Deutsches Team erkämpft Punkt gegen Mitfavoriten
1. März, Neu Delhi, 1. Spiel: Deutschland - Korea 2:2 (0:2)
Die deutschen Hockeyherren haben im ersten Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft von Neu Delhi gegen Gruppen-Mitfavorit Korea nach 0:2-Halbzeitrückstand noch einen mehr als verdienten Punkt erkämpft. Die destruktiv agierenden Asiaten hatten Erfolg mit der ersten Ecke und profitierten beim 0:2 von einem Torwartfehler von Weinhold, so dass sie ganz auf ihr gefürchtetes Konterspiel setzen konnten. Doch die DHB-Auswahl steckte nie auf und rannte unaufhörlich an. Ein „Tor des Jahres“ von Youngster Florian Fuchs und ein toll heraus gespielter Treffer von Benjamin Wess brachten schließlich noch den Ausgleich. Bei besserer Strafeckenverwertung wäre sogar noch mehr drin gewesen.
Markus Weise: „Die Jungs haben das sehr gut gemacht. Es war unglaublich schwer gegen die tief stehenden Koreaner, die ja selbst eigentlich nichts für das Spiel getan haben. Für mich war das ein absolut guter Start in das Turnier, denn ich schaue da gar nicht einmal so auf das Ergebnis, sondern freue mich, dass die Mannschaft richtig gut gespielt hat. Einziger Kritikpunkt ist die Eckenverwertung. Da müssen wir dran arbeiten und auch darüber sprechen, weil da nicht die Dinge gemacht wurden, die abgesprochen waren.“
Max Weinhold schilderte die Szene, die zum 0:2 führte: „Der Koreaner hatte zur Flanke ausgeholt und darauf hatte ich auch spekuliert. Als ich sah, dass die Kugel aus dem spitzen Winkel auf das kurze Eck ging, wollte ich mich dahin zurück abdrücken und habe dann einen heftigen stechenden Schmerz im linken Innenband gespürt. Es gibt zwar noch keine Diagnose, aber es tut immer noch ordentlich weh. Ich hoffe, dass ich das Turnier weiter spielen kann. Insgesamt haben wir eine extrem gute Leistung gezeigt, haben die Koreaner dominiert und in ihrer Hälfte eingeschnürt. Mit ein bisschen mehr Glück im Abschluss bei Ecken und Feldchancen wäre das dritte Tor auch noch verdient gewesen.“
Die Deutschen starteten mit Druck in die Partie, holten durch Matthias Witthaus bereits in der ersten Minute die ersten zwei Strafecken, die gegen Jan Marco Montag jedoch jeweils abgelaufen wurden. Im Konter nach der zweiten Ecke holte sich Korea über den Videobeweis auch die erste Ecke – und die saß nach starker Ablage-Variante durch Hyun zur Führung für die Asiaten (3.).
Die DHB-Auswahl blieb erstmal am Drücker. Witthaus verpasste in der 7. Minute nach Freischlag den Stecher knapp. Benjamin Weß erarbeitete die dritte Strafecke in der 9. Minute – zu dem Zeitpunkt hatte Korea nur die eine Strafraumszene, die zu Tor führte. Doch erneut brachte die Standardsituation keinen Erfolg, der koreanische Keeper fischte den Schlenzer mit dem Handschuh. Korea operierte zum Teil nur mit langen Bällen, verzichtete auf konstruktives Aufbauspiel, sondern setzte ausschließlich auf Konter, wenn sich ein Fehler bei den Deutschen ergab.
Ganz bitter, dass mit der zweiten Kreisszene das zweite koreanische Tor fiel, als von links eine Rückhandschuss von der Grundlinie den Weg ins Tor fand. Max Weinhold, der dabei nicht gut aussah, verletzte sich in der Szene, konnte aber nach kurzer Behandlung weiter spielen. Weinhold konnte bei dritten koreanischen Torschuss einen gefährlichen Stecher gut entschärfen. Jeder deutsche Fehler beschwor aber Gefahr herauf, so konnte Max Müller in der 20. Minute einen Schnitzer von Montag ausbügeln, der am eigenen Kreis den Ball verlor.
Die Deutschen gaben sich nie auf. Witthaus holte die vierte Ecke in der 22. Minute – und Martin Häner hatte gleich zweimal die Riesenchance zum Anschlusstreffer, scheiterte aber am glänzend reagierenden Torwart der Koreaner. Dann musste Florian Fuchs verletzt vom Platz, der von einem Freischlag abgeschossen wurde – auch er konnte später aber weiter spielen. Die Weise-Schützlinge drückten trotzdem weiter, hatten ganz klare Vorteile im Ballbesitz, da Korea aber zumeist mit allen elf Mann im eigenen Viertel tief stand, war oft kein Platz, um im Kreis zu Chancen zu kommen.
