Deutsche Herren bleiben auf Kurs bei der WM
7. März, Neu Delhi: Deutschland – Niederlande 2:2 (0:1)
Die deutschen Hockeyherren haben durch eine ganz starke Vorstellung und ein 2:2 (0:1) gegen die Niederlande, den bisher dreimal siegreichen Tabellenführer der Vorrundengruppe A, das Tor zum Erreichen des WM-Halbfinales in Neu Delhi weiter offen gehalten. Ein Sieg am Dienstag im letzten Vorrundenmatch gegen Neuseeland reicht, um zum elften Mal in Folge ein WM-Semifinale zu erreichen. Die DHB-Auswahl lief einem unglücklichen 0:1-Halbzeit-Rückstand lange hinterher, dominierte dabei die Niederländer über weite Strecken der Partie klar. Oliver Korn und Jan Marco Montag drehten dann die Partie, ehe Teun de Nooijer den mehr als schmeichelhaften Ausgleichstreffer für die Oranjes erzielen konnte.
Benjamin Wess: „Direkt nach Abpfiff war ich erst einmal tief enttäuscht, aber der Blick auf die Tabelle an der Anzeigetafel hat mir gezeigt, dass wir mit einem Sieg über Neuseeland alles in eigener Hand haben und ja auch Holland noch nicht sicher ist! Deshalb sehe ich das Ergebnis mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Und es ist ja auch so: Wenn wir Neuseeland nicht schlagen, haben wir die Halbfinalteilnahme eben auch nicht verdient. Ich denke, das war heute das beste Spiel, das wir in dieser Mannschaftskonstellation bisher gemacht haben.“
Tobias Hauke, der zum „man of the match“ gekürt wurde: „Ich fand insbesondere die Leistung in der zweiten Halbzeit sehr gut. Die erste hat mir noch gar nicht so gefallen. Wir haben zeigen können, dass unser Anspruch, das Halbfinale spielen zu wollen, gerechtfertigt ist. Mich ärgert aber, dass wir – wie schon gegen Korea – unsere Dominanz auf dem Platz nicht in einen Sieg ummünzen konnten. Es wäre doch zu schön gewesen, wenn die deutschen Hockeyherren mal vorzeitig für ein Halbfinale qualifiziert gewesen wären und nicht bis zum letzten Vorrundenmatch kämpfen müssten. Aber wir müssen das positiv sehen. So bleibt die Spannung hoch. Und wenn wir so spielen wie heute, dann werden wir Neuseeland auch schlagen.“
Bundestrainer Markus Weise: „Die Jungs haben super gespielt. Das war sowohl defensiv wie offensiv unser bisher bestes Spiel. Es haben sich sehr, sehr viele richtig reingehängt und das war auch der Unterschied zu einigen anderen Partien. Schade, dass wir die Schlussecke anders geschossen haben als angesagt, aber das wurde eben in der Situation so entschieden – dann muss man damit leben!“
Die Deutschen mussten auch in diesem vierten Gruppenspiel auf Stammkeeper Max Weinhold (Meniskusquetschung) verzichten, so dass Tim Jessulat zu seinem dritten Match in Folge kam. Die erste gute Chance hatten die Deutschen, als Witte frei am rechten Pfosten zu ungenau zurück passte. Im Konter fing sich das deutsche Team durch einen nicht eingehaltenen Abstand unnötig früh die erste Strafecke, die man eigentlich lange vermeiden wollte. Doch die Ecke war gefährlich ausgeführt von Taekema.
Und auf der anderen Seite holte auch die DHB-Auswahl die erste Ecke, nachdem Fuchs auf Witthaus gepasst hatte und der nur durch einen Fuß gestoppt werden konnte. Es folgte sofort die zweite, die zwar verstoppt wurde, doch Tobias Hauke hatte die Großchance im Nachschuss, wobei der Ball vom liegenden Guus Vogels ganz knapp neben den Pfosten ins Aus sprang – Glück für Oranje in dieser Szene. Generell gehörte die Eröffnungsphase klar den Deutschen, die mehr für das Spiel taten und mehrfach am holländischen Kreis auftauchten.
Auch die nächste Großchance hatten die Deutschen, als Oliver Korn in der 14. Minute durch war, aber vor Vogels zu lange zögerte. Ein unaufmerksamer Moment von Martin Zwicker gab den Holländern ihre zweite Ecke und auch erst die zweite Kreisszene in der 16. Minute. Doch die wurde verstoppt und auch im Nachschuss gut geklärt. Auf der anderen Seite musste Vogels gegen einen Stecher von Korn sein ganzes Können zeigen. Er klärte stark, indem er die Kugel an den Fuß des nachsetzenden Benny Wess kickte.
