Auf dem Weg nach Indien bzw. kleine deutsche Zusatzaufgaben
Es ist Freitag, der 19.02. gegen 18:00h. Das Wochenwerk ist vollbracht, die WM-Orga steht nicht nur Dank der unermüdlichen Unterstützung der Deutschen Botschaft in Neu Delhi. Wir haben scheinbar wirklich alles im Griff. Neben Anreise, Hotel etc. stehen mittlerweile auch die Bestellung bei einem Deutschen Bäcker, die Freizeitprogramme und Kleinigkeiten, wie Desinfektionsmittel, Nutella und indische Simkarten. Auch der Bericht der Botschaft aus der letzten Sicherheitskonferenz klingt beruhigend.
Eigentlich kann es los gehen. Von daher freuen sich alle auf ein ruhiges Wochenende, da wir ja erst am Dienstag fliegen. Natürlich haben wir die Streikankündigung der Lufthansa im Blick und haben vorsorglich anstelle möglicherweise ausfallender Zubringerflüge Sitzplätze bei der Bahn reserviert. Es ist 18:15 ein letzter Blick ins Internet und der Routinecheck seitens der Lufthansa. Der erste Sonderflugplan wurde gerade veröffentlicht. Schnell den Plan geöffnet und … für Dienstag wurde kein Flug nach Indien eingeplant!
Mist, das ist der „worst case“. Hatten wir doch im Vorfeld sowohl über die deutschen als auch die indischen Kanäle unseren Flug und dessen Bedeutung mitgeteilt, wurde dieser simple Wunsch, mit einer deutschen Nationalmannschaft zu einer WM zu fliegen, binnen von Sekunden durch eine kleine pdf-Datei zunichte gemacht. Also, weg ist die Freude aufs ruhige Wochenende … Wahrscheinlich befinden sich jetzt tausende Fluggäste auf dem Run auf die verbleibenden Tickets der Konkurrenz und die Zeit drängt. Alleinreisende haben es da wahrscheinlich einfacher als eine Gruppe von 25 Personen mit ca. 1 Tonne Gepäck.
Also wurde schnell das Essen mit Freunden abgesagt, ein Fahrdienst zum Training der Tochter organisiert und der Krisenstab zusammentelefoniert, um mögliche Alternativen zu diskutieren. Gegen 20:00 erreiche ich Ali Gürtler, Geschäftsführer unseres geschätzten Reisebüros zu Hause. Auch er ist auf dem Weg ins Wochenende. Hoffentlich hat er direkte Informationen und kann das Missverständnis bzgl. unseres Fluges aufdecken... Leider müssen wir feststellen, dass der Flug tatsächlich nicht aufgeführt ist.
Wir besprechen verschiede Optionen. Da auch Montag oder Mittwoch keine LH-Maschinen nach Delhi gehen, müssen wir wahrscheinlich komplett neue Wege gehen und sind bereit ggf. auch Montag oder in Kleingruppen zu fliegen. Da Umbuchungen nur über sein Büro möglich sind, beschließen wir, am nächsten Morgen zu telefonieren und erneut die Lage zu checken. Der Gedanke an die möglicherweise entstehenden Kosten wird im Sinne der Mannschaft erst einmal verdrängt. Samstagmorgen um 06:00h geht der erste Weg direkt zum Computer. Es gibt ein Update des Sonderflugplans und … unser Flug ist jetzt drin…
23.02.10 LH 760 FRA-DEL 13:35 sind Buchstabenfolgen die einen auch schon am frühen Morgen zu größeren Freudensprüngen motivieren. Doch erst einmal den Ball flach halten, warten bis Ali Gürtler im Büro ist und den Plan bestätigen kann. Gegen 09:00h kommt die freudige Info. Der Flug geht!!! Aus Sicherheitsgründen weichen wir mit allen Zubringern auf Bahn und PKW aus. Das Risiko ist zu groß, dass irgendjemand oder irgendein Gepäckstück auf dem Weg nach Frankfurt verloren gehen. Der Krisenrat stimmt sich ab und informiert.
Dass die Reservierungen prophylaktisch ausgestellt wurden, macht sich jetzt bezahlt. Es reicht nun, wenn am Montag die Zubringer gecancelt werden und die Bahntickets ausgestellt werden. Samstag 12 Uhr kann jetzt doch das Wochenende beginnen. Dank der perfekten Arbeit von Ali Gürtler und Petra Morrison von fcm.travel sowie der Flexiblität des Teams, stehen dann Dienstag alle Sportler um 11:30h am Gruppen-Check-In in Frankfurt und die Reise kann losgehen.
Sicherheit über alles
Nach kurzem und wunderbar ruhigem Flug kommt das Team pünktlich am Mittwoch um 01:15h am Morgen (!!!) In Neu Delhi an. Direkt am Gate werden wir vom indischen Organisationskomitee und einem bewaffneten Polizisten in Empfang genommen und direkt zum Immigrationsschalter geführt. Wo man sonst lange Minuten am Schalter steht, geht es direkt zum Diplomatenschalter und wir haben in kürzester Zeit mit der gesamten Mannschaft die Visamodalitäten geklärt.
Weiter in Begleitung der Sicherheitsbeamten geht es zum Gepäckband, wo bereits Clemens Kroll, Leiter des Kulturreferates der Deutschen Botschaft und Bernd Jennert als Vertreter der Bundespolizei auf uns warten und uns mit großer Freude begrüßen, obwohl man verstehen könnte, dass es um diese Uhrzeit vielleicht schönere Aufgaben geben könnte… Auch am Gepäckband gibt es wieder einen extra für das Team abgesperrten Bereich. Ein Luxus an den man sich schnell gewöhnen könnte.
Botschaft und Bundespolizei geben einen beruhigenden Bericht über die Situation und der Sicherheitsmaßnahmen vor Ort. Mit dem Gepäck geht es direkt zu einem wiederum abgesperrten Seitenausgang direkt zu den Bussen. Wir werden von den Botschaftsmitarbeitern verabschiedet und verabreden für die Mannschaft eine Einführungsrunde „Land&Leute“ sowie die Bewertung der aktuellen Sicherheitslage. Gegen 2:30 kommen wir im Hotel an, die Schlüssel liegen schon bereit und der Bundestrainer gibt den Startschuss in Turnier.
Dieser beschränkt sich bis zum Frühstück zwar vorerst auf die Einhaltung der Hygienevorgaben, aber jeder kleine Fehler kann ja große Folgen haben. Gegen 03:00 liegen alle im Bett. Frühstück gibt es gottseidank erst um 10:00…
Bericht der Teamleitung
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