Florian Fuchs: Frech und unbekümmert aufspielen
Der viertjüngste WM-Teilnehmer macht sich selbst keinen Druck
Florian Fuchs ist der viertjüngste Teilnehmer der Weltmeisterschaft in Neu Delhi. Lediglich der Kanadier Keegan Pereira und die Pakistani Muhammad Irfan und Muhammad Umar Bhutta sind mit erst 17 Lenzen noch jünger als der Hamburger, der sich durch seine fünf Tore bei der Champions Trophy im Dezember in Melbourne nachdrücklich für die WM empfahl. Trotz der Vorschusslorbeeren, die der 18-Jährige durch seinen Auftritt in Australien und bei der siegreich beendeten Junioren-Weltmeisterschaft 2009 in Malaysia („man of the match“ des Endspiels) erntete, schickt Markus Weise das Nesthäkchen des Teams ohne Druck ins Turnier. Er solle selbstbewusst und frech aufspielen – und das hat sich der UHCer auch vorgenommen.
„Ich habe nach der Champions Trophy ja direkt Abitur gemacht. Da war keine Zeit, um über all das nachzudenken, was letztes Jahr so passiert ist“, sagt Fuchs. „Deshalb spüre ich auch keine großartigen Druck.“ Er will abwarten, inwieweit die gegnerischen Abwehrreihen ihn nun mehr im Visier haben. Der schnelle Stürmer grinst, wenn man ihn darauf anspricht, dass er ja eher schmächtig aussieht und es doch verwunderlich ist, dass er sich mit vollem Körpereinsatz in jeden Ball werfe. „Ich gehe durch meine Schnelligkeit den Zweikämpfen eher aus dem Weg. Da hätte ich gegen die zum Teil ja extrem kräftigen Verteidiger gar keine Chance. Aber es stimmt, dass ich mich vorn viel in die Flanken hinein werfe. Das hat sich beim UHC so entwickelt, wo oft mit steilen Bällen auf den langen oder kurzen Pfosten operiert wird, weil da mit Philip Sunkel lange ein unglaublich treffsicherer Stoßstürmer vorne drin stand.“
2006 noch als Fan im WM-Stadion von Mönchengladbach
Vergleichen will er sich mit Sunkel aber nicht. „Es gibt so unterschiedliche Charaktere im Hockey. Eigentlich bin ich eher der Typ, der über Außen kommt.“ Wenn Fuchs trotzdem mal kurz drüber nachdenkt, dass er nun mit 18 Jahren plötzlich für den Titelverteidiger bei einer Weltmeisterschaft spielt, dann kommt ihm das Ganze doch eher wie ein Traum vor. „2006 habe ich in Mönchengladbach als Fan im Stadion gestanden und Moritz Fürste und Christopher Zeller zugejubelt.“
Mit Zeller hätte der junge Hamburger übrigens sehr gern in Neu Delhi zusammen gespielt – er hofft, dass das bei späteren Turnieren noch der Fall sein wird. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich zur WM fahren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Olympia 2012 in London war immer das übergeordnete Ziel – und das hat nun zumindest Gestalt angenommen.“
Vor-Abi-Klausuren mit Sondererlaubnis bei Champions Trophy geschrieben
Florian hätte selbst nicht geglaubt, dass es möglich gewesen wäre, Champions Trophy, WM-Vorbereitung und Abitur in nur drei Monaten unter einen Hut zu bekommen. Aber es klappte. Seine Abi-Vorklausuren schrieb der Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums mit Sondererlaubnis unter Aufsicht in Melbourne. Die Abiturklausuren Ende Januar in den Leistungskursen Englisch, Geografie und im dritten Prüfungsfach Biologie seien super gelaufen – aber auf das Gefühl allein dürfe man da nicht vertrauen.
Im Juni kommt noch das mündliche Abitur, doch dem sieht Fuchs im Fach Sport sehr gelassen entgegen. Die letzten Monate waren so geprägt vom Schulstress – auch den Lehrgang in Südafrika büffelte der Gymnasiast in den freien Stunden durch, dass Fuchs sich in Neu Delhi schon fast auf die spielfreien Tage freut und es ihm völlig egal ist, dass das Team da aus Sicherheitsgründen im Hotel festsitzen wird. „Ich sehne mich danach, nichts zu tun und einfach die Seele baumeln zu lassen!“
Großeltern reisen um die Welt, um Enkel spielen zu sehen
Florian bekommt in Indien als einer von wenigen Aktiven auch Unterstützung durch die Familie. Die Großeltern Hannelore und Hans-Joachim Fuchs (selbst früher Hockeyspieler) waren auch nach Malaysia zur WM und nach Melbourne mit geflogen, um ihren Enkel spielen zu sehen. Und auch die Eltern werden vor Ort sein, um den Shootingstar im deutschen Team anzufeuern. Seinem Sport ordnet Florian Fuchs alles unter.
Nach dem Abitur möchte der gebürtige Hamburger gern für ein paar Monate ins Ausland. Dafür hat er sich die nächste Hallensaison ausgeguckt, um möglichst keinen Lehrgang im A-Kader zu versäumen. Und auch die anderen Hobbys, wie Gitarre spielen und Tennis haben zu Gunsten des Hockeys leiden müssen. Irgend etwas in Richtung Wirtschaft will Florian studieren, aber „das ist ja breit gefächert, und da mache ich mir erst nach der WM mal ernsthaft Gedanken drüber, in welche Richtung es dann gehen soll.“
Steckbrief:
Name: Fuchs, Florian
Spitzname: Flocke
Nummer: 23
geboren: 10. November 1991
Position: Sturm
Länderspiele: 7
Tore: 7
Club: UHC Hamburg
vorherige Clubs: -
Schulabschluss: Abitur (noch nicht ganz abgeschlossen)
Internationale Erfolge: U21-Weltmeister 2009, 2. Platz Champions Trophy 2009, Euro Hockey League 2. Platz 2009
Nationale Erfolge: Deutscher Vizemeister 2009, deutscher Jugendmeister
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