Nr. 110 - 19. August 2005
Mit Zusatzangeboten kostenlos für den Verein werben
Erhöhen Sie mit Zusatzangeboten den Bekanntheitsgrad Ihres Vereines. Der Sommer ist zwar offiziell noch nicht vorbei, aber Sie sollten jetzt schon an den Winter denken. Wie wäre es mit einem Skigymnastikkurs Ihres Vereines oder mit Seniorengymnastik? Mit relativ wenig Aufwand erreichen Sie einen hohen Aufmerksamkeitsgrad der sich bezahlt macht. Bieten Sie den Kurs offen für alle an. Nutzen Sie zur Bekanntmachung dafür die lokale Presse und die kostenlosen Anzeigenblätter. Wenn Sie zusätzlich auch noch einen kleinen Kursbeitrag verlangen, dann springt auch noch eine Zusatzeinnahme für die Vereinskasse heraus. Erkundigen Sie sich auch bei den Krankenkassen ob sie solche Kurse finanziell fördern. Weitergehende Informationen finden Sie dazu auch unter www.sportprogesundheit.de
Fahrtkosten als Spende für den Verein
Ein Vereinsmitglied möchte Fahrtkosten abrechnen und dem Verein spenden. Darf ich als Kassenwart dafür eine Spendenquittung ausstellen, obwohl wir bisher nie Fahrtkosten abgerechnet haben?
Eine Zuwendungsbestätigung für die Fahrtkosten dürfen Sie nur ausstellen, wenn das Vereinsmitglied ein Recht auf die Zahlung der Fahrtkosten erworben hat. Das heißt: wenn es wirklich zu einer Auszahlung der Kosten kommen würde. Denn nur einen tatsächlich zustande gekommenen Zahlungsanspruch kann das Mitglied dem Verein spenden. In Ihrem Verein wurden bisher keine Fahrtkosten abgerechnet und eine solche Vereinbarung ist weder vertraglich noch in Satzung oder Vereinsverordnungen geregelt. Also hat das Mitglied de facto auch keinen Anspruch auf Fahrtkostenerstattung erworben. Eine Spendenquittung können Sie folglich nicht ausstellen. Für die Zukunft sollten Sie dies vertraglich oder per Satzung regeln. Nachwirkend ist das leider nicht mehr möglich.
Aktion: Rauchfreier Sportverein
"Rauchfreier Sportverein" heißt die neue Aktion des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz und dem Bayerischen Landes-Sportverband, die sich dem Nichtraucherschutz widmet. Sportvereine, als wesentliche Multiplikatoren, werden durch konkrete Maßnahmen vor allem Kinder und Jugendliche für das Thema Nichtrauchen sensibilisieren und so ein gutes Beispiel für die Gesundheit sein. Hauptanliegen ist es, den jungen Menschen eine rauchfreie Trainings- und Wettkampfumgebung zu ermöglichen, denn Nichtrauchen fördert die Gesundheit und bringt auch einen deutlichen Fitnessvorteil. Wer nicht raucht, ist ausdauernder und leistungsfähiger - das gilt im Spitzensport ebenso wie für den Breitensport
An der Aktion teilnehmen können alle Sportvereine, die Mitglied im BLSV sind. Sie verpflichten sich, auf Tabakwerbung und Tabaksponsoring bei Sportveranstaltungen und Wettkämpfen zu verzichten, Vereinsveranstaltungen, insbesondere bei Beteiligung junger Menschen, rauchfrei zu gestalten und überdies im Umfeld des Sports und im Vereinsleben bewusst vermitteln, dass Sport und "rauchfrei" zusammen gehören.
