Mittwoch, den 26.03.2003

Malaysia wartet

Heute ein weiterer Ruhetag für uns, während die anderen Mannschaften wieder spielen durften. Paul Lisseks Malayen verspielten ihre letzte Chance (gegen Pakistan 1:3, im anderen Spiel besiegte Neuseeland Korea mit 3:2), noch das Spiel um Platz 3 zu erreichen. Es sei denn, ihnen gelingt morgen ein Sieg gegen uns. Wollen wir nicht hoffen, dass gerade dann der Torknoten platzt. Denn in allen bisherigen Spielen waren sie spielbestimmend, aber trafen das Tor nicht. Die Spiele werden hier übrigens nachts um 0.30 Uhr in voller Länge im Fernsehen gezeigt, nach Pakistan sogar live übertragen. Die Malayen also dominierend, in vielen Fällen allein vor dem gegnerischen Torhüter, aber hier war Endstation, sie schossen ihn an.

Paul Lissek (li.) und sein Nachfolger Bernhard Peters sind höchstens während der Spiele ihrer Teams gegeneinander als Rivalen zu erkennen, ansonsten mit eher freundschaftlichem Verhältnis auch aufgrund der jahrelangen Zusammenarbeit bis Sydney 2000.
Foto: D.Reinhardt - info@direvi.de

Da nimmt es nicht Wunder, dass Paul Lissek in der hiesigen Presse einmal wieder unter Druck gerät (aber keine Sorge, er hat seinen Vertrag mit dem malayischen Verband gerade um zwei Jahre verlängert). Wieder einmal Vorwürfe wegen der mangelnden Fitness seiner wie Profis täglich zweimal mit ihm arbeitenden Spieler. Aber die Presse gibt den Vorwurf zurück. Wer anders als Lissek sei denn für deren konditionellen Zustand verantwortlich.
Paul tut das als üblichen Pressesturm im Wasserglas ab. Ihm geht es persönlich gut, es lässt sich gut leben hier in Malaysia, auch von den technischen und finanziellen Voraussetzungen fehlt es ihm an nichts. Alle Wünsche, natürlich in vertretbarem Rahmen geäußert, werden vom Nationalen Sport-Komitee erfüllt. In Bezug auf Turnierorganisation, Ausrichtung, Ausstattung, Reisen (im Mai kommt er nach Europa, erst Belgien, dann England und vom 14.5.-18.5.03 Worms. Am Wochenende dort ein Vierländerturnier mit Deutschland A und Perspektiv-Team, Malaysia und Ägypten). Um Lehrgänge durchzuführen, sind ohnehin kaum Finanzmittel erforderlich. Alle Nationalspieler wohnen in KL und trainieren morgens von 7 - 9 Uhr und nachmittags von 17 - 19 Uhr unter seiner Leitung. Ab 10 Uhr ist er dann im Verbandsbüro zu treffen, organisiert Maßnahmen, Reisen, Sichtungen.

Der ehemalige Herren-Bundestrainer Paul Lissek betreute auch bei der WM 2002 in Kuala Lumpur das Team des Gastgebers Malaysia
Foto: Dieter Reinhardt - info@direvi.de

Beobachtet auch die Juniorteams. Es bleibt genügend Zeit, um in der Freizeit das Land zu sehen, ans Meer oder auf eine der malerischen Inseln zu fahren oder schlicht am Abend in einem Straßencafé zu sitzen. Das wäre ihm allerdings am Montag vor dem Turnier fast zum Verhängnis geworden. Zwei junge Männer veranstalteten auf einer der Geschäftsstraßen ein hier nicht unübliches Wettrennen (vorausgesetzt, der alltägliche Stau gestattet dieses), einer kam ins Schleudern, die Fahrzeuge kollidierten und das eine Auto schoß ins Straßencafé, nur zwei Tische von Pauli entfernt. Mindestens zwei der dort Sitzenden fanden den Tod, weitere Gäste schwer verletzt.
Morgen einmal mehr das Duell Lissek - Peters. Nicht mehr so brisant wie beim ersten Aufeinandertreffen vor zwei Jahren in Leipzig, eigentlich eher ein Freundschaftsspiel. Beide Mannschaften kennen sich gut, wir wohnen hier Zimmer an Zimmer auf demselben Flur und wenn die Hotelleitung Hockeyspiele dort nicht untersagt hätte, könnten wir gleich vor der Zimmertür beginnen.

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann

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Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sportliches und Außersportliches.

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