DHB-Herren: Erste Niederlage in London nach hochklassiger Partie
Champions Trophy, London, Vorrunde: Deutschland – Australien 3:4 (3:2)
13.06.2016 - Die deutschen Hockeyherren haben ein hochklassiges Spiel gegen Weltmeister Australien am Montag in London knapp mit 3:4 (3:2) verloren. Das für die Trophy stark verjüngte DHB-Team führte zur Pause etwas glücklich mit 3:2, hatte aber in der zweiten Hälfte beim Stand von 3:3 mehrere Chancen, die Führung zurückzuholen. Das gelang allerdings nicht, sondern Australien nutzte eine Ecke kurz vor Ende zum Siegtreffer. Damit sind die Chancen für die Deutschen stark gesunken, das Finale des Turniers zu erreichen und den Titel zu verteidigen.
Bundestrainer Valentin Altenburg: „Wir wollten heute Vollgas mitgehen mit Australien, um auch mal zu sehen, was dann passiert. Und das haben die Jungs klasse gemacht. Das war ein Spiel, das beide Teams gewinnen können. Den Unterschied ausgemacht hat, dass wir in der ersten Hälfte sehr effizient waren und in der zweiten leider nicht mehr. Mich ärgert das erste Gegentor, weil wir Turner da im Konter nicht auf dem Schirm hatten. Das ist jetzt nicht schlimm, macht es aber schwerer, auf diesem Weltklasseniveau dann Spiele auch zu gewinnen. Also, nach vorn haben wir unglaublich viel kreiert, auch gut gekontert. In der Defensive können und müssen wir uns noch verbessern.“
Kapitän Florian Fuchs: „Ich fand, es war insgesamt eine gute Leistung unseres noch jungen Teams. Nun wollen wir aus den letzten beiden Vorrundenspielen noch die möglichen sechs Punkte holen, dann sehen wir ja, was die Tabelle aussagt. Letztlich ist es aber am wichtigsten, dass wir auf diesem Niveau Erfahrungen sammeln auf dem Weg nach Rio – und dafür war dieses Spiel auf jeden Fall gut!“
Fotos: Worldsportpics.com
Es war von Beginn an ein intensives Spiel zwischen dem amtierenden Weltmeister aus „Down Under“ und dem Champions-Trophy-Titelverteidiger. Es ging hin und her. Kieran Govers konnte in der 5. Minute die erste Ecke erarbeiten. Jacobi hielt den direkten Schuss und der Nachschuss ging weit daneben. Inzwischen hatte der Regen extrem stark eingesetzt und hatte auch Einfluss auf das Geschehen auf dem Platz, denn der Ball war zum Teil schwer zu kontrollieren. Erste gute deutsche Chance nach einer Flanke von Korn, die Constantin Staib noch kurz berührte, aber Australiens Keeper Andrew Charter hatte aufgepasst (8.).
Jacobi fing auf der anderen Seite einen auf der Grundlinie durchkommenden Australier gut ab. Ein Ballverlust von Tom Grambusch als letzter Mann brachte Australien die zweite Ecke in der 11. Minute – Glück, dass Jacobi das mögliche Gegentor gegen drei Gegner verhinderte. Die Ecke wurde verstoppt und dann zu hoch auf Tor geschossen. Ein starker Pass von Zwicker brachte kurz darauf Jonas Gomoll in Konterposition. Der wurde von hinten von Jeremy Hayward gefoult. Es gab Gelb für den Australier und die erste Ecke für die Honamas. Die wurde per Fuß abgewehrt. Doch die zweite Ecke ging als Stechervariante auf Florian Fuchs irgendwie zwischen Keeper und Verteidiger zum 1:0 (12.) ins Tor.
Und das DHB-Team machte gleich noch mehr aus der Überzahl. Nach schnell ausgeführtem Freischlag über rechts und Doppelpass mit Oliver Korn traf Tobias Hauke aus dem Rückraum aus spitzem Winkel. Australien nahm zwar den Videobeweis gegen den Freischlag, aber der Videoschiedsrichter konnte keine Entscheidung treffen, also zählte der Treffer zum 2:0 (13.). Im Gegenzug sah Tom Grambusch Grün, musste für zwei Minuten auf die Strafbank. Jacobi verhinderte den Anschlusstreffer jedoch stark. So ging es mit einer 2:0-Führung in die erste Viertelpause – sicherlich etwas hoch, denn Australien hatte mehr vom Spiel. Aber die Deutschen waren sehr effizient mit ihren Chancen.
Doch die Kookaburras schlugen früh zu im zweiten Viertel. Nach einem Konter über rechts, konnte Glenn Turner eine Flanke frei vor Jacobi zum 1:2 (17.) einblocken. Und Jacobi musste mit einer Riesentat kurz darauf sogar den Ausgleich verhindern. Australien machte nun starken Druck, um ins Spiel zurückzukommen. Die Deutschen konterten aber zwischendurch gut. Doch jubeln konnten dann wieder die Kookaburras. Zweimal kamen deutsche Verteidiger im Kreis einen Tick zu spät und auch Jacobi rutschte an der Kugel vorbei, so dass Tristan White einen wegspringenden Ball ins leere Tor schlagen konnte (22.).
