Knappe Niederlage zum Auftakt gegen den Europameisterschafts-Gastgeber
17. August, Herren-EM in Boom, Vorrunde: Belgien – Deutschland 2:1 (2:1)
17.08.2013 - Die deutschen Herren haben ihr Auftaktspiel bei der Europameisterschaft in Boom am Samstagabend knapp aber nicht unverdient mit 1:2 (1:2) gegen den Gastgeber verloren. Die Belgier waren vor allem in der ersten Halbzeit das gefährlichere Team, konnten einen 0:1-Rückstand – das Tor erzielte Mats Grambusch per Stecher – noch vor dem Wechsel in ein 2:1 drehen. Beide Treffer erzielte Spezialist Tom Boon per Strafecke. In Halbzeit zwei fehlten dem DHB-Team vor allem offensiv die Mittel, um das Spiel noch einmal zu drehen. Am Montag um 14 Uhr brauchen die Deutschen gegen Spanien (6:1-Sieger über Tschechien) nun unbedingt einen Sieg, um das Halbfinale nicht abschreiben zu müssen.
Bundestrainer Markus Weise: „Wir haben nach gutem Start jegliche Griffigkeit vermissen lassen. Die Belgier haben dann ihren Heimvorteil gut genutzt, waren heiß wie Frittenfett. Erst in der Schlussphase haben wir mehr Zugriff aufs Spiel bekommen. Es war eine starke Leistung so viele Ecken abzuwehren und dadurch noch lange im Spiel zu bleiben. Belgien hat unseren Spielaufbau zerstört und selbst kaum Anspruch gezeigt, das Spiel zu machen. Das hat aus deren Sicht sehr gut funktioniert. Nun sind wir gegen Spanien in der Situation, gewinnen zu müssen, aber das ist nicht schlimm. Wir sind ja nicht zu dieser EM gefahren, um Spiele zu verlieren.“
Sein Co-Trainer Stefan Kermas ergänzte: „Die Spielstatistik zeigt sehr deutlich, dass wir um dieses eine Tor verdient verloren haben. Ich fand die Leistung in der zweiten Halbzeit aber sehr ordentlich. Aus diesem Spiel können wir ganz viel herausziehen, und das werden die Jungs auch tun!“
Vor den Augen des belgischen Königs Philippe, der beide Mannschaften vor Anpfiff per Handschlag persönlich begrüßte, und 8.000 weiteren Zuschauern wurde es von Beginn an ein von beiden Teams intensiv geführtes Match. Die deutschen von Beginn an auf Ballkontrolle bedacht, Belgien lauernd auf die immer gefährlichen Konter. Die erste gefährliche Szene gab's im belgischen Kreis, als Keeper Vncent Vanash einen vom eigenen Mann abgefälschten hohen Ball mit einem Reflex noch halten konnte (3.). Im ersten Gegenangriff dann Eckenentscheidung für Belgien, die Deutschland durch das Anrufen des Videoschiedsrichters anfocht und Recht bekam (5.).
Ein schnell ausgeführter Freischlag von Fürk rechts am Kreis brachte in der 6. Minute das Führungstor, als Mats Grambusch den Ball per Stecher aufs Tor beförderte und Vanash schlecht aussah, weil die Kugel von seinem Handschuh an die Innenseite der Torwartschiene sprang und von dort ins Tor. Kurz darauf musste Christopher Wesley mit Grüner Karte auf die Strafbank. Nach Ablauf der Unterzahl holte sich das belgische Team dann doch die erste Strafecke (9.). Und da zeigte Spezialist Tom Boon seine Stärke, als er den Ball auf der Schlägerseite von Nicolas Jacobi oben links in den Winkel zum Ausgleich setzte.
Es ging hin und her. Rabente hatte eine gute Stecherchance nach Flanke von rechts, traf die Kugel aber nicht voll (13.). Auf der anderen Seite ganz schlechte Zuordnung bei einem Linksangriff, so dass die EM-Gastgeber zur zweiten Ecke kamen (15.). Und schon wieder traf Boon – dieses Mal flach links unten ans Brett. Belgien damit erstmals in Führung. Es stimmte in dieser Phase überhaupt nicht in der Defensive. Nach Rechtsangriff gab es schon gleich die dritte Ecke für Belgien (17.). Dieses Mal hielt Jacobi den hohen Schlenzer jedoch sicher.
Belgien dominierte in dieser Phase. Van Aubel prüfte Jacobi aus spitzem Winkel, doch der Keeper zeigte einen Klassereflex (20.). Das DHB-Team mühte sich redlich, wieder Zugriff aufs Spiel zu bekommen, hatte aber deutlich weniger eigene Kreisszenen als in der Anfangsphase. Und Florian Fuchs hatte ganz viel Pech, als er von rechts nur den Außenpfosten traf (21.). Es lief nun wieder besser, das DHB-Team hatte mehr Spielbesitz, doch Belgien konterte nach wie vor sehr stark und gefährlich. Häner machte dann keine gute Figur, als Charlier die vierte Ecke für Belgien heraus holte (26.). Dieses Mal ging der Schlenzer von Boon aber über das Tor.
