Olympia: Honamas weiter ungeschlagen!
Herren, Vorrunde in Rio, 4. Spiel: Argentinien – Deutschland 4:4 (2:3)
11.08.2016 - Der deutschen Herren haben in einem höchst dramatischen vierten Vorrundenspiel die erste Niederlage durch einen Last-Minute-Treffer von Mathias Müller verhindert. In einer Partie, die von einer Kartenflut und etlichen umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen beeinflusst war, drehte das DHB-Team ein frühes 0:1 durch Tore von Timm Herzbruch, Christopher Wesley und Mats Grambusch zu einer 3:1-Führung. Zum Teil sehr umstrittene Tore von Ibarra, Peillat und Rey bescherten den Los Leones eine 4:3-Führung drei Minuten vor Ende, doch zehn Sekunden vor Schluss machte Müller das 4:4 klar. Nun geht es Freitag um 18.30 Uhr gegen die Niederlande um den Gruppensieg.
Bundestrainer Valentin Altenburg: „Das war eine sehr starke kämpferische Leistung. Wir haben bis zum Ende versucht, den Matchplan umzusetzen. Es war aber auch ein schwieriges Spiel aus verschiedenen Gründen. Wir haben ein gutes Spiel der sehr aufmerksamen Innenverteidiger Häner und Fürste und von Nico Jacobi gesehen – was am Ende auch der Schlüssel für den Punkt war. Vielleicht ganz gut, dass wir am Ende den Keeper mal runternehmen mussten, um noch zum Ausgleich zu kommen und dass das auch von Erfolg gekrönt war. Da sind die Jungs gut mit umgegangen!“
Linus Butt: „Es war das schwere Spiel, das wir erwartet haben. Man hat gerade im ersten Viertel schon gemerkt, dass es bei denen um alles ging und bei uns vielleicht zwei, drei Prozent in der Spannung und Konsequenz gefehlt haben. Mit Ball haben wir aber, finde ich, ein wirklich gutes Spiel gemacht, sind aber gegen deren quirlige, schnelle Stürmer zu oft defensiv in Bedrängnis geraten. Sehr gut fand ich, wie wir das nachher mit 100 Prozent zu Ende gespielt haben!“
Tobias Hauke: „Natürlich sind wir am Ende sehr zufrieden, dass uns noch der Ausgleich gelungen ist! Es war wie immer gegen die Argentinier schwierig, weil die unglaublich tief stehen, gar nichts fürs Spiel machen. Am Anfang waren wir etwas zu passiv, haben daher auch verdient das 0:1 kassiert. Argentinien braucht nicht viele Chancen, um Tore zu machen – da kann man auch bei 3:1 nicht sicher sein. Schwierig fand ich, mit der sehr kleinlichen Regelauslegung umzugehen. Aber wir haben das Match schon abgehakt und wollen nun unbedingt morgen gegen Holland Gruppensieger werden!“
Timm Herzbruch: „Man darf sich von der Schiedsrichterleistung nicht zu sehr beeinflussen lassen in seiner Spielführung! Gegen Holland wollen wir gewinnen. Das ist ein konter- und offensivstarkes Team. Deren Stärken müssen wir gut deckeln, dann klappt das auch!“
Argentinien brauchte dringend die Punkte und machte früh Druck. Nicolas Jacobi musste gleich in der dritten Minute gegen Matias Paredes zwei Mal parieren. Dann passte Christopher Wesley nicht auf, gab einen bereits abgefangenen Ball an Lucas Vila ab, der dankend auch etwa acht Metern per Rückhandschuss zum 1:0 traf. Alles andere als ein guter Start also. Häner sah dann auch noch früh Grün, so dass man auch gleich mal eine Unterzahl zu überstehen hatte. Über viel Ballbesitz kam das DHB-Team dann besser ins Spiel.
Eine Rückhandflanke von Zwicker wurde gleich von mehreren deutschen Schlägern vor Tor knapp verpasst (9.). Ein Rückhandschuss von Oruz aus guter Position ging in der 12. Minute über das Tor. Doch als Timm Herzbruch in der 14. Minute seinen Schläger in eine Flanke von Tom Grambusch hielt und per Stecher unter die Latte setzte, war der Ausgleich perfekt. Glück, als Mazzilli in der nächsten Minute nur den linken Pfosten traf und Jacobi eine höchst umstrittene Ecke zwei Sekunden vor der Pause stark parierte. Nach dem ersten Viertel also ein etwas schmeichelhaftes Remis aus Sicht des DHB-Teams.
Das machte aber sofort starken Druck. Trompertz und Fuchs wirbelten die argentinische Defensive durcheinander, es fehlte nur der Abschluss. Bei Argentiniens erster Chance eine starke Abwehraktion von Mats Grambusch, der Ibarra den Ball vom Schläger spitzelte. Doch kurz danach erneut Ecke für Argentinien, wieder umstritten, da der Ball vorher wohl schon über der Grundlinie war. Doch wieder wurde gut gehalten und im Eckenkonter war es Wesley, stark eingesetzt von Fuchs, der frei rechts im Kreis überlegt ins lange Eck abschloss (24.).