Nähere Informationen finden Sie unter: http://www.blsv.de/blsv/
Spenden: So finden Sie den richtigen Sponsoringpartner
Sie suchen Sponsoren für Ihre Organisation oder Ihren Verein? Sie wissen aber nicht, welches Unternehmen zu Ihnen und Ihren Projekten passt? Die nachfolgenden Fragen helfen Ihnen bei der Auswahl des passenden Unternehmens. So können Sie sich viel Zeit bei der Suche potenzieller Sponsoren ersparen und direkt die richtigen Unternehmen ansprechen. Viel Glück bei der "Sponsorenjagd".
• Welchen Nutzen hat das Unternehmen, wenn es mein Projekt/meine Veranstaltung sponsert?
• Hat das Unternehmen einen (lokalen) Bezug zum Sponsoring-Projekt oder zu meiner Veranstaltung?
• Spricht das Unternehmen die gleiche Zielgruppe wie mein Projekt/meine Veranstaltung an?
• Hat das Unternehmen schon Projekte/Veranstaltungen gleicher Art gesponsert?
• Ist das Unternehmen traditionell im z.B. sozialen oder Umweltbereich engagiert?
Quelle: VNR täglich
Verhalten von Trainern und Eltern
Zu welchem Typ neigen Sie?
Robert Freis, Diplomsportlehrer, Inhaber der DFB A-Lizenz und freier Sportjournalist, untersuchte im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Sporthochschule Köln die Verhaltensweisen von Trainern und Eltern der E- und F- Junioren im Bereich Fußball. Aus seinen Erkenntnissen formuliert er Tipps für Trainer und Eltern, die sich auch auf Hockey übertragen lassen.
Die aktuelle Studie ist jetzt zu beziehen unter:
Rudolf-Diesel-Str. 5b
85435 Erding
Die Studie ist unter der Adresse für 5 Euro zu beziehen (bitte einen adressierten und frankierten Rückumschlag beifügen, 1,44 Euro DIN A4)
Aktuelle Situation im Sportunterricht
Stellungnahme des Bundeselternrates zur Anhörung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages
Seit Jahren befindet sich der Bundeselternrat mit dem Deutschen Sportbund und mit dem Verband der Sportlehrer im Kontakt. Immer waren dabei die beklagenswerten Zustände beim Schulsport Gesprächsgegenstand. Insofern begrüßt der Bundeselternrat ausdrücklich die Initiative des Sportausschusses des Bundestages, sich mit dem Thema "Schulsport" zu beschäftigen. Allerdings halten wir es für bedenklich, dass die Kultusministerkonferenz an dieser Anhörung nicht teilnimmt, ist sie doch wesentlicher Ansprechpartner in Sachen Schulsport.
Der Bundeselternrat möchte insofern deutlich machen, dass ihm nicht an einer Polarisierung in Sachen Schulsport gelegen ist, sondern an einem konstruktiven Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte zur Verbesserung der Situation an den Schulen.
In den letzten Jahren haben sich die unterrichtlichen Voraussetzungen an den Schulen verschlechtert. Regelmäßiger Sportunterricht ist nicht mehr in allen Schulformen gesichert. In einigen Bundesländern wurden die Stundentafeln im Bereich Sport zudem gekürzt. (z. B. Bayern)
Dies hat weniger mit Überzeugung zu tun als vielmehr mit der Untertunnelung des noch immer anstehenden Schülerbergs, durch den sich die Kultusminister der Länder zu Einsparmaßnahmen im Schulbereich gezwungen sehen. Einsparungen werden in der Regel dort vorgenommen, wo der vermeintlich geringste Protest zu befürchten ist. Aufgrund einer Prioritätenverschiebung, die nicht zuletzt durch die internationalen Schulvergleichtests mit dem schlechten Abschneiden Deutschlands stattgefunden hat, wird derzeit die Forderung nach mehr und besser unterrichteten Kernfächern laut. (TIMSS)
Der Bundeselternrat hat diese einseitige Entwicklung stets abgelehnt. Schule muss mehr sein als die Vermittlung von Mathematik, Deutsch, Fremdsprachen und Naturwissenschaften. Gerade der Sportunterricht kann eine wesentliche integrierende und präventive Funktion in der Schule haben. Sport richtig unterrichtet und gelebt ist wichtiger Bestandteil des Erziehungsprozesses in einer Schule und dient der menschlichen und sozialen Entwicklung jedes Einzelnen und der Gemeinschaft. Sportliche Aktivitäten können zudem zum sozialen Zusammenhalt und zur gegenseitigen Toleranz verschiedener ethnischer und kultureller Minderheiten führen. Dazu gibt es an vielen guten Schulen Beispiele, die aber immer ein ausreichendes Engagement erfordern.
