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8. Dezember 2002

Spielsysteme: Wertungen in geteilten Runden

Wenn ein Punkt nicht immer ein Punkt ist ...

Für die lange Feldsaison 2003/2004 ist vielfach eine geteilte Extrarunde im Gespräch: nach Beendigung einer normalen Doppelrunde im Oktober 2003 wird die Gruppe für den verbleibenden Saisonteil 2004 in eine obere und eine untere Hälfte geteilt. Oben geht es um den Aufstieg, unten um den Abstieg.

Für die geteilte Runde stellt sich nun die Frage, ob - und wenn ja - wie Punkte und Tore mitgenommen werden.

Zwei Möglichkeiten bieten sich an:

  • Es werden keine Punkte und Tore übernommen, in der oberen und in der unteren Gruppe beginnen alle Teams wieder mit 0 Punkten und 0:0 Toren.
  • Es werden alle Punkte und Tore übernommen, d.h. die Tabelle wird - wie die ursprüngliche Gruppe - in eine obere und eine untere Hälfte geteilt und dann wird einfach weiter gezählt.

Beide Regelungen sind einfach und transparent:

 
 Über den Autor:
Dr. Jürgen-Michael Glubrecht
Jahrgang 1946, Mathematiker
ist Mitglied des VVI- und DHB-Webteams und dort u.a. für die technische Seite des hoc@key Ergebnisdienstes zuständig.

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Im ersten Fall (keine Punkte) wird der Endrunden-Charakter der geteilten Gruppen stärker betont. Ähnlich wie in einem Halbfinale ist es egal, wie ein Team in die Gruppe gekommen ist, ob als 1., 2. oder ... es wird nun völlig neu gewertet.

Im zweiten Fall (alle Punkte) kommt der Fortsetzungs-Charakter der geteilten Gruppen stärker zur Geltung. Es geht um eine komplette Saison und da zählt jedes Spiel gleich.

 Beispiel: Tabelle 1
1.Team 114 Punktex:x Tore
2.Team 214 Punktex:x Tore
3.Team 314 Punktex:x Tore
4. Team 49 Punktex:x Tore
5.Team 57 Punktex:x Tore
6.Team 67 Punktex:x Tore
7.Team 77 Punktex:x Tore
8.Team 87 Punktex:x Tore
 

Nun gibt es noch einen dritten Fall:

  • Es werden nur die Punkte und Tore der Spiele untereinander mitgenommen.

Nach meiner Meinung ist diese Regelung nicht so sehr "bayerisch" (wie Dieter Schuermann in seiner jüngsten » OHV Mitteilung behauptet), sondern schlichtweg schlecht - und m.E. sogar unsportlich! Ich möchte dieses im Folgenden näher begründen (vgl. Beispiel-Tabelle).

Zum einen ist diese Regelung komplizierter als die beiden anderen, weil sich die beiden neuen Tabellen nicht einfach aus der 1. Tabelle (vgl. Beispiel) ergeben. Vielmehr muss man alle Ergebnisse kennen, um die Ausgangs-Tabellen für die obere und die untere Gruppe zu erstellen. Glücklicherweise macht das der hoc@key Ergebnisdienst automatisch und in unserem Beispiel ist folgendes dabei heraus gekommen:

 Beispiel: Tabelle oben
1. Team 49 Punktex:x Tore
2.Team 12 Punktex:x Tore
3.Team 22 Punktex:x Tore
4.Team 32 Punktex:x Tore
 
 Beispiel: Tabelle unten
5.Team 54 Punktex:x Tore
6.Team 64 Punktex:x Tore
7.Team 74 Punktex:x Tore
8.Team 84 Punktex:x Tore

Wie kommt das zustande? Ganz einfach: Team 4 hat in der (einfachen) Hinrunde die "richtigen" Spiele gewonnen, eben die Spiele gegen die (späteren) Gruppenplätze 1 - 3. Und nachdem diese 9 Punkte für die Qualifikation zur oberen Gruppe reichten, sind die 4 verlorenen Spiele buchstäblich ohne Bedeutung.

So sind nun auch die Siege der 3 Gruppenersten nichts mehr wert, denn sie behalten nur die Punkte untereinander und diese sind im Beispiel unentschieden ausgegangen. Die Teams 5 - 7 des Beispiels haben (nur der Vollständigkeit halber) untereinander jeweils 1 Sieg, 1 Niederlage und 1 Unentschieden erzielt.

Dem Team 4 reicht nun 1 weiterer Sieg (bei einer einfachen Rückrunde), um aus eigener Kraft Meister zu werden. Und falls sich die Teams 1 - 3 wieder gegenseitig Punkte nehmen ist auch der nicht erforderlich! Wahrlich: lucky loser, Team 4!

Nun könnte man einwenden, das sei ja auch ein extremes Beispiel und so würde es ja in Wirklichkeit niemals kommen. Nur dann frage ich mich: wie brauchbar ist ein Wertungssystem, wenn es - sportlich gesehen - nur "funktioniert", wenn die Spiele halbwegs "normal" ausgehen. Die Antwort ist klar:

Ein Punkt ist ein Punkt - und er sollte nicht (im nachherein!) gewertet werden.

Jürgen-Michael Glubrecht


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