07.11.2008 - Zu den wenigen deutschen Hockeyvereinen, die zum wiederholten Mal mit dem Grünen Band für vorbildliche Talentförderung im Verein ausgezeichnet wurden, gehört seit kurzem auch der HTC Uhlenhorst Mülheim. Exakt 20 Jahre nach dem ersten Band (1988) bekamen die Ruhrstädter den Preis erneut verliehen.
Bislang schafften nur der Rüsselsheimer RK (1990, 2000 und 2006) und der Berliner HC (1995 und 2004) das Kunststück, mehrmals bei diesem prestigeträchtigen Wettbewerb ganz vorne zu landen, bei dem jährlich meist nur ein einziger Hockeyclub/-abteilung zu den Preisträgern zählt (siehe auch Liste unten). Initiiert und gesponsert von der Dresdner Bank, wurde in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund seit 1987 an 1393 deutsche Sportvereine das Grüne Band vergeben, jeweils verbunden mit einer Förderprämie von 5000 Euro für die Jugendarbeit. Rund sieben Millionen Euro war der Bank diese sportliche Nachwuchsförderung bislang wert.
Für die Preisvergabe misst die Jury die Bewerbungen der Vereine an den Kriterien des Nachwuchs-Leistungssport-Konzeptes 2012 des DOSB. Neben sportlichen Erfolgen zählen unter anderem Kooperationen mit Schulen, die Nutzung von Verbandsmaßnahmen, die systematische Förderung von Talenten oder die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Trainer. Das Thema „Anti-Doping“ wurde in diesem Jahr erstmal als Kriterium mit in den Bewerbungsbogen aufgenommen.
„Ich sehe die Auszeichnung als Resumee unserer erfolgreichen Jugendarbeit, vor allem in den vergangenen zehn bis 15 Jahren“, sagt Wolf Nonn, der die Uhlenhorster Bewerbung im April über den DHB an die zuständige Jury eingesandt hatte. Vor einem Jahr hat er als HTCU-Jugendwart das Erbe von Christian Windfeder angetreten. „Alle drei bis vier Jahre wechselt die Besetzung in solch einem Ehrenamt. Das ist auch gut so, wenn man nicht auf Lebzeiten zu etwas verdonnert ist, außerdem kommt immer mal wieder frisches Blut rein“, sieht Nonn seine Position.
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Er steht am Kopf eines Nachwuchsbetriebes, der seit Jahrzehnten stets zu den besten in Deutschland gehört. Kein anderer Club kann mehr Deutsche Meistertitel bei den Erwachsenen (16) und der Jugend (61) vorweisen. Jahr für Jahr spielen Uhlenhorst-Nachwuchsteams ganz vorne um die begehrten Blauen Wimpel mit und stellen regelmäßig Spieler für die Landes- und Nationalkader ab. Das funktioniert nur, wenn vor Ort Rahmen geschaffen sind und Strukturen stimmen. „Und trotzdem ist es immer wieder neue und harte Arbeit, mit den Mannschaften so weit zu kommen“, glaubt Wolf Nonn nicht an einen Selbstläufer. Dass sich die Erfolge für den 1920 gegründeten Club und seine über 1200 Mitglieder (davon 355 Hockeymitglieder bis 18 Jahre) trotzdem mit schöner Regelmäßigkeit einstellen, ordnet Nonn „hauptsächlich der Trainerarbeit von Arndt Herzbruch“ zu, der im männlichen Bereich mit sehr qualifizierten Helfern immer wieder Topmannschaften aufbaut. Im weiblichen Bereich würden Daniel Kamphaus und Eva Moritz den Neuaufbau vorantreiben, außerdem steht mit Bundesligaspieler Johannes Schmitz als FSJler derzeit eine weitere Fulltime-Kraft zur Verfügung.
Deutscher Meister im Jugend- und Aktivenbereich ist Wolf Nonn als Spieler mehrfach geworden (auch zu acht der neun Mülheimer Europacupsiege trug er bei) und hat damit auch höchstselbst von der Nachwuchsarbeit profitiert. Heute begleitet der 40-Jährige, der 1990 ein Mal im A-Nationalteam auflaufen durfte, den Prozess von der anderen Seite – warnt aber vor zu vielen Vergleichen. „Natürlich versucht man Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu sehen, doch was früher gut war, muss heute nicht mehr unbedingt funktionieren. Dazu ist im Hockey einfach auch die Entwicklung zu weit voran geschritten“, sagt Wolf Nonn, dessen Vater Helmut (Olympiateilnehmer 1956, 1960) schon ein Uhlenhorster Urgestein war und dessen Sohn Henry in den C-Knaben die dritte Generation der Nonns im HTCU bildet.
Dass die Söhne der vielen früheren Meisterspieler eines Tages die Uhlenhorster Herrenmannschaft wieder bis ganz an die Spitze bringen sollen (der letzte Titel liegt immerhin schon elf Jahre zurück), wirkt wie eine Motivationsspritze für die Väter. „Ja, das ist unser Traum. Auch dafür arbeiten wir“, bekennt Wolf Nonn, wohlwissend, dass aufgrund veränderter Rahmenbedingungen der Weg zum Gipfel wahrscheinlich nicht nur aus dem eigenen Nachwuchs gelingen kann. Auch bei Uhlenhorst kennt man mittlerweile das früher quasi unbekannte Phänomen „Abwanderung“. Ebenso dass die legendäre Uhlenhorster Feierkultur bei Spielern nicht mehr ein zwingender Grund ist, Angebote anderer Vereine links liegen zu lassen. Doch Nonn macht es Hoffnung, dass die aktuelle 1. Herrenmannschaft unter dem emsig arbeitenden Jungtrainer Andre Henning weiter aufblüht und in der 1. Bundesliga zu alter Stärke heranwächst.
Anfang September hat der HTC Uhlenhorst das Grüne Band 2008 überreicht bekommen. Marion Rodewald, Olympiasiegerin 2004 und gerade von den Spielen aus Peking zurück, hat den Preis zusammen mit Dresdner Bank-Filialleiter Tim Blumenberg in einer Feierstunde in Düsseldorf überreicht. Für Wolf Nonn und auch Marion Rodewald war das eine besondere Freude. „Ich hab sie ganz früh mal trainiert“, erinnert sich der Apotheker an das talentierte Mädchen, das den Grundstein seiner mit Gold gekrönten Karriere im HTC Uhlenhorst begann, ehe sein weiterer Weg über Raffelberg bis nach Köln führte.
Das Grüne Band
Die Liste der bisherigen Hockey-Preisträger:
1987: HC Rot-Weiß München
1988: HTC Uhlenhorst Mülheim
1989: Berliner SC
1990: Rüsselsheimer RK
1991: TB Erlangen
1992: HTC Schwarz-Weiß Neuss
1993: Braunschweiger THC
1994: SV Böblingen
1995: Berliner HC
1996: HC Schweinfurt
1997: TuS Lichterfelde
1998: HC Heidelberg
1999: TSV Mannheim
2000: Rüsselsheimer RK
2001: ATV Leipzig 1845
2002: 1.Hanauer THC
2003: RTHC Bayer Leverkusen
2004: Berliner HC und Nürnberger HTC
2005: DSV Hannover 78 und UHC Hamburg
2006: Rüsselsheimer RK und Gladbacher HTC
2007: HTC Stuttgarter Kickers und Düsseldorfer HC
2008: HTC Uhlenhorst Mülheim
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