Den EM-Pokal durften die deutschen Spielerinnen leider nur angucken. Fotos: Anja Albrecht
„Wir haben uns vergessen zu belohnen“
0:1-Finalniederlage gegen Niederlande / Deutsches Team zum fünften Mal EM-Zweiter
04.08.2013 – Zum dritten Mal in Folge musste sich eine deutsche Nationalmannschaft der Weiblichen Jugend A in einem EM-Finale den Niederlanden beugen. Im Endspiel der 7. Europameisterschaft in Dublin hieß es am Sonntagnachmittag 0:1 (0:1). Für die Holländerinnen war es der fünfte Kontinentaltitel, ebenso oft errang die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes, die bei der EM-Premiere 2003 gewonnen hatte, die Silbermedaille. Das Tor des Tages fiel bereits in der 2. Spielminute. „Die Niederlage ist bitter, denn wir haben über weite Strecken das Spiel dominiert und besaßen doppelt so viele Chancen wie die Holländerinnen. Wir haben uns einfach vergessen zu belohnen“, meinte Bundestrainer Akim Bouchouchi.
Mit der Referenz von 27 (Niederlande) und 28 (Deutschland) geschossenen Toren aus den vorangegangenen je vier Gruppen- und Halbfinalspielen gingen die beiden besten Mannschaften in dieses Endspiel. Die Hoffnung auf einen weiteren torreichen Schlagabtausch wurden auch gleich genährt, als Deutschland sofort loslegte und durch Gablac die Führung auf dem Schläger hatte. Doch auch die Holländerinnen waren sofort auf Betriebstemperatur. Ohne richtigen Angriffszug bekam Sophie Slinkert halbrechts im Kreis den Ball. Mit einem mächtigen, flachen Vorhandknaller überwand die niederländische Stürmerin die deutsche Torhüterin Noelle Rother zum 1:0 (2.).
Die DHB-Auswahl steckte den frühen Rückstand erstaunlich ruhig weg. Man übernahm die Spielinitiative und drängte auf den Ausgleich. Das Oranje-Team war mehr damit beschäftigt, hinten die Reihen dicht zu halten, als vorne nach dem 2:0 zu drängen. Nach 20 Minuten schien die deutsche Mannschaft dem 1:1 ganz nahe zu sein. Man entschied sich bei der ersten von insgesamt sechs Strafecken für eine 90-Grad-Variante, die auch sehr gut klappte. Die holländische Torhüterin war bereits überwunden, als dahinter die Liniensteherin den Ball mit dem Fuß aufhielt. Die Schusskreis-Schiedsrichterin war bereits dabei, auf Siebenmeter zu entscheiden, als ihre Kollegin einschritt und auf eine weitere Strafecke plädierte, da der Fuß angeblich doch außerhalb des Torbereiches platziert war. „Unsere Mädels waren felsenfest der Meinung, es wäre ein Siebenmeter gewesen“, kommentierte DHB-Teammanagerin Michaela Scheibe die strittige Szene.
Nachdem sich die Holländerinnen im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit wieder ein Stück weit vom Druck des Gegners befreien konnten, verstärkte die DHB-Auswahl mit Beginn der zweiten Halbzeit noch einmal ihre Angriffsbemühungen. Wieder lag bei einer Strafecke der Ausgleich in der Luft, diesmal wurde der Schlag von Paula Velmans regulär von einer holländischen Liniensteherin pariert und aus der Gefahrenzone gefördert (38.).
Eine reine Verteidigungsschlacht war es für die Holländerinnen nicht. Ab und zu blitzten ihre spielerischen Qualitäten auf, und dann fehlte ein paar Mal nicht viel zum möglicherweise vorentscheidenden 0:2. Die größte Chance dazu bot sich in der 47. Minute, als eine Rückhand krachend über die Torlatte von Noelle Rothers Kasten sauste. Mehrheitlich spielte sich die Szenerie jedoch in der niederländerischen Hälfte ab. Das deutsche Team spielte, kämpfte und gab alles, um das eigentlich überfällige 1:1 zu erzwingen. Besonders als der Gegner in der 62. Minute noch eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe erhielt, wurde mit vollem Risiko gepresst. „Die Mädels haben sensationell gespielt, eigentlich alles richtig gemacht – bis auf den Abschluss. Da müssen wir noch ein bisschen cleverer werden“, meinte später Akim Bouchouchi, der ebenso wie die Anhänger im deutschen Lager die Minuten auf der Spieluhr runterlaufen sah, ohne dass es zum erlösenden Torerfolg gekommen wäre.
Beim Schlusspfiff dieses insgesamt auf hohem läuferischen und taktischen Niveau stehenden Endspiels konnten nur die Schützlinge der seit vielen Jahren in Holland lebenden, ehemaligen Welthockeyspielerin aus Australien, Alyson Annan, jubeln, während auf deutscher Seite bittere Tränen getrocknet werden mussten. „Das tut echt weh. Der Frust unmittelbar nach Spielende ist riesengroß“, berichtete Michaela Scheibe. Während die EM-Endspiele 2009 (3:6 in Nivelles) und 2011 (1:4 in Utrecht) „zurecht verloren wurden, wären wir heute eigentlich verdientermaßen dran gewesen“ (Scheibe). In die gleiche Kerbe schlug auch der Bundestrainer: „Ich habe noch kein Spiel erlebt, in dem ein deutsches U18-Nationalteam den holländischen Gegner so dominiert hat wie heute. Aber wir haben einfach die Tore nicht gemacht.“
Tor:
0:1 Sophie Slinkert (2.)
E: 6 (0) / 3 (0)
Grün: 2/1
Gelb: 0/1
SR: Fenn (England), Faisas (Portugal)
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