Gänsehaut und schöne Fotomomente
hockey.de-WM-Kolumnist Joo-Seuk Maing und sein persönlicher WM-Nachklapp
23.03.2010 - Gut eine Woche ist es her. Die deutsche Hockeynationalmannschaft steht in Neu Delhi neben der australischen Mannschaft auf dem Podest und bekommt die Silbermedaille überreicht. Die Niederländer auf Podestplatz 3 wundern sich selber noch, warum Guus Vogels neben Torhüter des Turniers auch noch Spieler des Turniers wurde (und man spekuliert, es liege vor allem daran, dass er seine internationale Karriere mit der WM beendet hat). Vor dem Turnier wäre der Vizeweltmeistertitel für das deutsche Team sicherlich als Erfolg gewertet worden, aber wer im Finale verliert, kann sich erstmal nicht freuen. Trotzdem hat die jüngste Mannschaft genügend Anstand und läuft wie selbstverständlich, angeführt von Kapitän Max Müller, zur australischen Mannschaft, um ihr zu gratulieren. Man erkennt die Stärke der Australier an. Und in diesem Moment passiert es wieder: Gänsehaut und schöne Fotomomente, weil man sich an den Schlusspfiff erinnert, der vor gerade mal einer halben Stunde das Ende eines 14-tägigen Traums brachte.
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Vor dem inneren Auge läuft nochmal der Film ab…man sieht nochmal diese Bilder, wie Martin Zwicker enttäuscht auf dem Boden sitzt und Tim Jessulat von Max Weinhold in den Arm genommen und getröstet wird. Ich drehe mich zur Seite und entdecke eine Träne im Auge der deutschen Journalistin, die ich erst vor einer Woche kennen gelernt habe. „Ich hätte es den Jungs so gegönnt,“ sagt sie, „die Jungs sind einfach klasse.“ Und gleichzeitig ist ein Lächeln auf ihrem Gesicht, sie ist froh, dabei gewesen zu sein.
Das ist sicherlich das Schöne am Hockey. Auch dieses Mal habe ich Deutsche getroffen, die noch nie ein Hockeyspiel gesehen haben, nun aber zum Zeitpunkt der WM eben auch in Delhi waren und sich mal anschauen wollten, warum die Deutschen in dieser Sportart so gut sind. Und alle sind begeistert…das Spiel ist schnell, die Regeln immer noch stark erklärungswürdig, und dann diese Standardsituationen, in denen ein Spezialist aufs Tor feuert. Und so werden aus Laien sehr schnell Hockey-Experten, die nun stolz sind, dass es diese deutsche Mannschaft bis ins Finale geschafft hat.
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Wie selbstverständlich stehen wir am Samstagabend nach dem Turnier neben Moritz Fürste und Christoph Menke und trinken ein Bier und schießen ein paar Erinnerungsfotos. Die deutsche Botschaft hat spontan eine Fete auf die Beine gestellt und die deutsche Community dazu eingeladen. Man diskutiert über einzelne Spiele, über Indien, doch spätestens nach dem dritten Bier wippt man mit dem Fuß auf der Tanzfläche und kriegt das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht, weil es so unwirklich erscheint, mit der Hockey-Nationalmannschaft in Delhi zu feiern. 2002-Weltmeister Michael Green läuft vorbei, der als Mitglied der Athletes Commission der FIH zu großen Turnieren eingeflogen wird. Auch Jo Mahn, der Alster-Chefcoach in seinem kurzen Nebenengagement als Co-Trainer der kanadischen WM-Herren, ist wie viele andere auch mitten drin. Hach, irgendwie schade, dass es schon vorbei ist.
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