Sonntag, 28. Februar - Samstag, 13. März in Neu Delhi

12. Weltmeisterschaft

Moritz Fürste „Wir waren 2006 viel stärker von unseren Leistungsträgern abhängig“

Der 25-jährige Hamburger benennt die Faktoren, von denen ein Erfolg der deutschen Herren bei der bevorstehenden WM in Indien abhängt

Moritz Fürste ist neben Matthias Witthaus und Jan Marco Montag einer von nur noch drei Aktiven im deutschen Aufgebot für die Feldhockey-Weltmeisterschaft in Neu Delhi (Indien, 28. Februar bis 13. März), die auch schon 2006 bei der Heim-WM in Mönchengladbach am Titelgewinn der DHB-Auswahl beteiligt waren. Häufiger hat der heute 25-Jährige Regisseur und Kapitän des Uhlenhorster HC Hamburg zuletzt darüber nachgedacht, wie sich die Situation – des gesamten Teams und auch seine persönliche – verändert hat, wenn er die bevorstehende WM mit der glorreichen Titelverteidigung vor vier Jahren vergleicht.

„Damals bin ich als jüngster Spieler ganz ohne Druck in das Turnier gegangen, war nahezu vogelfrei, konnte machen, was ich wollte“, erinnert sich der durchsetzungsstarke Mittelfeldakteur, der vor einem Jahr zum „most valuable player“ der Euro-Hockey-League-Premierensaison gekürt worden ist. „Allzu viel Druck empfinde ich jetzt zwar auch nicht, aber es ist schon eine ganz andere Ausgangslage für mich. Die Verantwortung für das Team und für das Spiel ist viel größer geworden, ich habe auch mehr Entscheidungskompetenzen auf dem Platz bekommen. Generell gefällt und liegt mir das!“

Bedenkt man, dass die Europameisterschaft in Amsterdam, auf der sich das deutsche Team als Vize-Europameister für die WM qualifiziert hat, nur sechs Monate zurück liegt, und dass in der Zwischenzeit nur wenig spielfreie Zeit war, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Vorbereitung der Mannschaft, die sonst vor großen Championaten, wie WMs oder Olympischen Spielen, bei 100 bis 120 Lehrgangstagen lag, vor dieser extrem früh im Jahr angesetzten WM in Indien nur geringer ausfallen oder mit weniger Aufwand betrieben werden konnte.

 

"Dieses Mal deutlich mehr trainiert als 2006!"

Dem widerspricht der Hamburger vehement: „Das ist auf keinen Fall so! Im Gegenteil: Ich persönlich habe dieses Mal deutlich mehr trainiert als noch 2006. Damals gab es fraglos zwar mehr Lehrgänge – was sich aus dem dieses Mal tatsächlich viel kürzeren und eingeschränkten zeitlichen Rahmen ergibt – aber wir haben dieses Mal weit mehr dezentral trainiert.“ Über Monate haben sich die Hamburger Spieler des erweiterten WM-Kader, wie auch die Kollegen an anderen Standorten in Deutschland, zusätzlich zwei- bis dreimal pro Woche morgens um 8 Uhr vor der Uni zum Extratraining getroffen. „Und wir haben im Dezember in Australien die Champions Trophy gespielt, sechs Matches auf extrem hohem Niveau. Eine bessere Vorbereitung gibt es eigentlich nicht. Wie auch das Team der WM 2006 nicht mit dem heutigen zu vergleichen ist, so kann man auch die Vorbereitung nicht miteinander vergleichen. Ich bin überzeugt, dass wir auf einem sehr guten Vorbereitungsstand sind.“

Bittet man „Mo“, wie Moritz Fürste in Hockeykreisen eigentlich nur gerufen wird, die beiden WM-Teams doch einmal gegenüber zu stellen, kommt der UHCer zu einer interessanten Erkenntnis: „Wir waren damals viel stärker von unseren Leistungsträgern abhängig. Wenn uns damals ein Christopher Zeller, Björn Emmerling oder Philip Crone während des Turniers ausgefallen wäre, hätten wir das kaum kompensieren können – das Leistungsgefälle im Team war viel zu groß. Heute sind wir als Kollektiv ungemein stark. Es ist leichter verkraftbar, wenn ein Einzelner mal einen schlechten Tag hat. Dann wird er aufgefangen.“

 

Die Maschine muss ins Laufen kommen!

Fürste ist sich aber auch des Nachteils bewusst, der daraus entsteht: „Wir wissen seit der Champions Trophy, dass wir auch mit den ganz starken Favoriten, wie Australien oder Holland, absolut auf Augenhöhe sind, wenn wir es schaffen, an unsere Grenzen zu gehen. Auf der anderen Seite können wir aber – und das gilt besonders bei dieser WM, da die Teams vom Leistungsvermögen her extrem eng zusammengerückt sind, auch mit jedem Gegner Probleme bekommen, wenn wir es als Team nicht schaffen, auf unserem Leistungs-Zenith zu spielen.

Deshalb hängt ganz viel davon ab, dass jeder einzelne von uns nicht nur mit dem Gefühl nach Neu Delhi fliegt, dass er froh ist, für das Turnier nominiert worden zu sein, sondern auch mit dem absoluten Willen, dort jedes Mal das Maximum aus sich herauszuholen!“ Man könne sich natürlich im Laufe eines Turniers steigern, weiß der Championats erfahrene Hamburger, aber diese WM-Mannschaft 2010 dürfe sich keine zu großen „Wellenbewegungen“ in der Leistungskurve erlauben. Die Maschine müsse ins Laufen kommen, so Fürste, dann sei das große Ziel „Halbfinal-Qualifikation“, das man sich gemeinsam gesetzt habe, auch erreichbar.

