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20.04.2009 - Das Vier-Nationen-Turnier in England zusammenzufassen, ist schwierig, da jeder andere Erfahrungen gemacht hat. Doch eins steht fest: Keiner von uns wird die Zeit in Nottingham vergessen, da wir außerhalb des Platzes neue Freundschaften geschlossen haben und viele schöne Momente erleben durften. Auf dem Platz gab es sowohl Glücks- und Freundenmomente (wie bei dem 3:2 Sieg über England, was uns das Finale bescherte), aber auch traurige Momente (wie das verlorene Endspiel...)
Doch ich fange mal von vorne an.
Alle 18 Spielerinnen fieberten dem 9. April entgegen, wo es endlich hieß: Abflug nach England!! Wir kamen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der „University of Nottingham“ an, wodurch wir auch unsere erste Mahlzeit in zwei Gruppen im „Beeston Hockey Club“ zu uns nahmen. Es wartete auf alle eine riesen Überraschung im Wohnheim, da wir alle Einzelzimmer hatten, was wir aber durch zahlreiche „Matratzen-umräum-Aktionen“ in den Griff bekommen haben.
Um 17:30 Uhr ging es dann auf den Hockeyplatz, wo wir unser Training zur Gewöhnung an den Platz oder auch Teppich absolvierten. Der Platz ist ziemlich abgetragen, wodurch die Bälle sehr schnell sind. Das versprach schon mal schnelle Spielchen, da auch mit Hilfe des Self-Pass viel Tempo entsteht. Am Abend gab es eine kurze Einweisung, wie das Turnier vom Ablauf aussieht.
Am nächsten Morgen war es soweit, das erste Länderspiel von 13 von uns stand bevor. Wir waren alle samt gespannt und nervös, wie gut wir zusammenspielen können. Nach den Hymnen von Spanien und Deutschland, die wir - denke ich - alle noch mal üben sollten (wir haben das Tempo der Deutschen Hymne etwas verändert...), begann das erste Spiel des Vier-Nationen-Turniers 2009. Schon kurz nach Anpfiff erzielten wir das 1:0, was uns das nötige Selbstbewusstsein bescherte. Wir spielten gut und gewannen zum Schluss verdient mit 3:1, was natürlich gute Laune verstreute!
Den restlichen Tag verbrachten wir alle unterschiedlich. Einige ließen sich bei unserem Physio Anja verarzten, andere schliefen eine Runde, und die anderen beschäftigten sich im Aufenthaltsraum mit Billard, Air-Hockey oder Kickern. Vali musste uns echt dazu „zwingen“, eine Stunde lang alle ruhig zu sein und vielleicht auch mal sich einfach alle hinlegen.
Am späten Nachmittag gab es eine kurze Spielbesprechung und jeden Abend um 21.30 Uhr von Vali ein Tagesfeedback , wo er den Tag „zusammenfasste“ und den Ablauf des kommenden Tages preisgab. Leider musste er bei dieser Besprechung auch immer die zwei Spielerinnen benennen, die am nächsten Tag pausieren mussten. Sie hatten immer die Aufgabe, das Spiel zu beobachten und diese Beobachtungen dem Team am Abend zu unterbreiten.
In der zweiten Begegnung trafen wir auf den haushohen Favoriten des Turniers, die Niederlande. Sie spielten am Tage zuvor 5:1 gegen England, und acht ihrer Spielerinnen nahmen voriges Jahr an der U16 EM teil, was verdeutlichte, auf was für ein Spitzenteam wir treffen würden. Vali gab uns mit auf den Weg, dass wir uns für jeden gewonnen Zweikampf innerlich feiern sollen und dass die Niederländerinnen für jedes Tor hart kämpfen müssen, weil wir ihnen den Sieg nicht schenken werden! Sie spielten wie erwartet in ihrer eigenen Liga, was zum 1:4-Endstand führte, doch jedes Tor haben sie sich tatsächlich hart erarbeiten müssen. Zunächst waren wir alle ziemlich enttäuscht, doch Vali fand die richtigen Worte, um uns wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Er erklärte uns, dass wir aus dem Spiel sehr viel mitnehmen können und dass wir uns am nächsten Tag gegen England das Ticket für das Finale erspielen wollen. Wir wollten unbedingt erneut gegen Holland spielen, um das, was wir im ersten Spiel verbockt hatten, besser zu machen. Es macht einfach tierischen Spaß, gegen eine so gute Mannschaft zu spielen.
