßigkeiten. Müller. „Da ist der Jochen leider sehr genau und manchmal knausrig. Außerdem zählt er die Vorräte minutiös.“

Der nächste Süßigkeiten-Kontrolleur ist Dr. Rainer Koll (47). „Am Rainer schmuggelt keiner mal schnell zwei Colaflaschen vorbei. Der wacht ganz genau über die Vorräte. Da gäbe es sofort Ärger“, weiß Max, der natürlich auch Fachliches über den Mannschaftsarzt zu erzählen weiß: „Er schafft es immer wieder, die Spieler wieder fit zu bekommen. Großartig! Und weil er dabei auch gerne mal die Spritze ansetzt, heißt Rainer in Spielerkreisen nur Dr. Pieks. Zum Glück hatte er hier bislang nur die üblichen Kleinigkeiten zu behandeln.“

Zum magischen Dreieck der so genannten Bäderabteilung zählen neben dem Arzt die beiden Physiotherapeuten Mario Plesse (36) und Andreas Papenfuß (47). „Die beiden Jungs sind zweifellos am nächsten dran an der Mannschaft, da sie auch am meisten mit uns zu tun haben: Sie stehen mit uns um 8 Uhr auf, gehen mit zum Laufen, absolvieren mit uns das Dehnprogramm, um dann gleich wieder mit dem Behandeln zu beginnen. Das Massieren geht ja oft bis tief in die Nacht. Außerdem ist ihr Haus hier in Potchefstroom für alle der eigentliche Mittelpunkt unseres kleinen Dörfchens: Da ist man zur Behandlung und zum Schwätzchen halten, auch Filmabende laufen dort. Ich finde, die beiden machen einen wirklich guten, aber harten Job“, erzählt Max Müller.

Zur Trainercrew gehören Stefan Kermas (28) und Andrew Meredith (35). Kermas, früherer Bundesligatorhüter vom Berliner HC und seit knapp einem Jahr Trainer beim Münchner SC, kümmert sich in erster Linie um das Torhütertraining (sowie die Eckenabwehr) und ist für die Gegnerbeobachtung zuständig. „Während des Spiels steht er oben auf dem Videoturm, bringt die aus dem anderen Blickwinkel gewonnenen Erkenntnisse mit ein. Alles, was er macht, ist sehr kompetent, auch seine kurzen Motivationsreden kommen sehr gut rüber“, lobt Blondschopf Müller, der genauso die Kompetenz des mehr für das Stürmer- und Torschusstraining zuständigen Australiers Meredith schätzt: „Er bringt immer wieder auch andere Aspekte in die Diskussion ein, kann in Einzelgesprächen mit den Spielern wie auch in Teambesprechungen motivierende Dinge weitergeben. Und zusammen mit Stefan kümmert sich Andrew um den Videozusammenschnitt.“

Werner Wiedersich hat in Spielerkreisen den Rufnamen „Mr. Video“. Kein Wunder, steht der 59-Jährige doch meist oben auf dem Turm, filmt Spiele und bereitet sie dann vorführgerecht auf. „Wir sind ja schon fast froh, dass der Werner nicht auch noch die Spiele der örtlichen Universitätsmannschaft, die gelegentlich hier auf dem Kunstrasen ist, aufnimmt und uns vorspielt“, frozzelt Müller ein wenig über den Tatendrang des Leipzigers, der sich nicht zuletzt durch seine sportwissenschaftlich geprägte Herangehensweise bei der Analyse der Strafecken große Verdienste für die DHB-Nationalmannschaften (nicht nur der Herren) erworben hat.

Zu Dr. Arno Schimpf (54) kann der junge Nürnberger noch nicht viel sagen, hat der Psychologe und Sportwissenschaftler doch erst kürzlich die Zusammenarbeit mit dem männlichen A-Kader aufgenommen. Die wichtige mentale Vorbereitung und Begleitung der Mannschaft bei der  Olympia-Qualifikation wird im Mittelpunkt der Zusammenarbeit stehen.

Bleibt noch Michael von Ameln (36), der beim Turnier in Potchefstroom als Schiedsrichter für den DHB im Einsatz ist. „Die Schiedsrichter wohnen – traditionell – auch hier nicht bei den Mannschaften, sondern für sich in einem Hotel. Nach den Turnierspielen waren die Schiedsrichter hier auch recht schnell wieder vom Gelände verschwunden. Ich habe Michael hier erst einmal kurz nach einem Spiel gesehen. Vielleicht das nächste Mal erst beim Rückflug wieder“, schildert Max Müller den in Südafrika bislang sehr geringen Kontakt zum Unparteiischen vom Rheydter SV.