Linus Butt: Ohne Zeller muss eben jeder etwas mehr tun
Bei seiner ersten internationalen Meisterschaft gilt es für „den Neuen“, seinen Part optimal zu erfüllen
Linus Butt freut sich auf seine erste große internationale Meisterschaft. Bei der Europameisterschaft im letzten Jahr war er zwar kurz davor, war dann aber als einer der letzten aussortiert worden. Mittlerweile hat der Krefelder immerhin schon internationale Erfahrung bei der letzten Champions Trophy im australischen Melbourne gesammelt, doch eine Weltmeisterschaft sei sicher noch mal ein ganz anderes Kaliber. Dass jetzt die ganz großen Stars in der DHB-Auswahl weitestgehend fehlen, sieht der junge Defensivspezialist, der am Vortag des WM-Finals seinen 23. Geburtstag feiert, gar nicht als so großes Problem an. „Klar würde uns ein Christopher Zeller helfen, aber er ist eben nicht dabei. Da muss jetzt eben jeder noch etwas mehr für den Erfolg investieren.“
Man werde vielleicht nicht in jedem Spiel eine Weltklasseleistung abrufen können, aber man habe bereits bewiesen, dass man sich in einem Turnier von Spiel zu Spiel steigern und auch auf einem konstant hohen Niveau spielen kann. „Wir sind eine junge Truppe, für viele ist eine WM Neuland und dass es da auch Leistungsschwankungen gibt, ist ganz normal“, sagt Butt. Die Vorbereitung auf dieses Turnier schätzt er jedenfalls als sehr positiv ein. „Beim letzten Lehrgang waren viele krank, aber in Australien und in Südafrika haben wir ein paar gute Schritte nach vorn gemacht und verstehen uns auch außerhalb des Platzes sehr gut.“
Wir haben unsere Erfahrungen in Indien schon gemacht
„Wir sind sicher nicht der Topfavorit. Das ist diesmal sicher Australien“, schlägt Butt bei dieser Frage in die gleiche Kerbe wie beinahe alle seine Teamkameraden. „Aber ich denke, dass unser Ziel, das Erreichen des Halbfinals, ein realistisches ist, auch wenn es schon in der Vorrunde einige große Herausforderungen gibt.“ Viel wird sich im Kopf abspielen. Wer kann die Konzentration unter den gegebenen Voraussetzungen hoch halten, wer kommt mit der Stimmung im Stadion am besten zurecht. Ein Vorteil könnte sein, dass man von der Reise nach Chandighar im vergangenen Jahr schon wichtige Erfahrungen mitgebracht habe. „Das fängt bei der Hockeybegeisterung an und endet nicht zuletzt beim Essen. Ich weiß zum Beispiel noch, dass man Abstand nehmen sollte von offenen Früchten am Büffet“, erinnert sich Linus Butt schmunzelnd.
Familie, Freunde und Laptop sind in Indien dabei
Der WM-Neuling bringt jede Menge Unterstützung aus Krefeld mit nach Neu Delhi. Die Eltern, der ältere Bruder Alan mit Freundin und „ein paar Jungs aus dem Klub“ reisen als Fans an. Nur die Freundin muss zu Hause bleiben – die Uni geht vor. Zumindest per Laptop hält Linus Kontakt mit seinem Schatz. Abgesehen davon kann sich der angehende Mediziner voll auf seine Aufgaben auf dem Hockeyplatz konzentrieren. Die letzte Anatomie-Klausur ist bereits abgehakt. Lernen – wie auf den letzten Lehrgängen – muss er nicht. Bleiben als Ablenkung ein gutes Buch oder auch heiße Duelle mit den Mannschaftskameraden an der Playstation. Auch auf den geplanten Tagesausflug zum berühmten Taj Mahal freut sich der 22-Jährige. „Man braucht so was, um mal was anderes zu sehen, mal den Kopf frei zu kriegen.“ Und eine Geburtstagsfeier im Kreise der Nationalmannschaft steht ja auch noch an. Vielleicht beschenkt er sich ja selbst – mit einer WM-Medaille.
Steckbrief:
Name: Butt, Linus
Nummer: 17
geboren: 12. März 1987
Position: Abwehr
Länderspiele: 32
Tore: 1 Club: Crefelder HTC
vorherige Clubs: ---
Schulabschluss: Abitur
Job: Medizin-Student
Internationale Erfolge: Europapokal der Landesmeister Feld 2007
Nationale Erfolge: Deutscher Meister Feld 2006, Deutscher Meister Halle 2007
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