Eine gute Rückhandflanke von links von Fürk strich dann vor dem Tor vorbei, wo Wesley nur um Zentimeter zu spät kam, um den Ausgleich zu erzielen (29.). Ein Ballverlust von Tobias Hauke im Aufbau brachte noch einmal eine gefährliche Situation vor Tor der Deutschen, als der Stürmer am langen Pfosten den Ball zum Glück an den Körper bekam (31.). Doch kurz darauf erneut Ecke gegen Deutschland (32.). Gleich noch eine hinterher, weil Häner den Ball an den Fuß bekam. Die wurde abgewehrt, aber auch der Eckenkonter brachte nichts ein, weil Mats Grambusch die Kugel zu unkonzentriert abspielte (33.).
Das 2:2 hätte dann fallen müssen, als Marco Miltkau über rechts im Kreis frei gespielt wurde, doch ein Belgier im Rückraum gerade noch einen Schläger in den Torschuss brachte. Der 1:2-Rückstand zur Pause war allerdings durchaus verdient, denn die Gastgeber waren insgesamt in den 35 Minuten die überzeugendere Mannschaft mit mehr gefährlichen Offensivaktionen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte hatten die Belgier nicht nur erneut Überzahl, weil Benjamin Wess Gelb sah und fünd Minuten auf die Strafbank musste, und auch die erste Chance erneut per Strafecke, wobei Jacobi wiederum stark hielt (38.). Eine umstrittene Strafecke gab es dann wegen nicht eingehaltenen Abstands, aber auch die parierte Jacobi ganz stark (40.). Direkt vor Ablauf der Strafzeit kassierten die Deutschen wieder eine Ecke, als Arnold einen Ball ans Knie bekam und Belgien das per Videobeweis bestätigen ließ. Wieder rettete Jacobi, und wieder wurde der mögliche Eckenkonter nicht genutzt, weil der lange Ball nicht ankam. So wurde die Unterzahl doch noch schadlos überstanden.
Es fehlten aber vorn noch die Ideen, die Anspiele oft zu ungenau, aber auch die Wege der Stürmer oft nicht gut abgestimmt. Immerhin mal eine Rückhand-Schusschance von Kapitän Moritz Fürste, die aber für Vanash kein Problem war (47.). Die Deutschen aber jetzt wieder mehr im Vorwärtsgang, hatten etwas mehr Spielkontrolle, auch weil Belgien jetzt häufiger wieder ganz tief stand. Die Weise-Schützlinge mühten sich, trafen aber am Kreis der Belgier oft die falschen Entscheidungen.
Weise forderte mehr Kontaktspiel, und das brachte in der 54. Minute endlich die erste Strafecke für Deutschland. Reckinger sah zudem Grün. Ärgerlich, dass Häners Eckenschlenzer deutlich links über das Tor von Vanash ging. Auch die Überzahl brachte nichts ein. Und dann so ärgerliche Fehler, dass Wesley in günstiger Position zu nah am Kreis einen Freischlag ausführte – ungewöhnlich für das sonst so konzentriert agierende DHB-Team.
Neun Minuten vor Ende dann die taktische Veränderung. Das DHB-Team spielte nun Eins-gegen-Eins über den ganzen Platz, um noch mehr Druck auszuüben. Das ergab für Fuchs eine gute Chance, wo allerdings Oliver Korn ihm in die Quere kam (64.). Im Konter holte sich Belgien die neunte Strafecke. Wieder gut abgewehrt, aber wieder vergab das deutsche Team den Eckenkonter. Dem DHB-Team lief nun immer mehr die Zeit weg. Und durch Unkonzentriertheiten nahm man sich mehrere gute Möglichkeiten.
Am Ende Powerplay am belgischen Kreis, wo alle Belgier zusammenstanden. Es gab die zweite Ecke für Deutschland, die die Belgier per Videobeweis zu verhindern versuchten und auch Recht bekamen. So mussten die Deutschen neu aufbauen, kamen aber noch einmal in Powerplay-Position am Kreis. Letztlich aber reichte der Druck nicht. Belgien siegte im ersten EM-Spiel knapp aber nicht unverdient mit 2:1 (2:1).
Tore:
0:1 Mats Grambusch (6.)
1:1 Tom Boon (KE, 13.)
2:1 Tom Boon (KE, 16.)
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Schiedsrichter:
John Wright (RSA) / Geoff Conn (IRL)
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