Montag, den 24.03.2003


Ein Loblied auf die Abwehr


Nicht, dass wir heute richtig unter Druck gestanden hätten. Aus dem normalen Spielverlauf heraus musste Torhüter Clemens Arnold kaum eingreifen. Aber es lief nicht so recht in der ersten Hälfte. Ging das Spiel gestern noch frisch und forsch nach vorn, waren heute vor allem in der ersten Halbzeit doch viele individuelle Fehler zu verzeichnen: Verstoppen des Balles, ungenügende Ballsicherung, Abspielfehler.

Wunder dauern etwas länger. Es wäre ja auch vermessen zu erwarten, dass direkt nach der Hallensaison, mit einer doch stark veränderten jungen Mannschaft gleich an die Leistungen der Vergangenheit nahtlos anzuknüpfen wäre. Zumal auch zwei Spiele innerhalb von zwei Tagen bei diesen Temperaturen und dieser Luftfeuchtigkeit nicht in den Klamotten stecken bleiben. Was sich aber wie eine Linie in allen Petersschen Mannschaft seit 2001 fortsetzt ist der große "teamspirit", der Kampfeswillen, die Kraft, auch Spiele, die nicht so laufen, umzubiegen.

Und so lange es nach vorn nicht so läuft, muss die Abwehr sehen, dass hinten nichts anbrennt. Und auf die ist wie immer Verlass. Weltklasse die beide Innenverteidiger Hupe und Wesa. Beeindruckend wie routiniert Timo mit seinen 20 Jahren und 56 Länderspielen weiß, was er zu tun hat. Wann er seine gefährlichen Schlenzer von hinten heraus setzen muß, wann sich selbst im Mittelfeld anbieten. Über Hupes Weltklasseleistungen, die er in nahezu jedem Spiel erbringt, noch zu reden, hieße Eulen nach Athen tragen. Aber da wollen ja alle hin. Auch Philipp "Zello" Zeller hat sich zu einer festen Größe hinten rechts entwickelt. Hinten links durfte heute Jan Gehlen heran und hat seine Sache gut gemacht. Die Abwehrarbeit beginnt aber ganz vorn und insofern gehören Angriff (hier war Sascha Reinelt heute zumindest im Spiel nach hinten durch seine Schnelligkeit immer wieder hilfreich, nach vorn klappte es heute nicht ganz so gut) und Mittelfeld dazu. Hinter allem aber der Turm in der Schlacht, Clemens Arnold, der heute vor allem bei sieben koreanischen Ecken zu tun bekam. Hier setzte auch sofort Hupes Kritik an, als ich ihm erzählte, ich wolle jetzt ein Loblied auf die Abwehr singen. "Wir hatten sieben Ecken gegen, das sind Abwehrfehler."
Aber eigentlich muss man im Augenblick bei "Ecke gegen" kaum Angst um das deutsche Team haben. Was Tibor oder Mike nicht sensationell ablaufen, hält Clemens. Vier Eckenschlenzer hat er heute spektakulär entschärft. Das Abwehrverhalten aller Eckenabwehrspezialisten ist abgestimmt ohnegleichen (alle mir auf der Zunge oder Tastatur liegenden Vergleiche aus der Welt der Technik habe ich sogleich wegen unzureichender Präzision wieder verworfen). Nachdem die Abwehr die Null, die hinten stehen muss, in die Halbzeitpause gesichert hatte, kam dann, ja ich zahle freiwillig 5 Euro ins Phrasenschwein, die Mannschaft über den Kampf ins Spiel und zu Torchancen.
Das 2:0 dann nur folgerichtig, aber mit einer Eckenserie gerieten wir noch einmal unter Druck. Aber da war dann Clemens Arnold vor, der die Schlenzer sensationell hielt.

Die Ausgangsposition ist nun hervorragend, das Endspiel zu erreichen. Die nächsten zwei Tage sind Ruhetage. Morgen werden wir einen Ausflug an die See auf die der Küste vorgelagerte Insel Pulau Pangkor machen. Aber schon heute Abend warnte Bernhard Peters wie immer davor, die nächsten vermeintlich leichteren Gegner Malaysia und Neuseeland zu unterschätzen. Für die Malayen geht es schon um die letzte Chance, am Sonntag noch die Platzierungsspiele zu erreichen und sie sind weit besser als die bisherigen Ergebnisse. Sie machen nur die klarsten Torchancen nicht ein. "Und nur dumme Spieler und Mannschaften wähnten sich in der jetzigen Ausgangssituation sicher. Wir müssen mit der gleichen Leidenschaft wie bisher spielen, um die Endspielteilnahme am Donnerstag klar zu machen". So die deutlichen und keinesfalls hochmütigen Worte des Bundestrainers. Diese Eigenschaft ist wirklich die allerletzte, die man ihm andichten könnte.

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann

 

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Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sportliches und Außersportliches.


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