Nach wie vor gestaltet sich die Integration von moslemischen Mädchen ab der Pubertät in den Sportunterricht problematisch. Viele Lehrer und Lehrerinnen stehen hier vor schwierigen Fragen der Akzeptanz und Toleranz gegenüber unseren ausländischen Mitbürgerinnen. Ihre Integration in den Sport hat zudem Auswirkungen auf alle anderen Schüler und Schülerinnen.
Sport - und Bewegungserziehung in der Schule dienen zudem dem Aggressionsabbau und damit der Vorbeugung von Gewalt in der Schule. Schulsport bietet einen hervorragenden sozialen Ausgleich, da gerade Kinder aus sozial schwachen Familien, die in der Regel an den freizeitlichen Nachmittagsangeboten nicht so stark partizipieren, eine wichtige kompensatorische Gesundheitsvorsorge erhalten.
Die Diskussion um den Sport in der Schule darf zudem nicht ausschließlich unter dem Vorzeichen diskutiert werden, wie viele Sportstunden in den Stundentafeln ausgewiesen sind und ob diese erteilt werden. Sportunterricht in der Schule erfordert genauso die Entwicklung und Sicherung von Qualitätsstandards wie alle anderen Fächer. Dazu muss sich der Sportunterricht ändern. Er muss auf die Lebensverhältnisse und Kultur der Kinder reagieren.
Wichtig ist, dass Schüler und Schülerinnen den Sport in der Schule als Gewinn für sich selbst betrachten, gerne hingehen und mitmachen. Frustrierende Sportstunden prägen Schüler und Schülerinnen zudem fürs ganze Leben und wirken in keiner Weise präventiv.
Sport in der Schule bedeutet auch Bewegungserziehung. Sie muss zur übergreifenden schulischen Aufgabe werden. Zur Ausgleichsbewegung müssen Schüler und Schülerinnen in der Schule tägliche Angebote vorfinden. Bewegte Pausen, Angebote am Nachmittag, aber auch Entspannungs - und Konzentrationsübungen während des "normalen Unterrichts". Gute Schulen haben sich auch hier bereits auf den Weg gemacht, holen sich Hilfe von außen, greifen auf Angebote der Jugendhilfe oder der Vereine oder von Therapeuten zurück. "Dritte kommen in die Schulen."
Aus der Sicht des Bundeselternrat muss die Diskussion um den Schulsport deutlich mehr den Blickwinkel der gesundheitlichen Prävention mit aufnehmen. Sport an der Schule nimmt dabei eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe wahr, die nicht den Einsparungszwängen zum Opfer fallen darf.
Eine frühzeitig einsetzende Erziehung zur Bewegung wirkt präventiv gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und beugt Krankheiten im Halte- und Bewegungsapparat vor. Vorsichtige amerikanische Schätzungen kommen zu dem Ergebnis, dass die Gesundheitsausgaben um rund 800 Millionen Dollar pro Jahr gesenkt werden könnten, wenn 33% der amerikanischen Bevölkerung regelmäßig Sport treiben würden. Ähnliche Schätzungen dürften auch auf Deutschland zutreffen.
