Ohne Worte...
11. September 2003, 21:30 Uhr
Der gestrige Abend war, wie ihr ja sicherlich live miterlebt habt, ein erfolgreicher für den deutsche Sport und das Fußball: Die deutsche Elf hat vor unseren Augen 2:1 gegen Schottland gewonnen. Zusammen mit den schottischen Damen und Herren haben wir uns dieses Spiel auf einer Großleinwand im Hotel angeschaut. So eine gute Stimmung wie im Stadion konnten wir zwar nicht im spanischen Barcelona erzeugen, aber das Spiel wurde trotzdem lautstark kommentiert, ausgebuht, gepfiffen und vor allem im deutschen Herrenteam mitgefiebert, da Bares auf dem Spiel stand. Jeder hatte im Vorfeld natürlich einen Tipp abgegeben und so wünschte sich der eine ein Tor mehr von den Schotten, der andere von den Deutschen und der Dritte regte sich über Spielentscheidende Schiedsrichterpfiffe auf. Na ja, am Ende haben auf jeden Fall die Deutschen gewonnen und so hätten wir uns das auch gerne für heute gewünscht.
Beide Halbfinalspiele der deutschen Hockey-Nationalmannschaften hatten zwar das Endergebnis von 5:1, aber leider reichte es nur zu einem Einzug ins Endspiel. Heute Morgen war die Welt noch in Ordnung und jetzt… na ja, irgendwie ist da im Moment ziemlich wenig. Den Herren aber erst einmal einen herzlichen Glückwunsch zum Einzug ins Finale. Da die Niederlande im zweiten Halbfinale des Tages ja 5:2 gegen Spanien verloren haben, dürfen unsere Herren am Samstag gegen den Gastgeber, um die europäische Krone spielen. Die spanischen Damen haben es heute aber auch geschafft in das Finale einzuziehen, durch einen spannenden Sieg im 7-Meter-Schießen über England, d. h. wir haben eine erneute Chance gegen die Engländerinnen und dieses Mal geht es nicht nur um einen Gruppenplatz, sondern um einen Platz auf dem Treppchen. Mit dem undankbaren vierten Platz möchte natürlich keiner gerne nach Hause zurückkehren. Um 10:30 Uhr am Samstag geht es für uns das letzte Mal auf den Kunstrasen auf dem Montjuic rund und dann möchten wir uns natürlich mit einem Sieg von hier verabschieden. Aber bis dorthin ist noch lange Zeit.
So richtig erzählen kann ich Euch irgendwie nichts. Klar, nach so einer Niederlage ist erst einmal viel Frust da und Enttäuschung. Man möchte am liebsten nach Hause, in die gewohnte Umgebung, zu Freund und Freunden, zur Familie, Hund, Katze, Maus,… Das Essen am Platz konnte heute auch wirklich für nichts entschädigen oder aufmuntern und das Buffet am Abend im Hotel gibt auch nichts mehr her. Immerhin konnten wir heute mal wieder Crepes essen und das, wer wollte, auf die deftige Art mit Ei, Schinken und/ oder Käse. Von der Sonne sind wir alle ziemlich erschlagen und die Röte ist in allen Gesichtern zu sehen (und wir haben uns alle gut eingecremt und Sonnenhüte getragen, aber beim Spielen geht das nicht so gut). Die Augen brennen und die Knochen sind müde. Jojo hat es fast schon wieder geschafft die gesamte Mannschaft einmal durch zu massieren. Ich werde so gegen 22:15 Uhr die Letzte sein. Da nicht alle mehr Lust hatten sich das zweite Damenhalbfinale anzuschauen, konnte er frühzeitig mit seiner Arbeit hier im Hotel beginnen und hat wie immer ohne große Pausen durchgearbeitet. Zum Spiel der deutschen Herren haben sich allerdings wieder alle auf der Anlage eingefunden, denn dieses Spiel wollte natürlich keine von uns verpassen.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass unsere Niederlage auch etwas Gutes haben könnte und zwar für unsere deutsche Schiedsrichterin Ute Conen. Sie durfte heute das zweite Halbfinale zwischen England und Spanien mit ihrer niederländischen Kollegin Rene Cohen pfeifen. Dann drücken wir einfach einmal Ute die Daumen damit das Endspiel vielleicht wenigstens eine deutsche Vertreterin hat.
Mittlerweile sind wir hier im Senator Hotel schon wieder zum „Alltag“ übergegangen: einige von uns spielen unten in der Hotelbar Karten, andere schauen fern, lesen und machen wer weiß was. Ich werde mich gleich auf die Massagebank legen und danach meine Augen zum schlafen schließen. Was der morgige Tag uns bringen wird, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht, aber bevor wir uns zum Schlafen ablegen, wird es uns der Plan an Jojos Zimmertür verraten.
Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend und ich hoffe, wir haben Euch zu Hause nicht zu sehr enttäuscht. An Eurem Daumendrücken hat es bestimmt nicht gelegen, oder?
Gruß
Eure Denise
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Denise Klecker berichtet ...
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