Olympia: Kantersieg zum Rio-Auftakt
Herren, Vorrunde in Rio, 1. Spiel: Kanada – Deutschland
06.08.2016 - Der deutschen Herren haben ihr Auftaktmatch des olympischen Hockeyturniers in Rio sehr deutlich mit 6:2 (4:1) gegen Kanada gewonnen. Der Sieg war zu keiner Zeit in Gefahr. Im Gegenteil: Zu den sechs Treffern von Niklas Wellen (2), Moritz Fürste (2), Linus Butt und Mathias Müller hätten gut noch einmal so viele dazukommen können, hätte Kanadas Keeper David Carter nicht einen grandiosen Tag erwischt. Das DHB-Team trifft nun am Montag um 16 Uhr deutscher Zeit auf Indien, das zuvor sein erstes Match gegen Irland 3:2 gewann (Fotos: worldsportpics.com)
Bundestrainer Valentin Altenburg: Das war ein lebhaftes, attraktives Spiel. Man hat gemerkt, dass die Jungs heiß waren, weil es endlich losging. Sie haben hier attraktives Offensivhockey gezeigt. Zwischenzeitlich haben wir die letzte Konsequenz im Kreis etwas vermissen lassen. Aber mir hat gefallen, dass über 60 Minuten, quasi bis zur letzten Sekunde. Das hatten wir uns auch vorgenommen. Hinten haben wir ein paar Mal nicht so verteidigt, wie wir das können und übermorgen gegen Indien auch brauchen. Aber daran werden wir arbeiten und dann gegen die Inder in der Beziehung ganz anders auftreten.“
Mats Grambusch: „Das war ein total solider Auftaktsieg! In der ersten Hälfte sind wir super reingekommen, haben absolut dominiert und auch verdient 4:1 zur Pause geführt. Die zweite Hälfte fing genauso an, aber wir hatten dann ein kleines Loch, in dem wir auch den zweiten Gegentreffer kriegen. Danach haben wir uns aber nochmal zusammengerissen und die partie auch gut beendet. Ich bin einfach nur froh über diese drei Punkte zum Auftakt!“
Moritz Trompertz: „Das war ein gutes Auftaktspiel unter schwierigen Bedingungen. Wir mussten die ganzen Eindrücke von gestern Abend ja erstmal verarbeiten, haben das aber gut geschafft. Jetzt müssen wir die Leistung nur noch über volle 60 Minuten so durchziehen, Dann sind wir auf einem guten Weg. Man hat ja gesehen: Wenn alle an einem Strang ziehen, haben wir enorme Qualität in dieser Mannschaft!“
Martin Häner: „Wir hatten im ersten Viertel einen guten Plan, der voll aufgegangen ist. Das dritte Viertel war nicht so gut. Da haben wir zu hektisch gespielt und in der Vorwärtsbewegung viele Bälle verloren. So dürfen wir gegen die Top-Nationen nicht spielen. Aber insgesamt sind wir gut gestartet. Gegen Indien werden wir nach der Regeneration ebenfalls einen guten Plan ausarbeiten. Wir haben zuletzt immer Probleme gegen deren Konterstürmer und starke Strafecken gehabt. Da müssen wir sehr geduldig spielen!“
Die Deutschen gleich mit viel Kontrolle. Rühr flankte von links und ein Kanadier konnte gerade noch vor zwei Deutschen zur Langen Ecke klären (1.). Und nach gutem Konter – durch einen Fürste-Schlenzer stark auf Wellen eingeleitet, hatte Fuchs die Großchance. Er traf den Ball nicht voll, aber der Abwehrspieler auf der Linie konnte nur mit dem Fuß klären. Und Kapitän Moritz Fürste nutzte den Siebenmeter sicher links unten zum 1:0 (3.). Starker Auftakt also, mit einem frühen Tor.
Kanada presste auch danach früh, hatte dadurch hinten Räume offen, die die Deutschen stark nutzten. Wieder ein guter Schlenzer, dieses Mal von Linus Butt, Niklas Trompertz ging links in den Kreis und zog argentinisch ab. Und Niklas Wellen blockte die Kugel mittig vor Tor zum 2:0 (7.) ein. Es ging so weiter. Das DHB-Team ganz stark in der Ballkontrolle. Mats Grambusch ging in der 9. Minute von links in den Kreis und verzog von Höhe Siebenmeterpunkt nur knapp links am Tor vorbei.
Rühr wurde dann klar gefoult im Kreis, hätte eine Ecke, vielleicht sogar einen Siebenmeter bekommen müssen, als ihm ein Kanadier auf dem Weg zum Tor den Schläger zwischen die Beine steckte (10.). Dann konnte Kanada von einem Fehler in der deutschen Defensive profitieren. Müller verstoppte einen Ball und in seinem Rücken wurde Mark Pearson geschickt, der mit einem Rückhandschuss unter Nicolas Jacobi hindurch zum 1:2 (11.) traf.