 

"Aufpassen, dass wir uns nicht aus dem Rhythmus bringen lassen!"

Die Niederlande und Korea seien von der Papierform her die härtesten Rivalen in der Vorrundengruppe, aber auch die Neuseeländer, die Fürste durch seinen Vereinskameraden und Euro-Hockey-League-Mitgewinner Shea McAleese gut kennt, hätten ein Team, das über 70 Minuten ein sehr unangenehmer Gegner sei. Neu Delhi hat der Student bereits früher einmal kennen gelernt. Letztes Jahr war das Team dann in Chandigarh zu einem Turnier, um sich mit den Verhältnissen in Indien vertraut zu machen. Bundestrainer Markus Weise war zudem mit Sportdirektor Rainer Nittel als Vorhut schon im späteren WM-Quartier und hat den Spielern bewegte Bilder vom Hotel und dem WM-Stadion mitgebracht.

„In Indien ticken die Uhren anders. Es gibt viele Unbekannte, die einen leicht aus dem Rhythmus bringen können. Da müssen wir aufpassen!“, sagt Fürste. Er sei ganz froh, dass sich das Team am Vorabend des Auftaktspiels gegen Korea (1. März) bereits die Partie Indien gegen Pakistan im Stadion anschauen könnte, um eine Vorstellung zu bekommen, was in der für deutsche Hockey-Verhältnisse riesigen Arena (25.000 Plätze) los sein könnte: „Das Publikum reagiert dort auch ganz anders als bei uns – viel emotionaler, lauter. Die Euphorie, die auf den Rängen entsteht, kann schon ein Faktor sein, der ein Spiel beeinflusst.“ 2006 hatte die Mannschaft im Warsteiner HockeyPark ebenfalls vor dem Auftaktspiel bereits am Vorabend das „Night-Match“ zwischen Holland und Korea anschauen und die Atmosphäre in der WM-Arena schnuppern können.

 

Die Freundin hat "Aufstiegssorgen" beim FC St. Pauli, kommt daher nicht nach Indien

Moritz Fürstes Lebensgefährtin Stephanie wird dieses Erlebnis nicht vergönnt sein. „Sie ist Physiotherapeutin beim FC St. Pauli – und hat dort zurzeit ‚Aufstiegssorgen’, muss sich da um das Team kümmern“, bedauert er, dass seine Freundin nicht mit zur WM fahren kann. Auch von seinen Studienkameraden und Firmenkollegen werden ihm viele von Deutschland aus die Daumen drücken. Fürste absolviert eine „duale Ausbildung“, studiert Medienwirtschaft & Werbung an der privaten „Hamburg School of Business Administration“ und arbeitet Berufs begleitend bei „kempertrautmann“, einer der erfolgreichsten Werbeagenturen des Landes.

„Zuletzt hatte ich relativ viel Uni. In der Agentur steige ich erst nach der WM wieder richtig ein. Dann werde ich da kräftig gefordert sein“, erzählt Moritz. Doch bis ihn das Tagesgeschäft wieder hat, geht noch eine ganze Weltmeisterschaft ins Land...

 

Steckbrief:

Name: Fuerste, Moritz

Spitzname: Mo

Nummer: 9

geboren: 28. Oktober 1984

Position: Mittelfeld

Länderspiele: 132

Tore: 37

Club: UHC Hamburg

vorherige Clubs: keine

Schulabschluss: Abitur

Job: Student, duale Ausbildung (Medienwirtschaft & Werbung, Werbeagentur kempertrautmann)

Internationale Erfolge: Olympiasieger 2008, Weltmeister 2006, Euro Hockey League Champion 2008, “most valuable player” EHL-Saison 2008, Hallen-Weltmeister 2007, Vize-Europameister 2009

Nationale Erfolge: Deutscher Hallenmeister 2002

 
Saison 2010
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» Interview Markus Weise

Finale
1. Australien
2. Deutschland
3. Niederlande
4. England
5. Spanien
6. Korea
7. Argentinien
8. Indien
9. Neuseeland
10. Südafrika
11. Kanada
12. Pakistan

Spieltermine Deutschland
Montag, 01.03.2010 - 18:35
    » GER - KOR   2:2 (0:2)
Mittwoch, 03.03.2010 - 16:35
    » CAN - GER   0:6 (0:4)
Freitag, 05.03.2010 - 20:35
    » GER - ARG   4:3 (3:2)
Sonntag, 07.03.2010 - 20:35
    » GER - NED   2:2 (0:1)
Dienstag, 09.03.2010 - 16:35
    » GER - NZL   5:2 (2:0)
Donnerstag, 11.03.2010 - 18:05
    » GER - ENG   4:1 (3:1)
Samstag, 13.03.2010 - 18:05
    » GER - AUS   1:2 (0:1)

Die Anschlagzeiten sind in Ortszeit angegeben!
Ortszeit New Delhi:
Gruppe A
1.GER5319:911
2.NED5315:510
3.KOR5316:810
4.ARG529:116
5.NZL528:126
6.CAN506:280

Gruppe B
1.AUS5423:612
2.ENG5417:1212
3.ESP5312:89
4.IND5113:174
5.RSA5113:284
6.PAK519:163
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