Stellungnahme zu den einzelnen Fragestellungen:
I. Gesundheitszustand der Schüler und Schülerinnen
Nach repräsentativen Untersuchungen kommen rund siebzig Prozent aller Kinder heute mit psycho-somatischen Auffälligkeiten in die Grundschule. Genannt werden:
Haltungsschwächen 60Prozent, Koordinationsschwächen 40 Prozent, Herz-Kreislaufschwächen 25 Prozent, Übergewicht 20 Prozent, psycho-soziale Auffälligkeiten 15 Prozent (Dr. Günther Vogel, Uni Mainz)
Darüber hinaus werden Wahrnehmungsprobleme in allen sinnlichen Bereichen bei Kindern diagnostiziert. Hinzu kommen Probleme sowohl in der Fein- als auch in der Grobmotorik. Etwa ein Viertel aller Schüler und Schülerinnen zeigt zudem Anzeichen von Hyperaktivismus.
Bewegungsmangel
Trotz des gesellschaftlichen Wohlstands, in dem wir heute leben, waren Kinder noch nie so arm an Möglichkeiten, sich ihre Umwelt über alle Sinne zu erschließen, ihrem angeborenen Bewegungsdrang nachzukommen, sich an den Rand der körperlichen Belastbarkeit zu führen und einfach wie Kinder zu toben, zu balancieren, zu laufen und Rad zu fahren. Für Stadtkinder gibt es kaum Räume, zum sich zu bewegen und zu klettern. Kinder ohne Bewegungsraum haben aber nur wenig Chancen, sich und ihren Körper kennenzulernen. Sie sind damit in der Selbsterfahrung deutlich eingeschränkt. Ihnen fehlen wichtige Primärerfahrungen.
Bereits kleine Kinder verbringen viel Zeit mit Sitzen vor dem Fernseher, dem Computer, sie fahren Auto, Bus, Fahrstuhl. Sowohl zu Hause als auch im Kindergarten oder in anderen Erziehungs- und Betreuungseinrichtungen. Diese Lebensweise findet ihre Fortsetzung in der Schule. Unsere gesamte Umwelt erzieht Kinder und Jugendliche zu bewegungsarmen Menschen. Deshalb muss es in einer modernen und präventiven Konzeption von Schule Anlässe und Räume zum Bewegen geben. Schule hat den Auftrag, Kinder und Jugendliche umfassend zu bilden, dazu gehört auch, ihnen altersgemäße Möglichkeiten der Bewegung und des Sports anzubieten.
Urs Ills, ein Schweizer Sportwissenschaftler, beschreibt die Lebenssituation folgendermaßen:
Sitzen als Belastung umschreibt das Problem
Bewegter Unterricht beschreibt eine Lösung
Bewegte Schule umschreibt eine Aufgabe
Bewegtes Sein muss unser Ziel sein
Sport hat zudem positive Auswirkungen auf die gesamte Leistungsfähigkeit auch von Schüler und Schülerinnen. Die Bedeutung von Sport in der Schule wird deutlich, wenn man die positiven Lernergebnisse sieht, die Kinder, die regelmäßig fünf Stunden Sport in der Woche treiben, gegenüber den Kindern haben, die nur 40 Minuten erhalten. Die erste Gruppe zeigt bei Langzeituntersuchungen deutlich bessere Konzentrationsfähigkeiten und Lernfähigkeiten gegenüber der zweiten Gruppe. Dies belegen amerikanische Studien von Shephard und Lavelle aus 1994.
"Unsportliche" Kinder
Die Akzeptanz des Schulsportes hängt deutlich von der Art und Weise ab, wie er unterrichtet wird ab. Viel zu oft werden gerade bewegungsarme Kinder und Jugendliche durch den Sportunterricht abgeschreckt. Kinder, die nur mühsam an Bewegung heran geführt werden können, erfahren in einem auf Leistung angelegten Sportunterricht ihre Unzulänglichkeiten, die dann häufig auch über die Note bestätigt werden.