Die Deutschen blieben dran, hatten weitere gute Angriffe in den holländischen Kreis, während die Gegner fast ausnahmslos auf lange Bälle setzten. David Gentles gab dann eine höchst umstrittene dritte Ecke, die Jolie als Schlag auf das Tor brachte. Jessulat konnte den Ball nur noch hoch ins Netz abfälschen. Das deutsche Team blieb weiter gefährlich. Christoph Menke hatte den nächsten freien Schuss rechts vom Kreisrand, verzog aber am langen Pfosten vorbei. Nach einer kurzen Druckphase der Holländer kam Matthias Witthaus links im Kreis zum Schuss, verzog mit der Rückhand aber deutlich.
Eine eher unverdiente Führung der Niederländer zur Pause, zumal die Ecke, die dazu führte, sehr fragwürdig war. Ein Holländer stand mit dem Fuß auf dem Schläger des deutschen Verteidigers, der den Fehler machte, den Gentles pfiff.
Das 1:1 lag in der Luft, als erst Fuchs rechts durch den Kreis dribbelte und kurz darauf Witte mit der hohen Rückhand nur um Zentimeter am Tor vorbei schoss. Witte hatte kurz danach erneut eine Großchance, zögerte aber links am Kreis zu lange, so dass sein Schuss noch leicht abgefälscht wurde und leichte Beute für Vogels wurde. Es blieb wie in Halbzeit eins – die Deutschen investierten viel mehr in das Spiel und Holland lauerte nur auf Konter. Witthaus tankte sich durch den gesamten Kreis von links, wurde aber von Vogels noch gestoppt.
Endlich wurde der Dauerdruck belohnt, als Oliver Korn seinen Schläger in eine Flanke von Christoph Menke steckte und den Ball artistisch zum 1:1 ins Tor abfälschte – ein Traumtor! Und der nächste Angriff über rechts wurde von Rabente auf Wess durchgesteckt, der auf der Torlinie erst von Vogels gestoppt werden konnte. Die Führung wäre nun längst verdient gewesen. Holland hatte eine Viertelstunde keine einzige Kreisszene mehr, spielte viel hinten herum und machte Fehler im Aufbau. Vogels musste ein um das andere Mal sein ganzes Können aufbieten, um das eigene Team im Spiel zu halten.
Erstmals in der 50. Minute schoss Hofman mal wieder auf das deutsche Tor, traf aber nur das Außenbrett. Auf der anderen Seite lenkte Witthaus aus sechs Metern einen Stecher über das Tor. Ein brillanter Lauf von Hauke in den Kreis wurde von Montag nicht gut antizipiert, sonst hätte der Eckenspezialist das 2:1 machen können. Brouwer hatte dann mal wieder eine gute Chance, aber verzog leicht rechts. Ein vermeintliches Foul von Korn an Evers bescherte den Holländern aus dem Nichts die vierte Ecke in der 59. Minute. Doch die wurde verstoppt und das DHB-Team konnte einen gefährlichen Konter fahren, der aber auf der Grundlinie abgewehrt wurde.
Nach einem Foul an Wess sah de Nooijer dann Grün, musste für zwei Minuten auf die Strafbank (62.). Rabente hatte eine gute Rückhandchance, schoss aber drüber weg. Doch in der nächsten Szene holte sich das Weise-Team die Führung. Vogels konnte noch an die Latte klären, aber Jan Marco Montag nahm den Rebound volley und machte das 2:1.
Das Spiel war aber längst noch nicht entschieden. Müller konnte einen Ball vor dem eigenen Tor gerade noch ablenken und verhinderte damit das Tor durch den zurück gekehrten de Nooijer. Doch das Tor fiel dann im nächsten Angriff als erneut eine Flanke von rechts durchlief, Jessulat unglücklich gegen Wess’ Schläger abfälschte und de Nooijer den trudelnden Ball leicht einschieben konnte. Matthias Witthaus holte in der letzten Minute noch eine Strafecke für die Deutschen: Aber Vogels konnte Moritz Fürstes Schlenzer parieren.
Neben dem verletzten TW Weinhold pausierte Oskar Deecke.
Statistik:
0:1 Wouter Jolie (KE, 23.)
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1:1 Oliver Korn (44.)
2:1 Jan Marco Montag (63.)
2:2 Teun de Nooijer (65.)
Ecken:
GER 3 (kein Tor) / NED 4 (1 Tor)
Grüne Karten:
GER - / NED 1 (Teun de Nooijer, 62.)
Schiedsrichter:
Andy Mair (SCO) / David Gentles (AUS)
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