Deutsche Herren zum elften Mal im Halbfinale einer Feldhockey-Weltmeisterschaft
9. März, Neu Delhi: Deutschland – Neuseeland 5:2 (2:0)
Die deutschen Hockeyherren haben zum elften Mal in Folge das Halbfinale einer Weltmeisterschaft erreicht. Die Auswahl von Bundestrainer Markus Weise siegte im letzten Gruppenspiel gegen Neuseeland klar mit 5:2. Dabei führte die DHB-Auswahl durch Tore von Christoph Menke, Florian Fuchs und Philip Witte bereits mit 3:0, als die Neuseeländer durch zwei Treffer innerhalb von drei Minuten noch einmal Hoffnung schöpften. Aber zwei schön heraus gespielte Eckentore von Moritz Fürste und Matthias Witthaus machten den absolut verdienten Sieg schon bald perfekt. Durch einen 2:1-Sieg Koreas über die Niederlande übernahmen die Deutschen sogar noch Platz eins, so dass es im Halbfinale zu einer Neuauflage des EM-Finales von 2009 zwischen den Deutschen und den Engländern kommt.
Florian Woesch: „Wir haben leider in der zweiten Hälfte etwas die Kontrolle verloren, was unnötig war. Aber als wir die Zügel wieder angezogen haben, haben wir das Ding dann ja auch klar gemacht. Ich hatte mir vor der WM wenig Gedanken gemacht, wie weit wir kommen können, sondern bin fokussiert Spiel für Spiel angegangen. Und jetzt greifen wir im Halbfinale noch ein weiteres Mal voll an – völlig egal, gegen wen es da geht. Wir geben alles, legen alles rein, und dann reicht es entweder oder eben nicht!“
Florian Fuchs: „Ich bin einfach nur überglücklich! Wir haben das angestrebte Ziel, ins WM-Halbfinale zu kommen, erreicht. Das war ein wirklich schwerer Weg in einer sehr schweren Gruppe. Da war jedes Spiel wie ein Endspiel – deshalb habe ich heute auch nicht mehr Druck gespürt als in den bisherigen Partien. Mir ist egal, ob wir Australien oder England spielen – da nehmen wir den, der kommt. Es sind beides sehr starke Teams.“
Max Müller: „Ich bin so begeistert, dass wir mit einer so jungen Mannschaft, die noch am Beginn ihrer Entwicklung steht, schon auf relativ souveräne Weise das WM-Halbfinale erreicht haben. Zurzeit sind wir alle noch platt, weil das ein Match voll am Limit war. Wir müssen jetzt sehen, wie wir rasch wieder zu Kräften kommen, weil uns ja nun noch zwei dicke Spiele bevor stehen.“
Bundestrainer Markus Weise: „Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir unser erklärtes Ziel Halbfinalteilnahme nun erreicht haben. Immer wenn die Mannschaft aktiv und selbstbewusst agiert hat, dann haben wir den Gegner klar beherrscht. Leider haben gefühlte zehn Sekunden Tiefschlag das Spiel noch einmal unnötig spannend gemacht. Ich bin aber sehr zufrieden mit den getroffenen Entscheidungen bei der Ausführung der Strafecken heute. Am Ende ist der Sieg dann vielleicht ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen.“
Nach verhaltenem Start beider Teams hatte Matthias Witthaus den ersten Torschuss, rutschte dabei aber noch leicht ab (3.). Die DHB-Auswahl übernahm dann die Kontrolle, hatte durch Philip Witte mit der Rückhand einen zweiten gefährlichen Torschuss mit der Rückhand, der aber am Tor vorbei strich. Auf der anderen Seite prüfte der für den UHC Hamburg in der Bundesliga spielende Shea McAleese erstmals Tim Jessulat, der aber mit der Argentinischen Rückhand kein Problem hatte. Menke zwang dann Kyle Pontifex mit einer allerdings nicht allzu harten Rückhand zur nächsten Parade.
Auch Witthaus scheiterte mit der nächsten Chance am starken Keeper der „Blacksticks“. Die deutsche Führung wäre nach zehn Minuten verdient gewesen. Und die kam dann auch kurz darauf zustande, als Florian Fuchs sich sehr gut auf links durchsetzte und eine knallharte Flanke in den Kreis brachte, die Christoph Menke unhaltbar für Pontifex oben rechts per Stecher ins Tor beförderte. Neuseeland versuchte ein Pressing, aber die Deutschen kamen doch wieder gefährlicher auf. Jan Marco Montag hatte nach Rechtsangriff die Großchance aber kam bei dem Rückhandschuss aus acht Metern ins Straucheln und konnte ihn nicht kontrollieren.