Damit grenzt man diejenigen Kinder und Jugendlichen vom Sportunterricht aus, die ihn am nötigsten hätten. Sportunterricht unter dem Blickwinkel "Höher, Schneller, Weiter" erfüllt die Erfordernisse eines modernen Unterrichtes nicht. Sportunterricht kann und darf nicht auf die Förderung von Leistungssport ausgelegt sein. Allen Kindern muss im Sportunterricht erfahrbar gemacht werden, das Bewegung Freude bedeutet, das Wohlbefinden steigert und die eigene Leistungsfähigkeit erkennen und steigern läßt.
Die Anzahl der Atteste, die zum Sportunterricht vorgelegt werden, hängt nicht zuletzt von der Qualität des Unterrichtes ab. Insofern lassen sich Atteste als Indikator für die Qualität des Sportunterrichtes anwenden.
Tatsächlich ist eine steigende Tendenz bei den Eltern zu beobachten, Kinder und Jugend-liche aus oftmals fadenscheinigen Gründen vom Sport zu befreien. Hier existiert ein falsches Verständnis von Leistungsfähigkeit und der Fürsorge für den eigenen Nachwuchs, dem man keine besondere Anstrengung zumuten möchte. Leider wird dieses Verhalten teilweise von Medizinern durch Atteste unterstützt. In solchen Fällen wäre durch gut ausgebildete und qualifizierte Sportlehrer eine Beratung der Eltern angebracht und notwendig.
II. Sport im Fächerkanon
Anzahl der Stunden
Bewegungsbedürfnisse von Kindern lassen sich nicht in drei Stunden Sport erledigen. Deshalb ist für aufgeschlossene Pädagogen längst klar, dass Schulen neben den Sportstunden altersgemäße Bewegungsmöglichkeiten über den Vormittag hin verteilt anbieten müssen. Stichwort: Bewegte Schule. Hier gibt es gute Beispiele. Insbesondere die Hauptschulen haben es für ihr Klientel in der Zwischenzeit verstanden, dass Lernfähigkeit und Belastbarkeit von Schülern und Schülerinnen durch entsprechende Angebote aktiviert werden können. Andere Schulformen könnten hiervon lernen.
Die bewegte Schule darf nicht, was mache irrtümlich meinen, beim Eintritt in die Sekundarstufe I beendet werden. Bewegung ist nicht nur ein Merkmal der Grundschule. Der Schulalltag muss auch in der Sek. I und II den Schülern und Schülerinnen Möglichkeiten schaffen, neben dem stundenlangen Sitzen - auf oftmals ergonomisch katastrophalen Stühlen - täglich bewegungsintensive Phasen einzubauen.
Die rein nummerische Ausweisung der Sportstunden in den Stundentafeln alleine hilft uns nicht weiter. Entscheidend ist die Qualität auch des Sportunterrichts. Sport ist ein Teil der aktiven Gestaltung eines gesunden Schullebens. Dazu gehört auch der fächerübergreifende Unterricht z.B. Sport mit Biologieunterricht, Chemieunterricht, Politikunterricht, aber auch Erkundungsgänge, die zu körperlicher Belastung führen, Wanderungen usw.
Die Diskussion um die dritte oder vierte Sportstunde könnte neue Dimensionen gewinnen, wenn der Gedanke der aktiven Schule stärker Raum greifen würde. Derzeit sind wir aber von solchen Umsetzungen noch Lichtjahre entfernt und müssen vehement um die dritte Sportstunde für alle Kinder und Jugendlichen kämpfen. Dabei verlieren wir in der Diskussion dann manchmal aus den Augen, dass der sport-unterrichtliche Ansatz sich gründlich ändern muss.
Nutzung der Sportstätten
Es ist nicht einzusehen, warum bundesdeutsche Schüler und Schülerinnen die Sporthallen immer nur unter strenger Aufsicht aufsuchen können, diese in den Pausen und nach dem Unterricht nicht mehr zugänglich sind, auf Schulhöfen Laufen und Spielen untersagt ist. Warum können Sporthallen und Sportstätten nicht auch für Spiel und Bewegung während der Pausen und nach dem Unterricht geöffnet sein, wie dies z. B. in Amerika und Kanada möglich ist. Warum können Schüler und Schülerinnen nicht selber Verantwortung für die Nutzung der Sportstätten in den Pausen und nach dem Unterricht übernehmen?