Dann nach Foul von Häner an der Viertellinie die nächste Ecke für Argentinien. Doch erneut eine ganz starke Eckenabwehr! Weil Peillat den Konter mit Foul unterbrach, gab es Grün für ihn. Und im nächsten Angriff konnte Grambusch aus dem Gewühl das 3:1 erzielen. Dagegen nahmen die Argentinier den Videobeweis wegen angeblichen Stockfouls. Und dem wurde nicht stattgegeben. Es stand 3:1 (28.) fürs DHB-Team! Doch weil man hinten nicht immer clever agierte, kam Argentinien in der 29. Minute schon zur vierten Ecke. Und die nutzte Pedro Ibarra zum 3:2.
Und dann sah Wesley auch noch Grün kurz vor der Pause. In Unterzahl musste man den Vorsprung in die Pause bringen. Das klappte – auch unter Zuhilfenahme eines Videobeweises, als der Australier einmal mehr umstritten auf Ecke entschied. Das DHB-Team bekam Recht, weil ein Ball Häner auf Hüfthöhe getroffen hatte, der zudem weit vorbeigegangen wäre. Manuel Brunet sah kurz nach der Pause Gelb für ein Bodycheck gegen Mats Grambusch (32.). In Überzahl eine Großchance, als ein Ball von Rühr von der Grundlinie durch ein Gewühl vor Keeper Vivaldi durchzischte.
Das DHB-Team versuchte die Überzahl nicht um jeden Preis für Powerplay zu nutzen, sondern ließ es mit Ballbesitz ruhiger angehen. Oruz sah dann eine völlig überzogene Gelbe Karte für eine einfache Berührung des Gegenspielers. Generell ärgerte man sich jetzt häufig über Entscheidungen der Schiedsrichter, die nicht sehr souverän agierten. So musste man in der 38. Minute erneut den Videobeweis nehmen, um eine Ecken-Fehlentscheidung von Vazquez zu beweisen. Und behielt Recht! Und das war auch eine Minute später der Fall, als Vazquez erneut danebenlag. Menini sah dann Gelb wegen Spielverzögerung.
Und in Gleichzahl hatten die Argentinier plötzlich die Großchance, als erst Jacobi und dann Häner auf der Linie retteten. Peillat gesellte sich zu Menini auf die Strafbank – Deutschland nach Oruz‘ Rückkehr mit Zwei-Mann-Überzahl! Die konnte man aber nicht nutzen. Es ging mit der knappen Führung in die letzte Viertelpause. Danach auch im letzten Viertel blieb es bei der Überzahl, weil Peillat noch draußen saß. Argentinien in der Phase mit allen Mann hinten drin. Doch der erste Konter brachte dann endlich die fünfte Ecke für die Los Leones. Die wurde abgelaufen.
Vazquez gab erneut Ecke, die Deutschen mit dem Videobeweis dagegen, weil der Ball zu hoch war. Die Beule an Oruz Oberschenkel zählte leider nicht, und da für den Videoschiedsrichter keine Entscheidung möglich war, gab es die – unberechtigte – Ecke. Und leider traf Peillat damit zum 3:3. Sehr ärgerlich, weil begünstigt durch eine erneute Fehlentscheidung! Es ging nun hin und her. Argentinien brauchte eigentlich den Sieg, um den Vorsprung vor Irland so auszubauen, dass die Iren sie nicht mehr einholen könnten. Jacobi unterband einen Angriff hinten stark.
Im Konter hatte Trompertz eine gute Stecherchance nach Flanke Rühr. Tom Grambusch wurde vor dem Kreis umgecheckt, es gab nur einen Freischlag dafür (55.). Wellen hatte nach Hauke-Flanke eine schwierige Stecherchance, traf den Ball aber nicht voll. Und dann wurde nicht gut umgeschaltet, so dass der argentinische Konter tödlich war. Lucas Vila brachte den Ball vor Tor, wo Matias Rey den Ball als Volley aus der Luft zum 4:3 ins Tor drückte.
Altenburg nahm nun Jacobi für einen elften Feldspieler vom Platz. Eine Hereingabe von Butt wurde hoch Richtung Tor gelenkt und kam auf Kopfhöhe von Fuchs herunter. Auch da kein Eckenpfiff von Kearns, „nur“ lange Ecke. Aber 20 Sekunden vor Ende bekam das DHB-Team dann doch endlich mal eine Ecke auch zuerkannt. Und die war im Nachschuss tatsächlich auch drin! Vivaldi hielt Fürstes Schlenzer, aber Mathias Müller verwertete den Abpraller zum 4:4-Endstand.
Tore:
1:0 Lucas Vila (4.)
1:1 Timm Herzbruch (15.)
1:2 Christopher Wesley (24.)
1:3 Mats Grambusch (28.)
2:3 Pedro Ibarra (KE, 29.)
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3:3 Gonzalo Peillat (KE, 48.)
4:3 Matias Rey (57.)
4:4 Mathias Müller (KE, 60.)
Strafecken:
ARG 6 (2 Tore) / GER 2 (1 Tor)
Grüne Karten:
ARG 2 / GER 2
Gelbe Karten:
ARG 4 / GER 1
Schiedsrichter:
Adam Kearns (AUS) / Paco Vazquez (ESP)
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