![]() Guten Tag Herr Bonz, zunächst einmal vielen Dank, Sie haben uns bei den DM-Endrunden-Turnieren sehr gut mit Informationen zu den eingesetzten Schiedsrichtern versorgt. Den weniger stark hockey-besessenen Lesern werden Sie vielleicht noch weitgehend unbekannt sein. Bitte stellen Sie sich kurz persönlich vor und beschreiben Sie Ihre Funktion im DHB. Antwort: Ich heiße Ralph Bonz, bin 46 Jahre alt und komme aus Hamburg. Mein Verein ist der TTK Sachsenwald, davor Marienthaler THC. Ich bin seit ca. 5 Jahren in der Schiedsrichter-Kommission für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, außerdem Schiedsrichter-Ausbilder. Frage: Wie läuft die endgültige Nominierung der bei den Endrunden eingesetzten Schiedsrichtern eigentlich ab? Antwort: Sie wird vom Ansetzer Willibald Schmidt in Absprache mit Schiedsrichter-Obmann Rudolf Ordon und dem Beobachtungschef Heinz-Wilhelm Bungart beschlossen. Entscheidend ist die im Laufe der Saison gezeigte Leistung und die erzielten Beurteilungs-Noten aus den beobachteten Spielen. Die in Frage kommenden Schiedsrichter werden dann noch einmal in den Play-Offs eingesetzt und danach für die Endrunde nominiert. Frage: Wie groß ist denn insgesamt der Kreis potentieller Kandidaten für einen Einsatz, woher kennen Sie die Schiedsrichter und ihre bisherigen Leistungen im einzelnen? Welche Kriterien werden bei den Entscheidungen angelegt? Antwort: Der DHB hat zurzeit etwa sechs bis acht Top-Schiedsrichter. Sie liegen hinsichtlich Regelanwendung hunderprozentig auf der Linie, wie sie von der FIH und der Schiedsrichterkommision im DHB vorgegeben ist. Sie sind außerdem in der Lage, ihre Leistung konstant auf höchstem Niveau abzurufen. Die Auswahlkriterien sind wie gesagt die Beobachtungen und dann natürlich die Vereinszugehörigkeit. Zwei unserer absoluten Spitzen-Schiedsrichter beispielsweise, Jan-Jochen Rommel und Markus Meyer, sind Mitglied beim UHC und HTHC und werden so lange keine Endrunde pfeifen können, wie die Überlegenheit des Hamburger Hockeys anhält. Frage: Sind Einsätze bei nationalen Entscheidungen Voraussetzungen für einen Sprung auf die internationalen Hockeyfelder? Antwort: Nicht direkt. Aber wer national in der Bundesliga nicht die nötige Leistung erbringt, kann sich international nicht behaupten. Das Beispiel Jan-Jochen Rommel zeigt, dass die Endrundenteilnahme keine Voraussetzung ist: Jan-Jo steht kurz vor dem Sprung auf die Olympische Liste, der höchsten internationalen Lizenz, ohne Endrunden-Erfahrung aufweisen zu können. Auf dieser Ebene werden internationale Schiedsrichter direkt von der FIH und EHF, und nicht vom nationalen Verband, für Länder- und Europapokalspiele nominiert. Frage: Für die hockeyspielenden Teilnehmer wird sich sicherlich ein gewisser Stolz darauf einstellen, an der Endrunde beteiligt zu sein. Immerhin ist es ein Turnier der besten Mannschaften des Jahres. Ist das bei den Schiedsrichtern wohl auch so, fassen sie die Nominierung als eine Auszeichnung auf? Antwort: Ganz gewiß. Aber nicht nur als Auszeichnung, sondern als bedeutende sportliche Herausforderung. Das olympische "Dabei-sein-Ist-alles" aus Turnvater Jahns Zeiten gilt im modernen Sport doch längst nicht mehr. Kein Schiedsrichter wäre zufrieden, an einer Endrunde nur teilzunehmen und dann seine Leistung nicht zu bringen. Das gilt für Neulinge ebenso wie für Schiedsrichter, die schon mehrere Endrunden hinter sich haben. Vielen Dank für das Interview! | |
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