Wasserschieben hieß es am Freitag für Co-Trainer Claas Henkel und andere Helfer um die Mittagszeit in Santander. Der für 12.00 Uhr geplante Beginn des deutschen Halbfinalspiels verschob sich aufgrund des kaum bespielbaren Platzes um 20 Minuten.
Titeltraum fließt im Regen davon
0:1-Niederlage im Halbfinale gegen Belgien / Acht Ecken blieben ungenutzt
20.07.2018 – Im Regen von Santander floss der Traum der deutschen U18-Mädchen vom Europameistertitel dahin. Im Halbfinale gegen Belgien gab es eine ärgerliche 0:1-Niederlage. Somit bleibt dem Team von Bundestrainer Sven Lindemann lediglich noch die Chance auf die Bronzemedaille am Samstag (12 Uhr) gegen den Verlierer des zweiten Halbfinalspiels, Niederlande gegen England.
Die Partie konnte erst mit 20 Minuten Verspätung begonnen werden. Starke Regenfälle hatten den Platz unter Wasser gesetzt. Auch als es dann losging, herrschten teils grenzwertige Bedingungen, weil der Ball im triefnassen Grund nicht wie gewohnt lief. Dies beeindruckte die deutsche Mannschaft genauso wie der Umstand, dass neben Emily Günther (Daumenbruch im England-Spiel) kurzfristig auch noch Tara Duus mit Rückenbeschwerden ausfiel. „Es wäre nicht vertretbar gewesen, sie einzusetzen. Aber gleich zwei solcher Verluste sind halt auf Dauer schwer zu kompensieren“, sagte Teammanagerin Michaela Scheibe.
Belgien war sehr gut auf das deutsche Spiel eingestellt. Speziell im ersten Viertel machte sich das bemerkbar. Die deutschen Angriffsversuche wurde ein ums andere Mal geschickt unterbunden und dann immer wieder gefährlich gekontert. Hier verpasste Belgien sogar eine mögliche Vorentscheidung, wenn diverse klare Einschussgelegenheiten konsequent genutzt worden wären.
Das Tor des Tages fiel aber nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach der zweiten belgischen Strafecke. Mali Wichmann hatte den wenig gefährlichen ersten Schuss pariert, aber es kam zu einer Nachschusssituation, wo dann Kapitänin Juliette Duquesne den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte. Wohl zurecht protestierte die deutsche Mannschaft gegen die Korrektheit des Treffers, denn der Ball verließ nach der Hereingabe nie – wie es die Regel eigentlich vorsieht – den Schusskreis, wie auch die Übertragung im Livestream bestätigte. Die spanische Schiedsrichterin Perez ließ sich aber nicht mehr umstimmen – 0:1 (12.).
Wäre in der Folge nicht Mali Wichmann und das Pech der Belgierinnen beim Abschluss gewesen, es hätte zur Viertelpause schon gut 0:3 heißen können. Stabiler wurde das Spiel der deutschen Mannschaft im zweiten Viertel. Doch bis auf einen Rückhandschuss von Hofmeister und eine Kurz-Ecke bot sich kaum eine Ausgleichschance bis zur Halbzeitpause.
Deutlich mehr zwingender Angriffsdruck kam vom DHB-Team im dritten Viertel. Aber bei zwei Abschlüssen von Nolte und Kresken fehlte die letzte Genauigkeit. Unmittelbar vor Ende des dritten Viertels bewegte sich der Ball nach der zweiten deutschen Ecke gefühlt eine halbe Minute lang unmittelbar vor der belgischen Torlinie, aber die Kugel wollte im Spielergetümmel einfach nicht über die Linie. Nach 48 Minuten rettete dann der Pfosten für Belgien die immer wackeliger werdende Führung. Pech kam für die anrennenden Deutschen auch noch mit der spanischen Schiedsrichterin dazu, die manch seltsame Entscheidung fällte. So nach 50 Minuten, als Sippels Alleingang nur durch Stockschlagen gebremst werden konnte. Doch Perez verweigerte den Eckenpfiff und stellte die deutsche Angreiferin nach Frustmeckern sogar mit Gelb vom Platz.
Trotz doppelter Unterzahl (Bleuel saß mit Grün auf der Strafbank) machte Deutschland weiter Druck. Langsam lief die Zeit davon, Lindemann nahm seine Torhüterin für eine weitere Feldspielerin heraus. Zwei Minuten vor Ende spitzte sich das Drama vollends zu. Deutschland erhielt eine weitere Ecke, darauf folgten weitere vier (!) Folgeecken. Bei der letzten war die belgische Abwehr durch zu frühes Herauslaufen schon auf zwei Feldspielerinnen dezimiert. Trotzdem reichte es für die deutsche Eckenbatterie nicht zum fälligen Ausgleich, weil im Anschluss an den Rückhandschuss von Kurz der Ball einen Meter vor der Torlinie einer deutschen Spielerin gegen den Fuß sprang – es war zum Verzweifeln. Und dann war Schluss. Zum Wasser vom Himmel gesellten sich jetzt auch viele Tränen der völlig niedergeschlagenen deutschen Spielerinnen.
„Wir haben das Spiel im ersten Viertel verloren. Nach einer taktischen Umstellung in der zweiten Hälfte haben wir noch einmal gut Druck aufbauen können, aber vergessen, uns dafür zu belohnen“, so das Fazit von Michaela Scheibe.
Tor:
0:1 Juliette Duquesne (E, 12.)
E: 8 (0) / 2 (1)
Grün: 2/1
Gelb: Sippel
SR: Perez (Spanien), de Bruijn (Niederlande)
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