Die Deutschen aber unbeeindruckt. Florian Fuchs holte in der 13. Minute die erste Ecke, die per Videobeweis bestätigt wurde. Fürstes Schlenzer ging an den Pfosten und als ein Verteidiger die Kugel absichtlich ins Aus spielte gab der neuseeländische Schiedsrichter „nur“ Lange Ecke. Dann musste auch Butt wieder den Videobeweis nehmen, weil Taylor erneut ein Fußspiel nicht gesehen hatte. Die wurde erneut bestätigt. Und dieses Mal hielt Keeper David Carter zwar den Fürste-Ball, aber Mathias Müller nutzte den Abpraller clever zum 3:1 (14.) – der alte Abstand war wiederhergestellt.
Und so ging es dann auch in die erste Viertelpause. Kanada machte dann schnell Druck, holte sich gleich die erste Ecke (17.). Doch Jacobi und das Team wehrten diese gut ab. In einem Konter hätte Rühr aus kurzer Distanz dann das 4:1 machen müssen, als Wellen zu ihm durchgesteckt hatte, aber Carter brillant reagierte. Dann hatte Mats Grambusch die Riesenchance aus fünf Metern, verzog aber hoch über das Tor (22.). Dann war es Wellen, der vom links zum Schuss kam und am starken Carter scheiterte (23.).
Gill musste dann in der 25. Minute wegen Stockschlagens für zwei Minuten auf die Strafbank. Rühr musste sich kurz darauf erneut behandeln lassen. Und so sah er von draußen, wie Herzbruch links von der Grundlinie wunderbar vors Tor lupfte, wo Linus Butt am langen Pfosten zum 4:1 (26.) über die Linie blockt – ganz starke Aktion des jungen Mülheimers! Nur Sekunden später hatte Wellen die Großchance von links, aber Carter rettete Weltklasse.
Der kanadische Keeper rettete vor der Halbzeitpause noch zwei Mal in allerhöchster Not gegen Rühr, sonst hätte es zur Pause auch noch höher stehen können. Und es ging – noch in Überzahl – genauso stark weiter. Nach mehreren Doppelpässen setzte Butt einen Volley knapp links oben neben das Tor (31.). Florian Fuchs holte in der 33. Minute die vierte Ecke fürs DHB-Team. Und da traf Captain Moritz Fürste hart uns flach durch Carters Hosenträger zum 5:1 (33.).
Das DHB-Team blieb extrem Spiel bestimmend, baute super auf und kombinierte sich stark durch die kanadische Hintermannschaft, die, obwohl sie tief stand, immer wieder nur hinterherschauen konnte. Das 6:1 lange in der Luft, Kanada kam so gut wie nie mal in die deutsche Hälfte. Doch dann kamen sie ein Mal da hin, profitierten von einem unplatzierten Abwehrkick Jacobis, den Keegan Pereira am Kreisrand aufnahm und halbhoch zum 2:5 verwertete (39,).
Doch weiter blieb das DHB-Team bestimmend. Fuchs scheiterte kurz darauf erneut an Carter, nachdem er sich mit einem tollen Solo durchgesetzt hatte (41.). Wieder Fuchs kam dann mal mit der Vorhand zum Schuss, den Carter irgendwie noch über die Latte lenkte (44.). Herzbruch traf dann einen Rückhandball kurz vor der letzten Viertelpause nicht. Auch in diesem Viertel ein Chancenverhältnis von 10:1 fürs DHB-Team, aber für beide Teams ein Treffer. Daran änderte das deutsche Team gleich mit dem ersten Angriff etwas, als ein Pass von Niklas Wellen von einem Kanadier unhaltbar zum 6:2 (46.) abgefälscht wurde.
Danach wurde es etwas ruhiger auf dem Platz, weil die Deutschen etwas Tempo rausnahmen. Als Martin Häner dann auf die Strafbank musste, konnte Kanada in Überzahl mal wieder etwas Druck machen. In Unterzahl hatte Niklas Wellen eine Hundertprozentige, aber sein Lupfer ging leicht über die Querlatte (53.). Deutschland hielt den Ball in der Schlussphase vorn, kam aber nicht mehr zu guten Chancen. Rühr hätte Sekunden vor Ende noch das siebte Tor machen können, wurde aber dann auch von Carter gestoppt.
Tore:
1:0 Moritz Fürste (7m, 3.)
2:0 Niklas Wellen (7.)
2:1 Mark Pearson (10.)
3:1 Mathias Müller (KE, 14.)
4:1 Linus Butt (26.)
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5:1 Moritz Fürste (KE, 33.)
5:2 Keegan Pereira (39.)
6:2 Niklas Wellen (46.)
Strafecken:
CAN 1 (kein Tor) / GER 4 (2 Tore)
Grüne Karten:
CAN 2 / GER 1
Schiedsrichter:
Marcello Servetto (ESP) / Simon Taylor (NZL)
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