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Am Nachmittag fuhren wir mit dem Staff in die Stadt, was jeder anders ausnutzte. Der eine freute sich über zahlreiche Shops, die andere wollte einfach nur bei Subway oder Mac Donalds essen gehen. Am Abend zeigte uns Vali einen ca. 15 Minuten langen Ausschnitt aus dem Spiel vom Vormittag. Er wollte uns zeigen, wie hoch das Tempo in dem Spiel war und dass er noch nie so ein schnelles Mädchen-Hockeyspiel gesehen hat. Damit jede Spielerin individuelle Hilfestellungen für die nächsten Spiele bekommen konnte, machte Vali positionsspezifische Besprechungen, wo er auch teilweise einige Videoszenen zum Veranschaulichen zeigte.
Am Sonntag stand uns unser erstes Finale bevor, da wir gegen England um den Einzug ins eigentliche Endspiel gegen die Niederlande, die sich bereits qualifiziert hatten, spielen mussten. Wir gaben alles, weil wir unbedingt noch einmal den Holländern gegenübertreten wollte. Das sah man ganz stark in unserer Leistung auf dem Platz. Wir waren das ganze Spiel über am Drücker, doch die zwei Chancen, die die Engländerinnen hatten (zwei Ecken), machten sie rein. Wir hingegen kämpften mit dem Toreschießen, da der Ball einfach nicht über die gegnerische Torlinie wollte. Doch wir gaben weiter Gas, und man sah an unserer Körpersprache, dass wir das Ding noch drehen wollten. Und so war es auch! In den letzten 12 Minuten erzielten wir drei Tore, wovon eins einfach der Wahnsinn war, da sich eine Deutsche gegen acht Engländerinnen im Kreis durchsetze. Somit schafften wir verdient, aber sehr zittrig das Finale, und die Freude war bei allen riesig!
Da unsere U18 auch noch gegen England um den Einzug ins Finale spielen mussten, duschten wir rasch und schauten uns unsere Mädels an, die mit einem 1:1 auch das Finale gegen Holland erreichten.
Vali fragte uns in der abendlichen Besprechung, welches System wir denn gerne beim Finale spielen wollen. Da man auf dem Platz immer ein anderes Empfinden hat, wie ein System läuft. Wir einigten uns darauf, dass wir beides spielen wollten, was wir am nächsten Tag noch etwas änderten, da das eine System ziemlich gut lief. Wir haben uns unter anderem überlegt, dass wir die Holländer mit ihren eigenen Waffen schlagen wollen, ihnen somit keine Luft zum Atmen geben wollen, und genau so spielten wir auch. Wir waren in der Halbzeit die klar dominierende Mannschaft. Sie haben jedoch eine ganz starke Eckenschlenzerin, was ihnen auch das 1:0 bescherte. Doch in der zweiten Halbzeit ließen wir nach, was sich keiner erklären konnte. Wir spielten zwar stark, und man sah eine klare Entwicklung im Vergleich zu den vorherigen Spielen, aber irgendwie war der Wurm drin. Holland gewann das Spiel durch drei stark geschossene Ecken mit 3:0. Wir waren aber trotzdem stolz auf uns und freuten uns über den zweiten Platz.
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Am Nachmittag ging es dann noch einmal in die Stadt, wo wir das Riesenrad unsicher machten, oder auch unsere Jumpstyle Choreografie aufs Pakett legten und einiges aufsehen erregten! Das Abendessen verlegten wir dann auch in die Stadt , da uns der Satz „Only one plate“ etwas auf die Nerven ging...
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir mit viel Teamgeist, Wille und Mut ein gutes Turnier gespielt haben und es für alle ein voller Erfolg war. Wir sind zu einem richtig coolen Team zusammengewachsen und freuen uns alle schon auf unser nächstes gemeinsames Turnier!!
Sarah Sprink
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