Erst fünf Minuten vor der Pause hatte Korea die eigene fünfte Kreisszene der Halbzeit, als ein Schuss von rechts deutlich am Tor vorbei ging. Philip Witte saß gerade mit Grüner Karte draußen, als die Deutschen per Videobeweis die fünfte Strafecke erstritten. Doch die Stechervariante auf Witthaus misslang erneut. Immerhin konnte auch der stets dann einsetzende Eckenkonter abgewehrt werden. Immer wieder angetrieben vom starken Moritz Fürste drückte das Team weiter, konnte aber bis zum Wechsel nichts Zählbares dabei herausholen.
Die erste gute Kreisszene in der zweiten Hälfte hatten die Deutschen, als Fuchs einen leicht abgefälschten Ball im Rücken der Abwehr verpasste. Nach Foul an Fürste sah Torschütze Hyun Grün, so dass die Deutschen nun zwei Minuten Überzahl hatten. Die DHB-Auswahl machte auch weiter Druck. Fuchs scheiterte knapp am Keeper (40.). Oft fehlte die allerletzte Genauigkeit des letzten Passes, um noch mehr Torchancen zu erarbeiten. Die Koreaner behielten verständlicher Weise ihre destruktive, nur auf Konter ausgelegte Spielweise bei. Der Titelverteidiger investierte viel, rannte dauerhaft an, aber der letzte Erfolg blieb noch aus.
Auf der anderen Seite begannen die Koreaner nun viel hinten herum zu spielen, um die Deutschen noch tiefer zu locken. Dann wurde das ständige Anrennen endlich belohnt. Fürste brachte einen Ball in den Kreis, den der hereinrutschende Florian Fuchs über dem Kopf artistisch ins Netz abfälschte – ein Sensationstor! Korea monierte zwar gefährliches Spiel, aber das Tor wurde nach Videobeweis gegeben. Witte hatte kurz darauf die Riesenchance zum Ausgleich, scheiterte aber am koreanischen Torwart. Und es wurde weiter Powerplay auf das koreanische Viertel gespielt.
Erst eine Viertelstunde vor Schluss kam Korea zum ersten Mal in der zweiten Hälfte in den deutschen Kreis, und Weinhold bekam beim Rettungsversuch ein Knie eines Koreaners an den Kopf, konnte aber weiter spielen. Benjamin Weß erarbeitete in der 57. Minute die sechste deutsche Ecke. Die misslang wieder, doch der Ball kam zurück in den Kreis, wo Witthaus unwiderstehlich sich um den Keeper herum drehte und mit der Rückhand vor Tor legte, wo Benjamin Weß nur noch einzuschieben brauchte. Korea reagierte mit einem Konter, den Martin Häner mit ganz starker Aktion in letzter Sekunde unterbinden konnte. Man merkte bei den Deutschen nun ein wenig den Spannungsabfall.
Korea kam wieder etwas auf. Weinhold zeigte eine ganz starke Handschuhparade gegen eine argentinische Rückhand (60.). Und Korea hatte sogar noch eine Hundertprozentige, als Sung-Hoon Yoon vorbildlich nach Rechtskurve vor dem leeren Tor frei gespielt wurde, aber den Ball nicht kontrollieren konnte. Witthaus sorgte auf der anderen Seite noch einmal für höchste Gefahr, tanzte drei Koreaner aus, aber legte sich den Ball zu weit vor, so dass der koreanische Keeper noch dazwischen gehen konnte. Letztlich eine absolut verdiente Punkteteilung, auch wenn die Deutschen gefühlte 80 Prozent Ballbesitz hatten, denn die Asiaten waren in der ersten Hälfte das effektivere Team gewesen.
Aus dem deutschen 18er-Kader pausierte neben TW Tim Jessulat noch Oskar Deecke.
Statistik:
0:1 Hye-Sung Hyun (KE, 3.)
0:2 Nam-Yong Lee (9.)
-----------------------
1:2 Florian Fuchs (51.)
2:2 Benjamin Wess (58.)
Ecken:
GER 6 (kein Tor) / KOR 1 (1 Tor)
Schiedsrichter:
Ged Curran (SCO) / Tim Pullman (AUS)
|