Sport erscheint in Deutschland weniger der Bewegung und der gesund Erhaltung zu dienen als der Umsetzung von rein akademischen Übungen, die sich Sportwissenschaftler ausgedacht haben. Zum Glück lassen neue Rahmenrichtlinien eine veränderte Auffassung vom Sportunterricht erkennen. Nun müssen Lehrer und Lehrerinnen diese Veränderungen allerdings noch in den Schulalltag mit einbringen und umsetzen.
Ausfall von Sportstunden
Der Ausfall von Sportstunden ist nach wie vor relativ hoch. In einigen Schulen wird die dritte Stunde gar nicht erteilt. Dies hat unterschiedliche Ursachen.
• Sport wird generell nur in Doppelstunden erteilt
• Sportstätten, die soweit entfernt liegen, dass eine dritte Stunde aus zeit-ökonomischen Gründen gar nicht in Erwägung gezogen wird
• Fehlende Raumkapazitäten
• Nicht nutzbare Sportstätten, kontaminierte Sportplätze, beschädigte Hallenböden, demolierte Umkleidekabinen usw.
• Unzureichende Lehrerversorgung
• Eltern, die sich vor die Wahl gestellt, Deutsch, Mathematik oder Sport erteilt zu bekommen, gegen Sport aussprechen.
• Schüler und Schülerinnen, die aufgrund schlechter Erfahrungen mit dem Sportunterricht im Zweifel gegen Sport votieren.
• Mangelnde Möglichkeiten, sich nach dem Sportunterricht zu duschen
• Sportlehrer, die aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes keinen Sport mehr erteilen wollen oder können
Insbesondere in der Grundschule, den Realschulen und in den Berufsschulen fehlen ausgebildete Sportlehrer und Lehrerinnen. Bei der Berufsschule wird zudem mehr und mehr diskutiert, den Sport ganz ausfallen zu lassen oder ihn aus den Stundentafeln zu streichen. Die Schüler und Schülerinnen unterstreichen diese Forderung, weil sie die Sinnhaftigkeit des dort erteilten Unterrichtes nicht nachvollziehen können.
Auch hier muss bei den Lehrern und Lehrerinnen, aber auch bei den übrigen Beteiligten, ein Paradigmenwechsel stattfinden. Sport in der Berufsschule kann hilfreiche, praktische Unter-stützung zur Anleitung von Entspannungsübungen und Rückenschulung geben.
Alle Überlegungen, zum Zwecke der Schulzeitverkürzung den Sportunterricht in der Sekundarstufe II zu reduzieren oder wegfallen zu lassen - wie in Hessen derzeit angedacht wird, lehnt der Bundeselternrat ab. Derartige Bestrebungen sind mit den beschriebenen positiven Auswirkungen des Schulsports auf die Leistungsfähigkeit von Schüler und Schülerinnen aller Altersstufen nicht vereinbar.
III. Status der Sportlehrer
Arbeitsbelastung
Die Arbeitszeituntersuchung bei den Lehrern in Nordrhein-Westfalen hat an den Tag gebracht, was wir eigentlich schon alle wussten. Sportlehrer und Lehrerinnen arbeiten weniger als Deutsch- und Englischlehrer/innen. Dies wird, wenn die Sportlehrer/innen sich nicht schnellstens um ein neues Image und um andere wirklich wahrgenommene Aufgabenfelder bemühen, dazu führen, dass Sportlehrer und Lehrerinnen mehr Unterricht erteilen müssen. Dies wäre in der Konsequenz jedoch kontraproduktiv. Sie müssten eigentlich andere wichtige Aufgaben in der Schule übernehmen. Durchführung von fächerübergreifenden Einheiten, Beratung von Schülern und Lehrer/innen, Erarbeiten und Durchführung von Konzepten der bewegten und gesunden Schule.
