29.04.2014 - In zwei Wochen beginnen in Düsseldorf die ERGO Masters, das Vier-Nationen-Turnier der Herren mit Belgien, England, den Niederlanden und Deutschland (15. bis 18. Mai). Bundestrainer Markus Weise hat zurzeit – vier Wochen vor der Weltmeisterschaft – noch mehr Baustellen als ihm lieb ist, traut seiner Mannschaft aber trotz der nicht optimalen Vorbereitung sehr viel zu. Im Interview gibt er einen Einblick in den Stand der Vorbereitungen und seine Einschätzung der Situation.
Herr Weise, Sie haben mit Max Müller, Oliver Korn, Moritz Fürste und Christopher Zeller noch vier Doppel-Olympiasieger bei denen es Richtung WM Fragezeichen gibt...
Weise: „Das ist richtig! Fangen wir mal mit der einfachsten Personalie an. Das ist Kapitän Max Müller. Der hat in der Reha nach seiner Achillessehnen-Operation eine sehr starke Entwicklung genommen. Es ist fast ideal gelaufen. Es gab immer den Austausch mit Arzt und Physio – Max hat selbst entschieden, wie er bei den Lehrgängen mitmacht. Letztlich war er auch schon bei seinem Bundesligateam in Nürnberg ein extrem stabilisierender Faktor für den erfolgreichen Klassenerhalt. Er braucht jetzt noch Pausen und dann wieder Spielpraxis auf hohem Niveau – und dafür sind die ERGO Masters in Düsseldorf extrem wertvoll!“
Christopher Zeller war ja nicht verletzt, aber musste aus Studiengründen aussetzen...
Weise: „Er steckt gerade voll im Jura-Examen. Da ist es schwer einzuschätzen, ob er noch die Kurve bekommt. Ich hoffe, dass er es schafft, nach der Deutschen Endrunde zum Stützpunkt zu kommen. Christopher könnte uns auch mit nicht ganz idealer Vorbereitung immer helfen. Auch für ihn wären die ERGO Masters die ideale Bühne, um sich noch für die WM zu qualifizieren.“
Gehen wir in der Liste weiter zu Oliver Korn...
Weise: „Olli ist extrem ehrgeizig, aber durch den verschleppten Blinddarm-Durchbruch und die Komplikationen hat er unglaublich an Substanz verloren. Acht Kilogramm sind eine Menge! Auf Vereinsebene jetzt zu einer DM wieder einzusteigen, ist das eine, aber ich werde bei ihm ganz genau hinschauen, weil mir da die Gesundheit des Sportlers ganz klar vor geht! Normal ist er ein gesetzter Spieler und für uns extrem wertvoll, das steht außer Frage!“
Gilt das Gleiche für Moritz Fürste nach seinem hinteren Kreuzbandriss?
Weise: „Ja und nein. Es ist bei Mo „nur“ eine Frage der Muskulatur – bei Oli Korn geht es um seine Gesamtkonstitution und Gesundheit. Ich habe diese Woche noch einen Termin mit Mo und dem ihn betreuenden Team am OSP in Hamburg. Er ist auf einem guten Weg, aber der verläuft halt auf einer Grenze. Es war von Beginn an klar, dass es eng wird. Und bei ihm kann der Verlauf nur so sein, dass er direkt zur WM wieder auf hohem Niveau einsteigt – und dann halt völlig ohne Wettkampfpraxis. Auch hier muss man schauen, ob es Sinn macht oder zu riskant ist! Sicher wäre ein Ausfall von Oliver und Moritz ein ganz herber Schlag für uns. Aber wenn wir beide nicht zur Verfügung haben, müssen wir auch damit klar kommen!“
Es sind jetzt noch 30 Mann im Kader. Wann nominieren Sie denn das WM-Team?
Weise: „Das werde ich endgültig erst am Sonntagabend in Düsseldorf bei den ERGO Masters tun! Beim Stützpunkt nach der DM sind wir noch einmal mit allen Mann am Start. Dann reduziere ich das Team für den Lehrgang in Köln und später Düsseldorf auf circa 22 Spieler und werde zu den ERGO Masters dann 18 Mann nominieren. Das wird aber noch nicht das endgültige WM-Team sein, weil ja zum Beispiel Mo Fürste da noch nicht einsteigen könnte.“
Ist der frühe WM-Termin in Den Haag für Ihr Team ein Nachteil im Vergleich zum Beispiel zu den holländischen Gastgebern?
Weise: „Natürlich! Die haben schon eine ganz anders gestrickte Saison, ohne Hallenhockey-Betrieb und trimmen ihre Spielpläne ganz anders. Zudem können sie auch während des Ligabetriebs zweimal pro Woche mit dem Nationalteam trainieren. Die wissen schon, dass sie uns mit dem frühen Termin weh tun, auch wenn es sicherlich wichtige Marketinggründe gibt, warum das Turnier so früh ist. Aber weil wir nun mal mit unserem System da nicht so einsteigen können, müssen wir auch damit zurecht kommen!“
Die Vorbereitung ist mit der vor Olympischen Spielen und bisherigen WMs aber nicht vergleichbar, oder?
Weise: „Auch ohne diese ganze Verletzungsproblematik war das alles andere als optimal! Wir hatten so wenig Länderspiel wie nie – mit sieben im Januar bei der World League, drei in Südafrika und denen in Düsseldorf kommen wir auf 13 Spiele, die kaum ein Spieler alle absolvieren konnte. Dazwischen war durch die Liga auch noch eine sehr lange Pause. Wir haben das Team auf jeden Fall nicht in der Form entwickeln können, wie wir das früher gemacht haben! Dieses Mal ist mehr das Prinzip 'von Null auf Hundert' gefragt!“
Aber die Mischung aus erfahrenen Olympiasiegern, Welt- und Europameistern und nachrückenden Talenten ist doch eigentlich sehr vielversprechend?
Weise: „Das ist eine hoch spannende Gruppe! Da kann viel passieren! Die kann auch total abgehen. Die Frage ist eben, ob Weltklasseleute immer Weltklasse abliefern können – gerade wenn sie nicht die Spielpraxis haben, die sie benötigen? Und können andere dann in die Lücke stoßen?“
In Boom bei der EM, als unter anderem Max Müller, Christopher Zeller und später auch noch Martin Häner fehlten, hat es doch gepasst!
Weise: „Ja, nicht überall und zu hundert Prozent, aber die Mannschaft hat mit einer ganz starken Leistung den Titel geholt. Es gibt aber eben keine Garantie! Es wäre schön, wenn das immer so klappt, aber ich habe das Gefühl, dass es immer ein bisschen schwieriger wird. Zuzutrauen, im positiven Sinne, ist dieser Mannschaft aber definitiv alles!“
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