Fotos: Wolfgang Sternberger
Europameisterschaft 2013: DHB-Herren nach toller Steigerung mit Kantersieg
19. August, Herren-EM in Boom, Vorrunde: Spanien – Deutschland 3:6 (2:1)
19.08.2013 - Die deutschen Herren haben ihr zweites Vorrundenspiel bei der Europameisterschaft in Boom am Ende bravourös mit 6:3 nach Hause gebracht. Gegen Spanien lag die DHB-Auswahl zur Pause noch 1:2 zurück. Doch eine großartige Steigerung in der zweiten Halbzeit brachte die Schützlinge von Markus Weise bald deutlich in Führung. Letztlich hätte die Partie sogar noch höher ausgehen können. Mit einem klaren Sieg am Mittwoch um 16 Uhr gegen Außenseiter Tschechien kann die Mannschaft nun aus eigener Kraft das Halbfinale erreichen. Thilo Stralkowski (2), Moritz Fürste, Christopher Wesley, Martin Zwicker und Oliver Korn trafen für das deutsche Team.
Bundestrainer Markus Weise: „Es war das erwartet harte Spiel. Ich fand die Leistung über das gesamte Spiel gut, aber in der zweiten Halbzeit war sie schon außergewöhnlich gut. Wir mussten nach der Pause zurück ins Spiel kommen, haben dafür auch die Positionen von Wesley und Zwicker getauscht. Es ist natürlich bitter für einen Gegner, dann innerhalb so kurzer Zeit so viele Tore zu kassieren – und das war sicher auch ein bisschen glücklich für uns – aber insgesamt war der Sieg auch verdient!“
Moritz Fürste: „In der ersten Hälfte haben wir schon einen Druck gespürt. Das hat man auch in den Gesichtern gesehen. Solch eine Situation, beim zweiten EM-Spiel eventuell schon aus dem Medaillenrennen sein zu können, hatten wir auch bislang noch nie in der Form. Nach der Pause war dann plötzlich diese Euphorie da und es kam dieses Jetzt-oder-nie-Feeling auf! Das hat unfassbar viel Spaß gemacht!“
Linus Butt wurde vor dem Spiel von Markus Weise und DHB-Präsident Stephan Abel für sein 100. Länderspiel im DHB-Trikot geehrt. Das DHB-Team startete mit viel Druck, ließ Spanien kaum aus der eigenen Hälfte. Florian Fuchs hatte – allerdings aus spitzem Winkel von rechts die erste Torchance, die Cortes aber sicher klärte (3.). Nach knapp fünf Minuten musste dann auch Nico Jacobi zum ersten Mal ran, als eine Flanke gefährlich von links kam. Er fing diese aber gut ab. Benjamin Wess sah nach neun Minuten Grün, musste für zwei Minuten auf die Strafbank.
Das Spiel war in der Phase etwas zerfahren. Man merkte, worum es für beide Teams ging. Es war auch recht nicklig, viele Fouls und unangenehme Zweikämpfe um die bessere Position. Benedikt Fürk wurde nach gutem Steal in der 12. Minute auf dem Weg zum Tor gefoult. Es gab die erste Ecke für das DHB-Team. Die Variante missglückte, konnte aber trotzdem gefährlich auf Tor gebracht werden. Aber Miltkau bekam den Ball frei stehend an den Fuß. Trotz Unterzahl, weil Korn eine umstrittene Grüne Karte sah, hätte Florian Fuchs fast das 1:0 (13.) gemacht, als er nach Konter über rechts am Kreisrand frei zum Schuss kam, aber die Kugel über die Latte jagte.
Im Gegenzug holte Spanien die erste Strafecke. Es gab das 0:1, auch weil Schiedsrichter Martin Madden ein vermeintlich gefährliches Spiel nicht ahndete, als Pau Quemada am ersten Nachschuss vorbei haute, dann erst im zweiten Versuch traf (16.). Deutschland aber unbeeindruckt – das DHB-Team holte sich in der nächsten Aktion die zweite Ecke, und die verwandelte Thilo Stralkowski direkt zum 1:1 (18.). Mit dem nächsten Konter hatte Oliver Korn eine Großchance, verstolperte die Kugel aber beim Eindringen in den Kreis. Und die Deutschen blieben dran.
Es brannte jetzt häufiger im spanischen Kreis Eine Flanke von rechts wurde gerade noch vor dem Einschuss bereiten Marco Miltkau geklärt. Zwicker hatte die nächste Großchance mit einem Volley aus acht Metern, den er aber klar rechts verzog (23.). Das Führungstor der Deutschen lag in der Luft. Stattdessen passierte aber dem ansonsten super haltenden Nicolas Jacobi ein Eigentor in der 28. Minute, als ein spanischer Stürmer eine Flanke von außerhalb nicht mehr berührte, der UHC-Keeper aber dadurch so irritiert war, dass er den Ball an den Kicker bekam, von wo die Kugel ins Tor ging. Jacobi rettete kurz darauf gegen zwei im Konter durchmarschierende Spanier bravourös.