Die DHB-Auswahl hatte durch Jonas Gomoll eine Riesenchance, als er unvermittelt frei im Kreis zum Schuss kam, aber Charter mit dem Kicker noch abwehren konnte (26.). Korn musste dann mit Grüner Karte für die Schlussphase des zweiten Viertels auf die Strafbank und fast hätte Ogilvie im nächsten Angriff sein Team sogar erstmals in Führung gebracht. Govers gesellte sich in dem sehr physischen, aber nicht unfairen Spiel zu Korn auf die Strafbank. Und dann zeigte Florian Fuchs, Kapitän der DHB-Auswahl, seine ganze Klasse, als Timm Herzbruch ihn lang per Schlenzer schickte, er Charter mit einer Finte nach links ausspielte und per Rückhand zum 3:2 (30.) traf.
Ein Ballverlust von Häner brachte das DHB-Team gleich zu Beginn des dritten Viertels in Gefahr, doch ein Stürmer stach am Tor vorbei. Australien drückte. Trent Mitton hatte die nächste Chance, als er frei vor Jacobi an den Ball kam, aber der Hamburger stand sicher. Dann setzten sich die Deutschen gut fest. Im Konter wurde Hauke nicht nur gefoult, sondern bekam die Kugel auch noch hoch in den Körper gestochen. Kurioser Weise pfiff Stagno gegen ihn. Der Olympiasieger musste draußen behandelt werden. Ogilvie sah kurz darauf Gelb für ein vergleichbar harmloses Vergehen (37.).
Das DHB-Team daher längere Zeit in Überzahl. Herzbruch brachte Gefahr, wurde aber noch gestoppt. Hauke konnte dann zum Glück auf den Platz zurückkehren. Dann holte sich aber auch Fuchs für ein Foul eine Gelbe Karte ab und es gab Ecke für Australien (40.). Und die nutzte Blake Govers mit einem flachen Schlenzer ins rechte untere Eck zum 3:3 (40.). Es blieb ein unglaublich intensives Spiel, auch weil die Deutschen das Tempo der Australier weiter annahmen, was nicht unbedingt nach dem Geschmack des Bundestrainers war, der sich in der Halbzeit etwas mehr Ruhe im Aufbau und mehr Ballkontrolle gewünscht hatte.
Pech, dass nach schönem Ballgewinn von Hauke, vorn der lange Ball verstolpert wurde (48.). Australien drückte auf den Sieg. Blake Govers sah dann mehr als verdientes Gelb für ein Foul am konternden Herzbruch. Großes Pech, dass ein frei am rechten Pfosten auf Fuchs zurückgespielter Ball vom Kapitän verpasst wurde. Kurz darauf rauschte Korn an einer guten Flanke von Zwicker vorbei. Die erneute Führung lag nun in der Luft. Herzbruch dribbelte sich durch den gesamten Kreis, doch Charter nahm zwei einschussbereiten deutschen Stürmern die Kugel noch weg.
Im Konter bekam Australien eine Ecke, weil Rabente mit der falschen Seite am Ball war. Doch Jacobi hielt brillant. Kurz darauf im einsetzenden Sturzregen erneut Ecke für die Kookaburras. Und die wurde irgendwie durchgespielt bis an den kurzen Pfosten, wo Aran Zalewski den Ball über die Linie drückte. Der Videobeweis, genommen von den Deutschen, weil sie die Ecke innerhalb des Kreises gestoppt gesehen hatten, konnte keine Klärung bringen, so dass das Tor zählte (64.). Die Bedingungen nun erneut schwer, der Platz heftig unter Wasser. Das DHB-Team nun mit kleinen Unzulänglichkeiten. Erst Deecke, dann Grambusch verloren Bälle im Aufbau, doch Jacobi hielt sein Team im Spiel.
Der Ball blieb nun oft nach wenigen Metern in den Pfützen liegen, was schnelles, akkurates Spiel nahezu unmöglich machte. Dennoch holten die Deutschen eine Ecke in 30 Sekunden vor Ende. Die Australier nahmen dagegen den Videobeweis und bekamen Recht. Es gab Freischlag für Australien. Und dann nahm Glenn Turner die letzten 20 Sekunden vorn in der linken Ecke von der Uhr.
Tore:
1:0 Florian Fuchs (KE, 12.)
2:0 Tobias Hauke (14.)
2:1 Glenn Turner (17.)
2:2 Tristan White (22.)
3:2 Florian Fuchs (30.)
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3:3 Blake Govers (KE, 40.)
3:4 Aran Zalewski (KE, 53.)
Strafecken:
GER 2 (1 Tor) / AUS 5 (2 Tore)
Gelbe Karten:
Fuchs (40.) / Hayward (11.), Ogilvie (37.), Govers (50.), Ockenden (60.)
Schiedsrichter:
Nathan Stagno (GIB) / Coen van Bunge (NED)
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