Viele Sportlehrer stellen fest, dass sie mit ihrem Fach in den Schulen nicht "ernst genommen" werden. Sport platziert in der Rangordnung einer akademisch ausgerichteten Gesellschaft und Schule weit hinten. Dies könnte sich ändern, wenn ein neues Bewußtsein zur Rolle der Sportlehrer in der Schule von diesen selber gestaltet und umgesetzt würde.
Derzeit müssen wir ein hohes Durchschnittsalter von annähernd 50 Jahren auch bei den Sportlehrer/innen feststellen. Die Einstellungswellen lagen in den Siebziger Jahren. Bei fortschreitendem Alter können oder wollen manche dieser Kollegen keinen Sportunterricht mehr erteilen. Sie bitten darum, nur ihr zweites Fach unterrichten zu müssen. Auch hier werden entsprechende Atteste vorgelegt. Das führt de facto zu weiteren Ausfall des Sportunterrichts an der einzelnen Schule, da die Schulen keine zusätzlichen Lehrer zugewiesen bekommen.
Fortbildung und Ausbildung
Hinzu kommt, dass sich die im Dienst befindlichen Lehrer und Lehrerinnen zu einem großen Teil dringend nachqualifizieren müssten. Rettungsfähigkeit muß regelmäßig nachgewiesen werden. Leider fehlt aber die verpflichtende sonstige Fortbildung. Gerade zur Einführung neuer Ansätze muss Fortbildung regelmäßig wahrgenommen werden. Da dies nicht der Fall ist, ist der Unterricht oftmals entsprechend schlecht.
Zukünftige Lehrer und Lehrerinnen sollten zudem bereits in der ersten Ausbildungsphase Praktika in der Schule und im Verein absolvieren. Nach Vorstellung des Bundeselternrats sollte der universitären Ausbildung mindestens ein halbes Jahr praktische Erfahrung vorgeschaltet sein. Zukünftige Sportlehrer müssen in der Ausbildung Konzentrationstraining, Rückenschulung, Entspannungsübungen lernen sowie Kenntnisse in der Motivations-psychologie, Lernpsychologie, Medizin erwerben.
In den letzten Jahren sind jedoch Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen abgebaut worden, so dass zu befürchten ist, dass den Pensionierungswellen, die in absehbarer Zeit einsetzen werden, nicht mit entsprechenden Neueinstellungen begegnet werden kann. Viele bisher ausgebildete Lehrer und Lehrerinnen haben zudem in der Zwischenzeit eine andere Anstellung gefunden oder stehen aus anderen Gründen nicht mehr für die Schule zur Verfügung.
Verändertes Selbstverständnis
Sport in der Schule benötigt ein verändertes Selbstverständnis von Sportlehrern. Diese müssen im Schulbetrieb auch als Gesundheitsberater, Coach für andere Lehrer und Lehrerinnen, als Berater für die bewegte und gesunde Schule, als Mitgestalter von Fächer übergreifendem Unterricht und als qualifizierte Ansprechpartner für Eltern, Schüler und Schülerinnen in Fragen der Gesundheitserziehung zur Verfügung stehen. Sie müssen auch in der Lage sein, bestimmte diagnostischer Fähigkeiten ausüben und diese in die Beratung von Schüler und Eltern mit einzubringen. Das bedeutet einen erheblichen Rollenwechsel.
Sportlehrer und Lehrerinnen dürfen keine Randfiguren in der Schule sein, sondern müssen und sollen den Schulalltag nach den Grundsätzen einer gesunden Schule aktiv mit gestalten. Dazu gehört auch, dass sie die Chancen nutzen, auch auf Elternabenden präsent zu sein.
