Tim Jessulat: „Nummer zwei“ mit wichtiger Funktion

Der „Oldie“ über das Team, Bedenken und Aufgaben abseits des Platzes

Mit seinen 30 Jahren ist Tim Jessulat der „Oldie“ im Team von Bundestrainer Markus Weise. In dieser Position kommt der Nummer zwei im deutschen Tor fast selbstverständlich nicht nur eine sportliche Aufgabe zu. Auch als Ansprechpartner steht der routinierte Alsteraner – wie auch andere erfahrenere Akteure – den jüngeren Spielern zur Verfügung. Und wenn jemand technische Probleme hat, ist er ebenfalls erster Anlaufpunkt. Die wichtige Rolle der „Nummer zwei“ im deutschen Team hat jahrelang der Krefelder Christian Schulte ausgeübt und diese geradezu ideal ausgefüllt.

Auch Tim Jessulat, der schon seit 2005 im Kreis der Nationalmannschaft dabei ist, kennt die Situation bereits. „Vor der WM 2006 war ich wegen der Verletzung von Uli Bubolz im Vorfeld auch lange als Ersatzmann eingeplant. Uli ist dann ja – glücklicherweise – noch rechtzeitig fit geworden. Ich selbst bin dann zwar letztlich noch aus dem Kader gerutscht, doch die Voraussetzungen waren lange Zeit vergleichbar mit den jetzigen.“

Die aktuelle Mannschaft sieht der Alster-Keeper trotz der wegen des deutschen Winters eher ungewöhnlichen Vorbereitungsphase gut gerüstet. Lediglich die so genannte Fleißarbeit, also zum Beispiel das Einstudieren von Eckensituationen, musste man sich in punktuellen Sondertrainingseinheiten oder eben auf andere Weise aneignen.

Homogenste Truppe seit Jahren

Lobende Worte findet der Routinier für den Zusammenhalt in dem jungen und neu formierten Team. „Selbst Matthias Witthaus, der ja schon drei Spielergenerationen miterlebt hat, sagte, das sei die bislang homogenste Truppe, bei der er je dabei war.“ Auch wenn in der Vorbereitung neben guten Spielen auch einige schwächere dabei waren, geht Jessulat ziemlich beruhigt in das bevorstehende Turnier. „Das kann ein Vorteil sein, dass jeder für jeden kämpft und rennt. Zudem ist eine WM noch mal ein ganz anderer Level. Da wird schon mal der eine oder andere Prozentpunkt mehr freigesetzt.“

Liste mit „Do’s“ und „Do not’s“ bekommen

Hoffnung legt der Hamburger diesmal in eine ordentliche Verpflegung im Hotel. „Das ist ein großes Problem: Beim letzten Mal hatten fast alle Magen- und Darm-Probleme. Am Ende gab es nur noch Reis und Butter. Wir haben von unserem Doc schon eine Liste bekommen, was man diesbezüglich tun und lassen sollte.“ Der zuletzt viel diskutierte Sicherheitsaspekt ist für Tim Jessulat kein Thema. „Da gibt es in der Mannschaft eigentlich keine größeren Bedenken. Wir sind schon gut abgeschirmt. Natürlich ist es ungewohnt, sich nur mit Polizei-Eskorte zu bewegen – man kennt das aber ja schon.“ Insgesamt freue er sich auf die Begeisterung der Leute für Hockey, auf volle Ränge und eine tolle Atmosphäre.

Nachfolger von Carlos Nevado als Technik-Freak

Familie und Freunde von Tim Jessulat sind bei dieser Weltmeisterschaft nicht vor Ort dabei. Langweilig wird ihm dennoch nicht werden. Als Wirtschaftsinformatiker gilt „Enti“, wie er wegen seines etwas watscheligen Laufstils gerufen wird, als ultimativer Nachfolger von Technik-Fanatiker Carlos Nevado. „Das ist Segen und Fluch zugleich“, schmunzelt Jessulat. „Wer ein Problem mit dem Internetzugang hat, kommt zu mir. Wenn irgendwas nicht klappt, heißt es auch schnell mal: Jessulat ist Schuld. Ich werde aber gut vorbereitet sein, habe mein MacBook dabei.“

Steckbrief:

Name: Jessulat, Tim

Spitzname: Enti

Nummer: 31

geboren: 19. September 1979

Position: Tor

Länderspiele: 24

Tore: ---

Club: Der Club an der Alster

vorherige Clubs: Münchner SC, SSV Ulm, HTC Stuttgarter Kickers

Schulabschluss: Abitur

Job: Wirtschaftsinformatiker Internat. Erfolge: Vize-Europameister 2009, Hallen-Europameister 2006

Nationale Erfolge: Deutscher Meister Feld 2005, 2007, 2008