Martin Zwicker: „20.000 Fans sind ein Ansporn“
Der junge Berliner löste als Letzter das WM-Ticket für Neu Delhi
Martin Zwicker gehört neben dem Hockeyplatz nicht zu den Gesprächigsten unter den deutschen Nationalspielern. Kurz und knapp fallen seine Antworten aus, wenn man ihn etwas fragt. Auf dem Platz findet eine Verwandlung mit dem heute beim Berliner HC spielenden Stürmer aus Sachsen-Anhalt statt. Der einen Tag vor WM-Start (27. Februar) 23 Jahre alt gewordene Nationalspieler kann explosionsartig mit seinen starken Dribblings und seiner Schnelligkeit jede Abwehr in Schwierigkeiten bringen, und neigt dann auch zu emotionalen Ausbrüchen, die man ihm sonst vielleicht gar nicht zutraut.
Ob es für ihn eine besondere Situation war, dass er als Allerletzter auf den Zug Richtung Weltmeisterschaft aufgesprungen sei, wollen wir von ihm wissen. „Das ist mir eigentlich egal“, so die lapidare Antwort. Der Bundestrainer hatte ihn nicht mit zur Champions Trophy nach Melbourne genommen, aber danach den Nürnberger Christopher Wesley zu Gunsten Zwickers aussortiert. „Markus hatte mir vor der Trophy schon gesagt, dass ich weiter eine realistische Chance haben würde. Als Christopher danach draußen war, konnte ich mir ja schon etwas ausrechnen, aber es war schon ein gutes Gefühl, als nach dem Spanien-Lehrgang die Nominierung Schwarz auf Weiß fest stand!“ Mit Wesley habe er danach zwar nicht Kontakt aufgenommen, aber das Verhältnis sei eigentlich ganz in Ordnung.
„Im heutigen Spielsystem gibt es gar keine festen Positionen“
Auch in seiner Einschätzung der Situation bei der WM bleibt Martin Zwicker einsilbig. Wie er es empfinde, eventuell vor 20.000 frenetischen Zuschauern zu spielen? „Eher als Ansporn!“ Empfinde er denn keinen Druck? Das sei situationsabhängig – auf den Eckenschützen laste im Spiel mehr Druck, sagt Zwicker. Und wie sieht es im Sturm mit der Lieblingsposition aus – über Außen oder lieber in der Spitze? „das ist mir ganz egal – als Stürmer bist du im heutigen System ohnehin so viel in Bewegung, dass es gar keine festen Positionen im Spiel gibt!“
Gute Betreuung an der Humboldt-Universität
Sehr zufrieden ist Martin mit der Wahl seines Studiums. Der junge BHCer studiert an der Humboldt-Universität in der Hauptstadt Sportwissenschaften – inzwischen im 4. Semester. Da die Uni Leistungssportler besonders fördert, hat Martin mit Fehlzeiten durch Lehrgänge keine größeren Probleme und kann seine Uni-Kurse optimal an den eigenen Trainingsplan anpassen. Gerade bei den Kursen mit begrenzten Kontingenten werde er als Leistungssportler bevorzugt behandelt. Viele Dozenten würden das Abschneiden auf den Turnieren auch intensiv verfolgen, erzählt Zwicker.
Immer noch gute Kontakte in die Heimat nach Köthen
Aber auch in seiner Heimatstadt Köthen schaut man genau, was der erfolgreichste Hockeysportler der jüngeren Geschichte so erreicht. „Viele alte Schulkameraden melden sich per Mail und werden sicher auf das Livestreaming der WM-Spiele schauen.“ Wann immer es möglich ist, besucht Martin seine Eltern und den Cöthener HC in dem er das Hockeyspielen gelernt hat und hält den Kontakt aufrecht.
Bei der WM ist ein Mülheimer sein Zimmergenosse. Jan-Philipp Rabente und Martin haben vor etwas mehr als zwei Jahren in Südafrika im gleichen Spiel ihr Debüt im A-Team gegeben. Beide sind ähnlich ruhige Vertreter und haben ähnliche Interessen. Da werden in der Freizeit zwischen den Spielen Filme und Serien auf DVD geschaut, gelesen oder Musik gehört.
Steckbrief:
Name: Martin Zwicker
Spitzname: Zwick
Nummer: 20
geboren: 27. Februar 1987
Position: Sturm
Länderspiele: 41
Tore: 3
Club: Berliner HC
vorherige Clubs: Cöthener HC
Schulabschluss: Abitur
Studium: Sportwissenschaften, 4. Semester
Internationale Erfolge: Vize-Europameister 2009
Nationale Erfolge: Deutscher Vize-Meister Halle
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