Olympia: Kurioses Spiel um goldene Ananas mit herbem Wermutstropfen
London, Dienstag, 7. August: Deutschland – Neuseeland 5:5 (2:4)
07.08.2012 - Was für ein kurioses Spiel am Dienstagabend im letzten Vorrundenduell zwischen den bereits für das Halbfinale qualifizierten Deutschen und Neuseeland. Die erste Halbzeit ging völlig in die Hose – auch weil es in der 20. Minute einen riesen Schock zu verdauen gab, weil Kapitän Max Müller mit Verdacht auf Kronenfraktur des obersten Mittelfingerglieds an der rechten Hand ausfiel. So lag die Mannschaft zur Pause 2:4 hinten, kassierte sofort das 2:5, aber startete dann eine irre Aufholjagd, die 70 Sekunden vor Ende mit dem 5:5 durch Christopher Zeller gekrönt wurde.
Philipp Zeller: „Wir wollten unsere Struktur, die wir in den letzten Spielen phasenweise verloren hatten, und die Spielfreude zurückholen. Da sind wir in der Anfangsphase wohl etwas übermotiviert reingegangen und haben durch ein paar Abwehrschnitzer dumme Tore kassiert. Und wenn du gegen Neuseeland erst mal zurück liegst, kommt das deren Spiel sehr entgegen. Deshalb war es ganz wichtig, dass wir das Match noch gedreht haben, gesehen haben, dass wir viele Tore schießen können! Wichtiger aber ist, dass wir unsere Abwehrstärke wiederfinden, die wir zu Beginn des Turniers hatten. Sollte Max Müller ausfallen wäre das ein ganz bitterer Verlust. Ich denke, wenn es irgend möglich ist, wird er auch mit kaputtem Finger spielen!“
Die Deutschen verhauten die Anfangsphase nahezu komplett. Natürlich ging es für das Team um nichts mehr, für Neuseeland durchaus – und die Black Sticks machten Ernst. In der 3. Minute holten sie die erste Ecke, die noch gut abgewehrt wurde. Dann ein Lapsus von Max Müller, einen bereits sicher abgewehrten Ball spielte er einem Neuseeländer im deutschen Kreis in den Schläger. Nick Wilson machten den Pass an den rechten Pfosten rein (4.).
Und damit wachte das DHB-Team noch nicht auf. Eine Minute später gab es die zweite Ecke, die der für BW Berlin in der Bundesliga spielende Richard Petherick flach zum 2:0 verwandelte. Erst nach der dritten Ecke – nach Stockfoul Stralkowski – wachte das DHB-Team endlich auf. Mit dem Eckenkonter gelang Oskar Deecke, gut vorbereitet von Christopher Zeller, das 1:2 (10.). Die Deutschen nun konzentrierter und spielerisch überlegen. Moritz Fürste holte die erste Ecke, die Christopher Zeller flach und hart an den linken Pfosten setzte – da hätte Kyle Pontifex keine Chance gehabt (14.).
Deecke erzielte nach super Vorarbeit von Fürste das zweite Tor. Hamish Jamson nahm sich den Videobeweis um Gefährlichkeit zu beweisen, das wurde nicht bestätigt, aber die Black Sticks hatten gesehen, dass Stralkowski auf der Torlinie Deeckes Argentinische Rückhand noch an den Körper bekam. Ihr Videobeweis wurde bestätigt: Also, keine Anerkennung des Tors.
Dann passierte genau das, was in solch einem Spiel um die Goldene Ananas nicht passieren darf. Kapitän Max Müller bekam einen unkontrollierten hohen Pass der Kiwis auf den Finger – musste raus. Die Unordnung in der Abwehr nutzte Steven Jennings für das 1:3, als die komplette Abwehr schlief und einen Pass bis in die Mitte vor Tor durchlaufen ließ, wo Stephen Jenness einblocken konnte. Doch das DHB-Team antwortete schon bald. Pontifex hielt stark gegen Hauke, aber dann klaute Zeller den Ball am Kreis, passte auf Korn, der Fuchs am langen Pfosten sah, wo er flach einblockte.
Eine umstrittene Eckenentscheidung von Gentles, der dann auch noch den zu Recht verärgerten Martin Häner (ein Stürmer war Häner auf den gelegten Schläger getreten) auf die Strafbank schickte, brachte das nächste Tor für Neuseeland, als Weinhold stark hielt, aber Simon Child den Nachschuss aus kurzer Distanz verwertete. Das DHB-Team nun richtig angefressen. Man holte sich die erste Ecke, dann gleich die zweite, die aber als Stechervariante von Fuchs am rechten Pfosten nicht verwertet werden konnte.
Die Deutschen hatten in dieser Phase Pech mit den Schiedsrichtern. Jamson übersah einen klaren Siebenmeter, als Florian Fuchs mit Schlägerfoul am Torerfolg gehindert wurde (34.). So blieb es beim sicherlich ärgerlichen 2:4 zur Pause. Es ging nach dem Wechsel genauso unkonzentriert weiter in der Defensive, als ein Fehlpass im Aufbau die Neuseeländer zum Kontern brachte und der bereits geklärt scheinende Ball bei Child landete, der aus halblinker Position argentinisch ins lange Eck traf.
Dann ging das DHB-Team zwar wieder in den Angriff über, hatte aber nicht viel Fortune mit seinen Bällen im Kreis. Neuseeland konterte zwischendurch immer mal wieder gefährlich. In der 46. Minute dann wieder Strafecke für das DHB-Team. Und dieses Mal traf Thilo Stralkowski rechts oben zum 3:5 (47.). Kurz darauf war Rabente fast durch, es klackte einmal, zweimal, dann pfiff Gentles aber wieder nicht etwa Strafecke wegen der Schlägerfouls, sondern Fuß von Rabente.
Doch kurz danach war es passiert: Ein starker Angriff rechts durch den Kreis brachte das 4:5 (53.) durch Christopher Zeller – tolle Vorarbeit von Oskar Deecke. Korn bekam in der 55. Minute Grün für ein taktisches Foul. Zwei Minuten Unterzahl also für das DHB-Team. Das wurde aber gut überstanden. Die Deutschen holten sich in der 58. Minute ihre nächste Ecke, die aber keinen Erfolg zeitigte. Die Kiwis versuchten schon ab fünf Minuten vor Ende die Zeit runter laufen zu lassen.
Die Deutschen wollten das Match aber nun auf jeden Fall nicht mit einer Niederlage beenden. Zeller machte tatsächlich 75 Sekunden vor Ende das 5:5. Neuseeland nahm den Videobeweis, aber das Tor zählte. Beide Teams hatten noch je eine Großchance in der Schlussminute. Weinhold hielt grandios. Auf der anderen Seite verfehlte Witthaus das Tor knapp.
Tore:
1:0 Nicholas Wilson (4.)
2:0 Richard Petherick (KE, 6.)
2:1 Oskar Deecke (10.)
3:1 Stephen Jenness (21.)
3:2 Florian Fuchs (27.)
4:2 Simon Child (KE, 30.)
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5:2 Simon Child (36.)
5:3 Thilo Stralkowski (KE, 47.)
5:4 Christopher Zeller (51.)
5:5 Christopher Zeller (69.)
Strafecken:
GER 3 (1 Tor) / NZL 4 (2 Tore)
Grüne Karten:
GER 2 / NZL -
Schiedsrichter:
David Gentles (AUS) / Hamish Jamson (GBR)
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