Es brannte nun zum Teil lichterloh im Kreis der „Kiwis“, die zum Teil Glück hatten, dass die gut frei gespielten Stürmer die Kugel vor dem Abschluss nicht mehr hundertprozentig kontrollieren konnten. Der Druck blieb groß. In der 27. Minute holte Korn die erste Strafecke heraus. Und da traf Yongster Florian Fuchs zum 2:0, als er einen Rebound von Pontifex, der Häners Schlenzer gut abgewehrt hatte, aus etwa vier Metern volley hoch ins Netz der „Blacksticks“ jagte. Doch die Deutschen machten nicht nur sehr gut Druck vorn, sie verteidigten auch exzellent hinten gegen die schnellen Stürmer der Neuseeländer, die sich immer zwei, drei deutschen Gegenspielern gegenüber sahen.
Als die Neuseeländer in der letzten Minute allerdings noch ihre erste Ecke bekamen, konnte Tim Jessulat sich noch ein zweites Mal auszeichnen, weil eine verunglückte Variante urplötzlich doch noch zu zwei frei vor ihm stehenden Stürmern gelangte und er gegen Nicholas Wilson exzellent reagierte. So konnte die DHB-Auswahl eine mehr als verdiente 2:0-Führung mit in die Pause nehmen. Auch nach dem Wechsel kontrollierten die Weise-Schützlinge sehr gut das Spiel, ließen Neuseeland kommen und konterten bei jedem Fehler sehr gefährlich.
Erst als Müller eine Grüne Karte bekam und für zwei Minuten auf die Strafbank musste, hatten die Blacksticks mal Raum und Jessulat musste einmal eingreifen. Doch auch jetzt wurde stark gekontert. Zwicker prüfte Pontifex mit einem Rückhandschuss (44.). Und die starke Leistung wurde belohnt, als Müller zurück auf dem Feld war. Rabente passte von halblinks hart vor Tor, wo Witte seinen Stock so in die Kugel hielt, dass er hoch unter der Latte zum 3:0 einschlug.
Immerhin kam Neuseeland in der 50. Minute zur zweiten, allerdings umstrittenen Strafecke, denn die Deutschen monierten zu Recht Schlägerstellen des Angreifers gegen Häner. Doch die Ecke wurde von John Wright gegeben und Shea McAleese konnte im Nachschuss das 3:1 machen. Ein Ballverlust von Martin Häner im Aufbau – er sah es als Schlägerfoul gegen sich – brachte schließlich sogar das 3:2, weil Nicholas Wilson allein auf Jessulat zugehen konnte und den Keeper über die Rückhandseite ausspielte.
Die Deutschen kamen aber wieder. Menke hatte eine schöne Stecherchance nach Pass von Hauke. Pontifex rettete in höchster Not gegen Witthaus. Doch Benjamin Wess holte in der nächsten Szene die zweite Ecke für das deutsche Team. Montags Schlenzer wurde jedoch von Pontifex entschärft. So ging es mit nur einem Tor Führung in die letzten zehn Minuten. Es gab die dritte deutsche Ecke, als ein neuseeländischer Verteidiger den Ball in höchster Not absichtlich ins Aus spielte.
Und dann war die Kugel endlich zum 4:2 im Tor. Eine schöne 90-Grad-Variante brachte Moritz Fürste in Position, der flach rechts unten traf. Und die Deutschen blieben dran. Sie holten gleich die vierte Ecke, die Matthias Witthaus im Nachschuss als volley – Pontifex hatte Korns Stecher exzellent gehalten – zum 5:2 verwandelte. Die Partie war nun entschieden. Matthias Witthaus hatte noch zwei Großchancen, scheiterte dabei aber jeweils an Pontifex. Auf der anderen Seite hatte Wilson noch eine kleinere Chance, kam von der Grundlinie aber nicht an Jessulat vorbei. Es ging noch einmal rauf und runter. Jessulat durfte noch einmal ran und auch auf der anderen Seite tauchten die Deutschen noch einmal gefährlich vor Pontifex auf. Aber es passierte nichts mehr.
Nicht zum 16er-Spielaufgebot gehörten TW Max Weinhold und Oskar Deecke.
Statistik:
1:0 Christoph Menke (15.)
2:0 Florian Fuchs (KE, 28.)
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3:0 Philip Witte (47.)
3:1 Shea McAleese (KE, 51.)
3:2 Nicholas Wilson (54.)
4:2 Moritz Fürste (KE, 63.)
5:2 Matthias Witthaus (KE, 64.)
Ecken:
GER 4 (3 Tore) / NZL 2 (1 Tor)
Grüne Karten:
GER 1 (Max Müller, 44.) / NZL -
Schiedsrichter:
Andy Mair (SCO) / John Wright (RSA)
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