Max Weinhold: „Haben zuletzt genug Silber einkassiert!“

Der Torwart mahnt: Schalter muss schneller umgelegt werden, als bei Olympia!

Die Olympischen Spiele von Peking waren offenbar ein einschneidendes Erlebnis für Max Weinhold. Vor dem Turnier als von der Öffentlichkeit als „Überraschungs-Entscheidung“ des Bundestrainers unter großen Druck gesetzt, am Ende als einer der Olympia-Helden gefeiert. Diesmal geht er als Stammkraft und erfahrener Rückhalt ins WM-Turnier, und die Erfahrungen aus dem Jahr 2008 sollen jetzt nicht nur ihm selbst helfen. Den Olympiakader mag er gar nicht so sehr vergleichen mit dem Team, das in wenigen Tagen nach Indien aufbricht. „Jede Mannschaft erlebt nach großen Turnieren eine Art Wiedergeburt oder wird zumindest neu aufgestellt. Der jetzige Kader hat ein großes Potenzial, auch wenn noch etwas Abgeklärtheit und Cleverness in bestimmten Situationen fehlen.“

Doch gerade diese Unverbrauchtheit sieht der Kölner Keeper auch als Vorteil an. Das Team berge ein anderes Leben in sich. Da könne unter Umständen etwas Großes wachsen. Schließlich habe man zuletzt bei Champions Trophy und EM genug Silber kassiert. Wichtig sei, dass man gleich zu Beginn den Schalter von Vorbereitung auf Ernstfall umlegen kann. „Das war bei Olympia anfangs noch ein Problem. Bei dieser Mannschaft müssen wir das früher schaffen, sonst können wir auch schon früh Probleme bekommen.“

Bei der Vorbereitung selbst sieht Weinhold die DHB-Auswahl eher im Hintertreffen im Vergleich zu anderen Nationen. „Das ist im Prinzip ähnlich der Situation vor dem letzten Olympia-Qualifyer. Wir hatten zwar einige gute Möglichkeiten, dem deutschen Winter zu entkommen, aber insgesamt musste sich das Team in kurzer Zeit finden und auf Top-Leistung trimmen. Ich denke aber, dass wir an dieser Herausforderung gewachsen sind.“

Erfahrung mit Druck weitergeben

Als einer der ältesten Akteure im WM-Team und auch begründet in seiner Position als Torwart sieht sich Weinhold schon in mehrfacher Hinsicht als Rückhalt. „Ich habe aus Peking für mich wichtige Erfahrungen mitgenommen, als die Berichterstattung über meine Person im Vorfeld nicht so toll war, sich dann im Verlauf des Turniers aber stark geändert hat. Da lernt man, mit großem Druck umzugehen. Das kann jetzt helfen. Wer da Gesprächsbedarf hat, kann gern zu mir kommen.“

„Indien wird ein absolutes Highlight“

Auf Indien freut sich Max Weinhold nicht nur als Gastgeber der Weltmeisterschaft. „Das ist ein Land, in dem man auch mal richtig geerdet wird“, erinnert er sich an den Punjab Gold Cup im vergangenen Jahr in Chandighar. „Einerseits ist es ein buntes, farbenfrohes Land – toll für Touristen. Aber wenn Kinder auf unseren Bus klettern, die Hände durch den Fensterspalt stecken und um Wasser betteln, dann wird einem erst bewusst, wie klein unsere eigenen Probleme eigentlich sind.“ Auch auf die Leidenschaft der Inder für den Hockeysport ist er gespannt. Die erste Night-Session wird Pakistan gegen Indien – das werde sicher ein Gradmesser für die Stimmung. Mal sehen, ob der Bundestrainer erlaube, diese Partie anzuschauen.

Laptop für das Gewissen dabei

Der Student der Sport- sowie der Medien- und Kommunikationswissenschaften beginnt zudem gerade mit seiner Diplomarbeit. Natürlich hat er aus diesem Grund auch den Laptop in Neu Delhi mit dabei. „Aber eigentlich eher für mein Gewissen“, gibt Weinhold aber zu. „Ich bin normalerweise so auf das Sportliche fokussiert, dass ich mich schwer auf andere Sachen konzentrieren kann.“ Gegen den oft befürchteten Lagerkoller hat er als „Spielebeauftragter“ (gemeinsam mit Oliver Korn) schon einige andere „Maßnahmen“ eingeleitet. „Da wird schon genug passieren.“ Auf Vor-Ort-Unterstützung wird er diesmal weitestgehend verzichten müssen. Vater und Bruder, die in Peking noch dabei waren, reisen nicht an. „Zum Halbfinale und Finale kommen zwei Freunde – zum Anfeuern oder zum Wundenlecken.“ Hockey-Deutschland hofft auf Ersteres – und vielleicht ist Weinhold dann ja wieder der Held.

Steckbrief:

Name: Weinhold, Johannes-Maximilian

Spitzname: Schnubbi

Nummer: 21

geboren: 30. April 1982

Position: Tor

Länderspiele: 56

Club: Rot-Weiss Köln

vorherige Clubs: Münchner SC, Limburger HC, SW Köln

Schulabschluss: Abitur

Job: Student – Sport, Medien- und Kommunikationswissenschaften in Köln (SpoHo)

Internat. Erfolge: Olympiasieger 2008, Vize-Europameister 2009, Hallen-Weltmeister 2007, Hallen-Europameister 2006

Nationale Erfolge: Deutscher Meister Feld 2009, Deutscher Meister Halle 2002, 2006, 2009