IV. Bedeutung des Schulsports im Rahmen der Talentfindung und Nachwuchsförderung
Aufgabe und Ziele des Sportunterrichts
Im Rahmen eines veränderten Sportunterrichtes in der Schule müssen alle Schüler und Schülerinnen ein grundlegendes Wissen über gesunde und sichere Lebensführung vermittelt bekommen. Ein guter Sportunterricht ist zudem kindgerecht. Er entspricht dem Bewegungsdrang von Kindern und Jugendlichen und wirkt nicht über Zensuren. Er zeigt jedem Kinde, dass es etwas leisten kann. Die geforderten Aktivitäten sollten deshalb der Geschwindigkeit und der Leistungsfähigkeit des Schülers angepaßt sein. Sportunterricht schafft ein Lernklima, in dem positive Erfahrungen von allen Schüler/innen gemacht werden können. Gleichberechtigung, Friedenserziehung, interkulturelle Fähigkeiten können zudem durch den Sport in hervorragender Weise vermittelt werden.
Aus Sicht der überwiegenden Mehrzahl der Eltern ist es keine vorrangige Aufgabe des normalen Sportunterrichts, Talentfindung oder gar Förderung des Leistungssports zu praktizieren. Talente, die im Sportunterricht auffallen, können in Kooperation von Schule und Verein oder andern Stellen gefördert werden. Sport-Arbeitsgemeinschaften bieten die Möglichkeit zur Förderung leistungsstärkerer Schüler, aber auch hier kann Leistungssport keine Aufgabe der allgemeinen Schule sein.
Schulen mit sportlichem Schwerpunkt
Aus der Sicht des Bundeselternrates ist es durchaus sinnvoll, Schulen mit sportlichem Schwerpunkt anzubieten. Allerdings dürfen diese Schulen keine Kaderschmieden sein. Sie müssen sich zum Umfeld öffnen und damit ein größtmögliches Maß an Normalität für alle Kinder garantieren. Kinder und Jugendliche, die aus der Begabtenförderung herausfallen, müssen zudem die Möglichkeit erhalten, diese Schulen auf Wunsch weiterhin besuchen und in den angegliederten Internaten verbleiben zu können.
Kinder und Jugendliche, die der Talentförderung unterliegen, haben immer wieder lange Unterbrechungszeiten durch Wettkampfreisen und Trainingslager, die durch adäquate Hilfen und individuelle Förderung ausgeglichen werden müssen.
Besser als Schulen mit sportlichem Schwerpunkt scheinen zudem Konzepte zu sein, Kinder und Jugendliche solange wie möglich "normale" Schulen besuchen zu lassen, die dann auf bestimmte Trainingsnotwendigkeiten Rücksicht nehmen und individuelle Hilfen anbieten. "Partnerschulen im Leistungssport". Da diese Schulen aus Sicht des Bundeselternrats eine deutlich integrative Aufgabe erfüllen, fordert der Bundeselternrat Schulen mit entsprechenden Angeboten zu fördern und Kooperationsmodelle auszubauen.
Kooperationsmodelle Schule und Verein
Kooperation von Schulen mit Sportvereinen darf nur außerhalb des regulären Unterrichts stattfinden. Sie darf nicht den Sportunterricht ersetzen. Außerdem dürfen Übungsleiter nicht als Sportlehrer eingesetzt werden. Negative Beispiele hierfür liegen vor. Außerunterrichtliche Angebote können eine sinnvolle Brückenfunktion zwischen Schule und Vereinssport einnehmen. Wünschenswert sind solche Angebote, die Kinder und Jugendliche in der Kooperation mit der Schule nutzen können wie z.B. Angebote in Hockey, Tennis, Fechten, Einradfahren usw.
Insbesondere im Hinblick auf die Notwendigkeit ganztägiger Angebote in den Schulen ist eine Kooperation von Schule und Verein in diesem Sinne sehr wünschenswert.
Quelle: Bundeselternbeirat
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