Sympathien auf ganzer Linie erspielt
hockey.de-WM-Kolumnist Joo-Seuk Maing über einen Triumph auch ohne WM-Titel
14.03.2010 - Fast hätte man Geschichte geschrieben. Zum dritten Mal in Folge im Weltmeisterschafts-Finale gegen Australien. Als amtierender Weltmeister war man die jüngste Mannschaft des Turniers, wäre im Turnierverlauf als einzige Mannschaft unbesiegt geblieben, hätte als erste Mannschaft den WM-Hattrick erzielt und den Titel zum zweiten Mal verteidigt. Doch mal ganz ehrlich: Ist es das, was uns so große Freude bereitet hat über die vergangenen zwei Wochen? Nein.
Die stark verjüngte deutsche Mannschaft hat sich Sympathien nicht nur der Hockey-Experten, sondern vor allem der indischen und weltweiten Zuschauer erspielt. Mit schnörkellosem, zielorientiertem Mannschaftshockey hat man gezeigt, dass die Philosophie des Deutschen Hockey-Bundes die richtig ist. Eine langfristige und nachhaltige Trainings- und Wettkampfsteuerung hat immer das Gesamte im Blick. Im Finale gegen Australien war man über weite Strecken ebenbürtig, und die DHB-Auswahl hätte mit ein wenig Glück auch gewinnen können. An diesem Samstag Nachmittag hatte man sich für die richtigen Dinge entschieden (beispielsweise eine Strafecke, die Deutschland beim Stande von 1:1 in Führung hätte bringen können), nur sind die richtigen Dinge dann einfach nicht passiert.
Die weltweiten Erfolge des deutschen Hockeys über viele Jahre sind ein Beweis für die hervorragende Arbeit des Verbandes. Uli Forstner, ehemaliger U21-Bundestrainer und heute Bundestrainer Wissenschaft im Deutschen Hockey-Bund, wurde von Journalisten immer wieder gefragt, wie er sich das nahtlose Einfügen von jungen Spielern erklärt, wie es dieses Mal in Person von Martin Häner und Florian Fuchs eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Als amtierende U21-Weltmeister haben diese beiden Spieler in der Männerklasse sofort ihre Akzente gesetzt, Martin Häner wurde zum wiederholten Mal zum ‚Man of Steel’ ernannt, auch im Finale. Und Youngster Florian Fuchs war am Ende mit vier Toren erfolgreichster deutscher WM-Torschütze. Aber auch Matthias Witthaus, Moritz Fürste oder Kapitän Max Müller haben ein wahnsinnig gutes Turnier gespielt. Nicht zu vergessen Tim Jessulat, der als Ersatztorhüter angereist ist und dann ab dem zweiten Spiel anstelle des verletzten Stammkeepers Max Weinhold voll und ganz im Turnier war.
Hari Kant, ehemaliger Nationaltorhüter der Kanadier, und Viren Rasquinha, Ex-Kapitän der indischen Nationalmannschaft, waren sich einig, dass man ein extrem hochwertiges, ja brillantes Endspiel gesehen hat. Auch wenn die Australier verdient Weltmeister geworden sind, hätte das auch ohne weiteres Deutschland sein können.
Mit einer schönen Geste hat sich die deutsche Mannschaft nun aus Indien verabschiedet. Nach dem Finale hat man sich mit einem großen, eigens angefertigten Plakat im Stadionrund bei den vielen indischen Zuschauern bedankt, und spätestens da war klar: Diese Mannschaft mag jung sein an Jahren, aber ist bereits alt an Erfahrung. Wir freuen uns auf die Champions Trophy in Deutschland, wo sich die Weltspitze im August bereits wieder trifft.
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