Altenburg: „Mit der Umstellung wenig verlieren und so viel wie möglich dazugewinnen!“

Der neue Bundestrainer im Interview vor Start des World-League-Turniers

25.11.2015 - Zwei Tage vor Start des World-League-Finalturniers im indischen Raipur, bei dem die deutschen Herren in der Vorrunde auf die Niederlande, Indien und Argentinien treffen, gibt der neue Bundestrainer Valentin Altenburg, 34, der nach Markus Weises Abschied zur DFB-Akademie als Nachfolger Richtung Rio vorgestellt wurde, im Interview einen Eindruck von den Rahmenbedingungen vor Ort, von der Gemütslage im Team und seinen Vorstellungen von der Arbeit mit Mannschaft und Staff.

Valentin Altenburg, Sie sind mit dem Team gut in Raipur angekommen und haben sogar schon einmal gespielt?

Altenburg: „Richtig! Wir haben gestern drei Mal 15 Minuten gegen Kanada gespielt. Das war wichtig, um nach der langen Anreise richtig anzukommen. Und die Mannschaft hat die Partie aktiv sehr gut genutzt, sich viele Chancen erspielt und auch verdient 1:0 gewonnen. Heute Abend spielen wir noch gegen Belgien. Aus den Spielen können wir in Hinblick auf das Turnier viele gute Lehren ziehen.“

Welchen Eindruck macht die Turnierstätte? In Raipur hat ja noch kein großes Turnier stattgefunden!

„Das Stadion wirkt ganz neu, als ob es gerade erst erbaut wurde. Es ist nicht riesig, aber schön. Der Platz ist relativ schnell und anspruchsvoll. Deshalb ist es wichtig, sich daran zu gewöhnen.“

Und die Rahmenbedingungen?

„Wir sind bereits am Flughafen mit einem freundlichen Zeremoniell sehr nett empfangen worden. Das Hotel ist schon ein bisschen ‚in the middle of nowhere‘, aber die Leute geben sich ganz viel Mühe. Der Shuttledienst klappt. Wir können uns überhaupt nicht beschweren – die Rahmenbedingungen sind gut! Und so konnten wir die lange Anreise auch schon gut verarbeiten.“

Jetzt sind Sie ja erst nach dem letzten Lehrgang als Nachfolger von Markus Weise für die Zeit bis Olympia vorgestellt worden. Hatten Sie denn irgendeinen Einfluss auf die Nominierung zum World-League-Finalturnier?

„Ich war nicht involviert in den Entscheidungsprozess für die Nominierung. Zumindest nicht in dem Sinne, dass ich von außen Einfluss genommen hätte. Es wäre auch absolut nicht okay gewesen, da von außen einzugreifen. Im Gegenteil: Es war genau richtig, dass Freddy Merk und Mike McCann die Nominierung gemacht haben, die den Nominierungslehrgang geleitet haben und auch alles wussten, was vor diesem Lehrgang war und auf die Nominierung Einfluss hatte. Ich bin aber zu jeder Zeit informiert gewesen!“

Wie sind Sie denn vom Team aufgenommen worden?

„Ich spüre hier eine ganz große Unterstützung aus der Mannschaft, mich zu integrieren. Die Aufnahme war super. Und damit meine ich nicht nur die Spieler, sondern auch alle anderen drumherum. Das Team ist ja super eingespielt. Einige Routinen muss ich noch erfragen, aber alles war gleich offen und sehr angenehm. Viele Spieler kenne ich ja bereits im Trainer-Spieler-Verhältnis, aber eben noch nicht alle.“

Es heißt, die Mannschaft habe sich gewünscht, mit Ihnen zu arbeiten, weil Sie als junger Trainer auch für ein Aufbruchsignal stehen…

„Man verspürt in der Mannschaft ganz viel Leistung ganz viel Hunger auf gute Leistung! Die haben die Jungs ja auch in diesem Jahr bereits gezeigt, aber vielleicht nach eigenem Anspruch nicht ganz in der Häufigkeit wie in der Vergangenheit. Da bedarf es vielleicht ein paar Impulse. Aber es wird hier nichts komplett verändert, sondern auch viel auf Kontinuität gesetzt, denn vieles läuft ja ausgezeichnet. Wo es Veränderungsbedarf gibt, das wird bestimmt sichtbar werden. Und da werden wir dann gemeinsam ein paar Stellschrauben drehen.“

Also, sind gewisse Veränderungen schon zu erwarten?

„Natürlich! Ein neuer Coach bringt auch eine neue Ansprache mit! Und vor allem bezüglich des Teams für Rio gibt es bei mir persönlich natürlich jetzt nur weiße Blätter. Eine gewisse Aufbruchsstimmung ist dadurch natürlich da! Aber das wollen die Jungs auch ganz bewusst und forcieren das von sich aus.“

Es wird kaum noch über Markus Weise geredet…

„Weil alle fokussiert auf dieses Turnier sind. Man muss aber klar sagen, dass hier alles auf der exzellenten Vorarbeit von Markus fußt. Seine Philosophie war es, um sich herum ein Team von Spezialisten aufzubauen und die Spieler zu mündigen Athleten zu erziehen, die viel mit- und selbst entscheiden. Dass die Mannschaft einen Tag nach der Verkündung, dass er zum DFB gehen wird, gegen ein Weltklasseteam wie Großbritannien hoch gewinnt, sagt eine Menge aus. Wir alle haben Markus viel zu verdanken, und das wissen auch alle!“

Erwarten Sie Anfangsschwierigkeiten?

„Natürlich wird nicht gleich alles perfekt laufen. Wir wollen hier einen Prozess anstoßen, der schon das Thema Entwicklung im Fokus hat. Aber wir wollen auch Ergebnisse generieren. Das Hauptziel ist, hier unser Viertelfinale zu gewinnen. Und dafür müssen wir auch schon in der Vorrunde gut spielen. Ziel ist es einfach, durch den Übergang so wenig Prozentpunkte zu verlieren und parallel durch die kleinen Veränderungen so viele Pluspunkte dazuzugewinnen wie möglich. Und dabei hilft sicherlich, dass wir nicht groß Vertrauen aufbauen müssen, weil wir uns alle schon gut kennen.“

Nun sind Sie mit Nationalspielerin Lisa Altenburg verheiratet, deren Ziel es auch ist, Olympia in Rio mitzuspielen. Und Sie haben eine kleine Tochter. Mussten Sie lange nachdenken, bevor Sie für diesen Job zugesagt haben?

„Nein! Wir haben uns einmal kurz angeguckt, und dann war schnell klar, dass wir das so wollen. Dass wir unseren Weg gemeinsam gehen – wohl wissend, dass es natürlich einigen Organisations- und Abstimmungsaufwand bedeutet.“