Unnötiger Weise holte sich Thilo Stralkowski vier Minuten vor der Pause wegen Nichteinhaltens des Abstands auch noch eine Gelbe Karte ab. Glück, dass Pau Quemada im nächsten Konter einen Volley völlig frei stehend neben das Tor haute. Trotz Unterzahl drückte danach das DHB-Team auf den Ausgleich, setzte sich am Kreis der Spanier fest. Doch es blieb zur Pause beim 1:2, womit die deutschen Herren aus dem Rennen um die Halbfinals gewesen wären.
Nach dem Wechsel sah Boris Perez-Pla früh Grün, so dass die Deutschen nicht mehr in Unterzahl waren. Moritz Fürste setzte von links einen ersten Warnschuss über das Tor (37.). Nach starkem Linksangriff holte Tobias Hauke die dritte Ecke für das DHB-Team heraus. Die wurde aber abgelaufen von der spanischen Abwehr. Die Deutschen waren jetzt aber wieder klar am Drücker. Es gab die vierte Ecke (40.). Stralkowskis Schlenzer wurde von Cortes jedoch gut pariert. Edi Tubau sah dann Gelb wegen Ball Wegspielens (43.). Spanien war nun fünf Minuten in Unterzahl.
Und dann war es endlich passiert. Benjamin Wess bereitete den Ausgleich mit einem langen Solo vor, passte in den Kreis halbhoch auf Moritz Fürste, der kurz annahm und dann mit der Rückhand aus kurzer Distanz vollendete (46.). Und nur zwei Minuten später machte sich der Druck erneut bezahlt. Im Nachschuss drosch Thilo Stralkowski die Kugel vom Kreisrand halbhoch zur Führung ins Tor (48.). Und die DHB-Auswahl blieb dran. Eine weitere Strafecke folgte, die zwar abgewehrt wurde, aber auf Kosten der nächsten. Die wurde aber jedoch abgelaufen.
Für Gefahr sorgten die Deutschen selbst, zum Beispiel als Linus Butt einen Querpass zum Gegenspieler spielte, der aber noch aufgehalten werden konnte. Oder kurz darauf, als Jacobi am linken Pfosten Kopf und Kragen riskieren musste. Dann zeigte Florian Fuchs seine Konterstärke. Der UHCer zog auf und davon, passte im letzten Moment quer auf Christopher Wesley, der zum 4:2 vollendete (53.). Und im nächsten Angriff war es Martin Zwicker, der aus neun Metern von der Kreismitte aus zum 5:2 (54.) traf. Spanien gab sich aber nicht auf. Mit der zweiten Ecke war es Gabriel Dabanch, der Jacobi mit einem Flachschlenzer an den linken Innenpfosten keine Abwehrchance ließ (56.).
Die Spanier sahen nun natürlich ihre Felle davon schwimmen, mussten selbst mehr fürs Spiel tun, nachdem sie zuvor fast nur auf Konter gespielt hatten. In der 62. Minute nahm Spanien den Videobeweis, um eine Strafecke zu bekommen, bekam aber kein Recht und verlor das Recht der Anrufung des Videoschiedsrichters. Deutschland war noch längst nicht satt. Ein schöner Lauf von Pilt Arnold über rechts brachte das 6:3 in der 64. Minute, als sein Rückpass von Oliver Korn ins lange Eck gestochen wurde.
Wesley war dann fast etwas zu eigensinnig als beim nächsten Konter sein Ball neben das Tor geblockt wurde, obwohl zwei Mitspieler frei standen (66.). Es wäre noch mehr drin gewesen, denn nun konterte Deutschland gnadenlos. Bei einer Ecke jagte Fuchs den Nachschuss über das Gehäuse. So blieb es beim am Ende deutlichen 6:3-Erfolg für das DHB-Team.
Tore:
1:0 Pau Quemada (KE, 16.)
1:1 Thilo Stralkowski (KE, 18.)
2:1 Eigentor Jacobi (28.)
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2:2 Moritz Fürste (46.)
2:3 Thilo Stralkowski (48.)
2:4 Christopher Wesley (53.)
2:5 Martin Zwicker (54.)
3:5 Gabriel Dabanch (KE, 56.)
3:6 Oliver Korn (64.)
Strafecken:
Deutschland 6 (1 Tor ) / Spanien 2 (2 Tore)
Schiedsrichter:
Marcin Grochal (POL) / Martin Madden (SCO)
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